- Riley -
Es ist jetzt knapp eine Woche her, seit Atlas mir mit seinem Anwalts-Machtwort in Phoenix den Hintern gerettet hat. Seitdem hat sich einiges beruhigt.
Ich habe eine offizielle Entschuldigung von VivaTech bekommen, die ich aber süffisant ignoriert habe - ebenso wie das Angebot, wieder in der Kantine anzufangen.
Jetzt bin ich zwar immer noch arbeitslos, aber sie haben mir eine ordentliche Entschädigung angeboten, die ich Judy zur Verfügung stelle, unter anderem, weil ich immer noch bei ihr lebe. Außerdem habe ich mich tatsächlich damit angefreundet, Max erstmal mit seinem Handwerksbetrieb zu helfen.
Die Beerdigung und Trauerfeier meines Vaters sind einigermaßen reibungslos vonstatten gegangen und den erneuten Streit zwischen meiner Mutter, Judy und mir hat zum Glück kein Gast mitbekommen, weil wir uns in die Küche zurückgezogen haben.
Jetzt pendelt sich ein Alltag ein, mit dem ich tatsächlich zufrieden bin. Vielleicht kann ich kein eigenes Restaurant betreiben, aber zusammen mit Max durch die Gegend zu fahren und Dinge für andere Menschen zu reparieren gibt mir definitiv auch etwas.
Gerade haben wir der älteren Mrs Reeves einen neuen Wasserhahn eingebaut, der nicht mehr tropft, und Max steuert seinen Pick-Up auf den Parkplatz einer kleinen Bar an der Ecke von Mrs Reeves' Straße.
„Wir haben uns eine kleine Pause verdient", hat er nur mit einem Zwinkern angemerkt und ein Blick auf die Uhr bestätigt mich darin, dass es schon Zeit für ein frisches Bier ist.
Gemeinsam betreten wir den kleinen, urigen Laden, der eigentlich nur aus einer Theke, drei Hockern und einem Fernseher besteht, in dem stumm geschalteter Live-Sport läuft.
„Zwei große Bier, bitte", wende ich mich an den Kerl hinter der Theke, der sofort nickend anfängt zu zapfen.
Max rückt seine San Antonio Brahmas Basecap zurecht und zwinkert fröhlich: „Ich bin kurz für große Jungs." Dann ist er um die Ecke verschwunden, sodass ich mich mit einem erleichterten Seufzen auf den Barhocker niederlasse.
Ich freue mich auf das Wochenende.
Zum einen, weil ich die körperliche Arbeit nicht gewohnt bin und meinen Muskeln definitiv mal eine Auszeit gönnen muss. Zum anderen, weil Max morgen Geburtstag hat und ich ihm einen Angelausflug versprochen habe, den wir für heute Abend angesetzt haben. Morgen feiern wir abends in der Scheune eines Freundes.
Es stehen also tolle Tage bevor, die mir schon jetzt ein aufgeregtes Grinsen ins Gesicht zaubern.
Dieses Grinsen verblasst jedoch, als ich in der verspiegelten Wand hinter der Bar, wo diverse Spirituosen ausgestellt sind, ein vertrautes Gesicht zu erkennen meine.
Mit einem überraschten Grunzen drehe ich mich auf meinem Hocker einmal um mich selbst und merke erst jetzt, dass die Bar doch noch ein paar Tische hat.
Und an einem dieser Tische sitzt, zusammengesunken und mit dem glasigen Blick eines nicht mehr ganz Nüchternen, kein anderer als Atlas. Das Glas vor ihm ist noch zur Hälfte mit goldenem Whiskey gefüllt.
Er scheint mich nicht bemerkt zu haben, denn er starrt weiter finster auf den abgenutzten Tisch vor sich. Irgendwas an seinem Aussehen - vielleicht sind es die unordentlichen Haare, vielleicht der leichte Bartschatten, vielleicht aber auch die tiefen Augenringe - lässt mich aufstehen und zu ihm gehen.
„Hi Atlas."
Meine Stimme lässt ihn aufschrecken und er blinzelt hektisch, bevor sein Blick mich findet. Als er mich erkennt, hellt sich seine Miene minimal auf.
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Liebe geht durch den Magen
RomanceRiley hat eine Leidenschaft, für die sein Herz schneller schlägt: Kochen. Doch in seinem Job als Kantinenwirt einer öden Firma in Phoenix kann er diese nur sehr bedingt ausleben. Er wird jedoch aus seinem langweiligen Alltag gerissen, als sein Vate...