16:22 Uhr
Heute ist Mamas Beerdigung.
Ich sah schrecklich aus. Ich war noch blasser als sonst, meine Augen waren schwer vor Kummer und Trauer und Müdigkeit und meine Haare hingen leblos nach unten. Papa und Marcel (mein Bruder) sahen ungefähr genauso aus. Papa sah aus, als würde er jeden Augenblick zusammenbrechen und Marcel schien wie paralysiert zu sein, seine Augen waren so emotionslos wie noch nie zuvor.
Kaum zu glauben, dass wir heute sowas schlimmes erleben müssen. Es fällt mir so schwer, diesen furchtbaren Albtraum zu ertragen. Es fällt mir so schwer, dass alles hier zu realisieren, geschweige denn überhaupt wahrzunehmen. Wahrscheinlich werde ich es nie realisieren können, das wird mein Herz nicht aushalten. Der Schmerz ist einfach zu groß.
Herr Kükenshöhner, der Pastor, hielt die Trauerrede. Papa, Marcel und ich saßen da auf unseren Plätzen und hörten schweigend zu. Ich hielt meinen Kopf gesenkt und musste mich die ganze Zeit mehr als nur zusammenreißen, nicht zu heulen.
Die Minuten zogen sich in die Länge und während Herr Kükenshöhner redete, hielt ich meinen Kopf kontinuierlich gesenkt und wagte es nicht, zu dem Sarg zu schauen. Ich würde es nicht ertragen. Ein Blick - und ich kann mich nicht länger zusammenreißen.
Herr Kükenshöhner beendete seine Rede und bat mich nun, zu meinem Klavier zu gehen. Ich stand auf. Mit wackeligen Beinen und gesenkten Kopf ging an dem Sarg vorbei zu meinem Instrument. Der Weg schien mir so unendlich lang vorzukommen. Jeder Schritt war die Hölle.
Zitternd setzte ich mich und legte meine Finger auf die Tasten. Ich schloss die Augen. Eine kleine Träne rollte über meine Wange.
Ich brauchte mehrere Atemzüge, bis ich anfing, das Stück zu spielen, was Mama besonders mochte.
Ich habe es für sie komponiert. Es heißt "Thousand Stars of Hope".Und ich begann zu spielen.
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Vom Finden, Lieben und Verlieren 🥀 (Teil 2)
Pertualangan✧TEIL 2✧ "Manchmal weiß das Herz etwas, was der Verstand nicht begreifen kann." Dieses Buch enthält eine Sammlung alter Tagebucheinträge von mir bis hin zum aktuellsten. Tagebücher sind privat, insbesondere dieses hier, aber wer es findet, der hat...