- Riley -
Die Einfahrt, auf die Maxwell gerade abbiegt, weckt in uns allen dreien Beklemmung. Ich habe mich zwischen Max und Judy auf der Rückbank vorgelehnt und beobachte mit einem dicken Kloß im Hals, wie wir die lange Kiesauffahrt passieren, die von großen Pinienbäumen gesäumt wird und direkt zu dem nach hinten versetzten Wohnhaus meiner Eltern führt.
Die Morgensonne ist golden und bringt mit ihrem Licht das warme Gelb der Hauswände zum Leuchten. Der Garten ist wie immer perfekt hergerichtet und ich erkenne sogar das rote Cabriolet meiner Schwester vor der Haustür.
"Riley?"
Fragend blinzle ich Judy an, dir mir ein kleines Lächeln schenkt, bevor sie wiederholt: "Ich wollte nur wissen, ob du gut geschlafen hast. Aber das hat sich wohl erledigt, du schläfst ja immer noch halb."
Ich unterdrücke den Impuls, mich zu entschuldigen und reibe mir die Augen. Gestern bin ich früh ins Bett gegangen, weil ich von dem Flug und der ganzen Situation ziemlich geplättet gewesen bin. Leider fühle ich mich auch heute noch, als hätten mich zwei Laster hintereinander überfahren und dann auf der Straße liegen lassen.
Und dann ist da noch der Anruf meiner Mutter heute Morgen. Sie muss wohl von Beatrice erfahren haben, dass ich schon in San Antonio gelandet bin, und hat sofort einen Termin mit Dads Rechtsberatern gemacht, zu dem Judy, Max und ich jetzt anzutreten haben.
Aber ehrlich gesagt kenne ich sie nicht anders.
Max lässt den Motor verstummen und zieht den Schlüssel mit einem Klicken aus der Zündung. Dann sitzen wir eine Weile in der Stille zusammen, jeder in seinen eigenen Gedanken versunken. Ich muss unvermittelt daran denken, wie Dad mir mit sechzehn Jahren hier in der Einfahrt das Anfahren mit manueller Schaltung beigebracht hat.
Es hat ihn zwar eine neue Stoßstange für seinen Jeep und einen zerstörten Blumentopf gekostet, aber die Erinnerung hat uns beide immer zum Lachen gebracht. Plötzlich kommt der Schmerz mit voller Wucht zurück und droht, mir die Tränen in die Augen zu treiben.
Beinahe bockig rümpfe ich die Nase und hechte aus dem Auto. Die anderen beiden folgen mir schweigend, während ich die kleine Treppe zur Haustür hochsteige und die Klingel drücke. Ein letztes Mal kontrolliere ich, ob mein blaues Hemd ordentlich sitzt. Es dauert keine zwei Minuten, da wird die Tür geöffnet und meine Schwester steht mir gegenüber.
Ihr schwarzes Haar ist zu einer lockeren Frisur hochgesteckt und sie trägt einen schwarzen Zweiteiler, der ihrer schlanken Figur schmeichelt und sie erschreckend wie unsere Mutter aussehen lässt.
"Hallo Beatrice", bringe ich hervor und lächle so ungetrübt, wie ich kann. Auch sie kämpft darum, ihr Lächeln aufrecht zu erhalten und fällt mir um den Hals.
"Hallo, Brüderchen", murmelt sie und schnieft. Einen Moment lang klammere ich mich einfach an ihrer schmalen Gestalt fest und genieße die Geborgenheit und Vertrautheit der Berührung. Als ich jedoch ein steifes Räuspern hinter mir höre, trete ich schnell einen kleinen Schritt zurück und löse mich von Beatrice.
Hinter ihr steht meine Mutter. Aufrecht und schön wie immer, in einem dunkelgrauen Etuikleid mit schwarzem Spitzenbesatz. Ihre schlanken Beine werden von schwarzen Pumps betont und ihre Haare liegen in einem perfekten Pferdeschwanz über ihre knochige Schulter.
"Mamà", murmle ich und gehe auf sie zu, um auch sie zu umarmen. Ihre grünen Augen mustern mich forschend, aber ich halte ihrem Blick stand. Und dann, als ich genau vor ihr stehe, schlingt sie die schlanken Arme um mich und hält mich fest, als könnte ich jeden Moment verschwinden.
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Liebe geht durch den Magen
RomanceRiley hat eine Leidenschaft, für die sein Herz schneller schlägt: Kochen. Doch in seinem Job als Kantinenwirt einer öden Firma in Phoenix kann er diese nur sehr bedingt ausleben. Er wird jedoch aus seinem langweiligen Alltag gerissen, als sein Vate...