- Riley -
Pünktlich um neun Uhr morgens sitze ich am nächsten Tag in dem geschmackvoll eingerichteten Café, das mir in der Email genannt worden ist. Der Kaffee vor meiner Nase ist stark und schwarz und genau das, was ich jetzt brauche, um zu mir zu kommen.
Angespannt fahre ich mir durch die Haare, denn das nervöse Ziehen in meiner Magengrube macht mir zu schaffen. Was, wenn dieser Anwalt mir nicht helfen kann? Was, wenn es keine gute Lösung für unsere Situation gibt? Und bin ich denn überhaupt bereit, meine Beziehung mit meiner eigenen Mutter und meiner Schwester aufs Spiel zu setzen und vielleicht zu ruinieren?
Ich bin so in meine Gedanken vertieft, dass ich gar nicht mitbekomme, wie sich die gläserne Tür des Cafés öffnet und ein groß gewachsener, dunkelhaariger und sehr attraktiver Mann in einem teuer aussehenden Anzug eintritt und seinen Blick suchend durch den vollen Raum wandern lässt.
Erst als er neben mir auftaucht und sich verhalten räuspert, hebe ich den Blick. Seine braunen Augen mustern mich, während er mit einem kleinen, höflichen Lächeln fragt: "Entschuldigen Sie, Sir. Sind Sie Riley Blake?"
Als ich nicke, wird sein Lächeln breiter und er hält mir die Hand hin. Schnell erhebe ich mich und ergreife sie, während er sich vorstellt: "Mein Name ist Atlas Wilkinson, ich bin Ihr Erbrechtsanwalt.
Sie haben nur mit meinem Kollegen telefoniert, das tut mir sehr leid. Deswegen habe ich dieses persönliche Treffen vorgeschlagen - so können Sie sich ein Bild von mir machen und Fragen stellen, bevor wir in die Details gehen."
Nachdem er seinen kurzen Monolog gehalten hat, lässt er meine Hand los. Überrascht muss ich feststellen, dass der feste, warme Händedruck tatsächlich angenehm war und sich meine Handfläche jetzt seltsam kalt anfühlt.
Ich deute auf den zweiten Stuhl am kleinen Tisch. "Vielen Dank, dass Sie persönlich nach hergekommen gekommen sind. Setzen Sie sich doch."
Mr. Wilkinson kommt meinem Angebot nach und wenig später nimmt eine Kellnerin seine Bestellung auf - einen schwarzen Kaffee mit einem Schuss Milch. So würde ich ihn auch normalerweise trinken.
Dann richtet sich der feste, aber wohlwollende Blick des Anwalts wieder auf mich. Ich lasse sein Bild auf mich wirken, die dunkelbraunen, etwas längeren Haare, die locker zurückgestrichen sind, die ebenmäßigen, aber nicht perfekten Gesichtszüge mit der etwas zu spitzen Nase und dem leichten Bartschatten. Dazu die starken Schultern, die von dem dunklen Stoff seines Anzugs noch betont werden und die großen, gepflegten Hände, die nicht so wirklich zu dem Großstadtanwalt aus Houston passen wollen.
Atlas Wilkinson ist - wegen diesen kleinen Besonderheiten - genau mein Typ.
Und was macht man, wenn man einem Kerl, der perfekt ins Beuteschema passt, aus geschäftlichen Gründen gegenüber sitzt? Man lächelt höflich und strafft die Schultern, um sich ja nicht ablenken zu lassen.
"Wie war Ihr Flug?", beginne ich die Unterhaltung locker, während er einen ersten Schluck seines Kaffees nimmt. Das leichte Zucken seines Mundwinkels, das wohl eigentlich zu einem ironischen Grinsen werden will, verrät ihn schon, bevor er antwortet.
"Anstrengend. Die Maschine stand wegen technischen Problemen zwei Stunden im Terminal in Houston. Deswegen auch meine verspätete Rückmeldung an Sie. Wo wir jetzt bei Ihrem Anliegen wären", fügt er hinzu und setzt sich gerader hin, sein Blick jetzt konzertiert und aufmerksam.
"Es geht also um einen Streit zwischen Ihnen und Ihrer Mutter bezüglich des Erbes Ihres Vaters, wenn ich das richtig verstanden habe?"
Nickend hole ich die Kopien der Testamente meines Vaters aus der ledernen Aktentasche neben meinen Füßen. "Das ist korrekt. Mein Vater ist vor einer Woche gestorben und hat drei unterschiedliche Testamente aufgesetzt - alle am selben Tag und von einem Notar beglaubigt. Unser Problem...", ich räuspere mich und suche nach den richtigen Worten, um unsere Familiensituation zu beschreiben, während mein Gegenüber aufmerksam zuhört.
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Liebe geht durch den Magen
RomanceRiley hat eine Leidenschaft, für die sein Herz schneller schlägt: Kochen. Doch in seinem Job als Kantinenwirt einer öden Firma in Phoenix kann er diese nur sehr bedingt ausleben. Er wird jedoch aus seinem langweiligen Alltag gerissen, als sein Vate...