FÜNF

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"Und hattet ihr Spaß?", fragte ich Emma, die verkatert mit mir am Frühstückstisch saß und zum Glück nicht gemerkt hat, dass ich nicht zu Hause geschlafen habe. Nachdem ich bei Marco weg war habe ich Brötchen gekauft und einfach so getan, als sei ich beim Bäcker gewesen. Ich hatte seit Ewigkeiten nicht mehr mit einem Mann in einem Bett geschlafen und dann ausgerechnet mit Marco. "Ja, total!...", sagte Emma und begann ausführlich von ihrem Abend und ihrer Nacht zu berichten.

Meine Gedanken waren in der Zeit bei Marco. Ich hoffte, ihm war es einfach egal, dass ich nicht mehr da war. Wahrscheinlich hatte er es schon längst bereut, mich bei sich schlafen zu lassen.

"Wer ist es?", fragte Emma mich, weil das Klingeln meines iPhones ihren Redefluss unterbrochen hatte. "Ach nur eine Kommilitonin, bestimmt wegen einem Referat.", sagte ich ihr und wartete bis es aufgehört hat zu Klingeln. Ein entgangener Anruf: Marco.

Später als Emma wieder schlief und ich in meinem Zimmer lag entschloss ich mich Marco anzurufen. Vielleicht war es ja wichtig, weshalb er angerufen hat. "Hey, hier ist Mila.", sagte ich in den Hörer und hörte Marco am anderen Ende ruhig atmen. "Ich habe deine Nummer schon gesehen.", antwortete er mir, viel zu ernst, und fragte gleich darauf: "Wieso bist du einfach verschwunden?" Weil ich Angst hatte, dass er fragt, warum ich mitten in der Nacht in seinem Zimmer stand. "Hätte doch keinen Unterscheid gemacht, ob du alleine oder neben mir aufwachst.", sagte ich stattdessen und hörte ihn jetzt schneller atmen. "Doch einen sehr großen sogar!"

"Kannst du vorbeikommen?", fragte ich dann, ohne auf seine Aussage einzugehen. "Jetzt?", kam es überrascht vom anderen Ende der Leitung und ich war mir selbst unsicher mit meiner Frage. Aber es gab kein Zurück mehr. "Ja oder nach deinem Auslaufen halt." "Du hast dir das gemerkt?", fragte er sichtlich besänftigt und ich ließ mich in mein Kissen sinken. Natürlich merkte ich mir was er sagte.

"Also ich kann so um 15 Uhr. Ist das okay?"
"Ja das passt! Aber nur wenn du wirklich Zeit hast."
"Ich habe Sonntags nie wirklich was vor. Also habe ich wirklich Zeit."
"Ich mache Sonntags auch meistens nichts."
"Dann machen wir also zusammen nichts."
"Okay."
"Okay. Bis später, Mila."

Bis Marco kam war noch genügend Zeit und ich beschloss mich wenigstens ein bisschen gut aussehen zu lassen. Auf dem Weg ins Bad kam mir eine völlig verschlafene Emma entgegen, die hektisch einenOrdner in ihre Tasche stopfte. "Ich hab das so vergessen. Ich bin mit einem Kommilitonen verabredet. Wird spät werden, aber morgen Abend sehen wir uns wieder!", rief sie mir noch schnell zu und war verschwunden. Vielleicht auch besser so, dass Emma nicht da war, wenn Marco kam.

Marcos Sicht
"Das du eitel bist wissen ja alle. Aber heute übertreibst du bisschen mit deinen Haaren!", rief Mats mit zu, der als Letzter mit mir in der Kabine stand. Ich wollte gut aussehen, wenn ich Mila sah. Nicht so verschlafen, wie sie mich mit Sicherheit an diesem Morgen zum letzten Mal gesehen hat.

"Hi.", begrüßte sie mich und trug eine schwarze Jeans, ein weißes Shirt und ihr Haare offen. "Hey.", gab ich zurück und lächelte sie an. Meine ganze schlechte Laune, die ich hatte, weil sie verschwunden war, war auf einmal weg. "Wir sind alleine. Emma ist unterwegs.", erklärte Mila mir und lotste mich Richtung Couch, auf die wir uns setzten. Erleichtert atmete ich aus, denn Emma war das genau Gegenteil von Mila. Sie hatte ein riesiges Mitteilungsbedürfnis und war mit Sicherheit ständig unterwegs.

"Warum sollte ich vorbei kommen?"
"Das war eher ein spontaner Einfall.", antwortete Mila mit einem scheuen Lächeln. Genau, wie ich es mir gedacht hatte.
"Soll ich lieber wieder gehen?", fragte ich, um sie aus der Reserve zu locken und rutschte ein Stück näher an sie heran. Diesmal blieb sie aber einfach sitzen und beobachtete mich, während sie den Kopf schüttelte. Ohne meinen Blick von ihr zu nehmen kam ich Mila immer näher und hätte sie am liebsten geküsst. Einfach so, um zu sehen, was danach passiert. Aber kurz vor ihren Lippen stoppte ich und merkte, wie sie die Luft anhielt und sich auf die Unterlippe biss. "Dann bleibe ich.", flüsterte ich ihr entgegen und nahm ein Nicken wahr.

Die Liebe braucht Zeit. (Marco Reus FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt