Kapitel 4: Gemeinsame Arbeit

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Einige Tage später, beim aufräumen meiner Schränke, stieß ich auf ein altes Fotoalbum, welches mir Cole damals geschenkt hatte. Ich wusste weder das ich es noch besitzet, noch das dort so viele Bilder drin sind. Während ich durch die Seiten blätterte wurde ich fast überwältigt mit nostalgischen Gefühlen. Doch eine Sache viel mir auf, welche die positive Euphorie, welche ich empfand, durch bittere Herzschmerzen ersetzte. 

Das letzte Foto, welches direkt neben dem Abschluss des ersten Jahres hing, waren Cole und ich. Es war ein Selfie mit einer Polaroidkamera, wie wir eine Gruppenarbeit machten. 

Damals...

"Cheese!!!" rief Cole und nahm das Foto, um es zu schütteln. 
"Cole, dass ist jetzt nicht der beste Zeitpunkt" sagte ich unbeeindruckt und schaute mich um. Wir beide saßen im Schneidersitz auf dem Boden. Überall um uns herum lagen Blätter, welche wir bis morgen lernen mussten. Es war die Abschlussklausur in Rechtskunde. Und wenn Cole eins gehasst hat, dann war es dieses Fach. Dementsprechend wenig interessierte er sich für das alles. Das machte es mir nicht gerade einfach. 

"Lächeln Parker" sagte er nur und legte seine warme Hand auf meine Schulter. 
"Nein" antwortete ich ernst, was sein lächeln in einen verwunderten Gesichtsausdruck verwandelte. 
"Was machen wir hier? Es ist 00:23 und wir haben noch scheiße viel zu tun bis morgen früh um 06:00. Du hast gesagt, dass ich dir das hier bei bring soll" sagte ich enttäuscht und verrschränkte die Arme. 
"Hey Parker, es ist okay. Ich wollte nur..." versuchte er sich zu verteidigen, doch in diesem Moment sprach ich etwas aus, was mir zu diesem Zeitpunkt schon einige Monate auf der Seele lag. 
"Ist das hier für dich alles ein Witz? Ich dachte du willst auch Polizist werden!" warf ich ihm vor und stand auf, um einen Schritt zurück zu gehen. 
"Irgendwie habe ich das Gefühl, dass du das alles nicht wirklich ernst nimmst. Wenn du keine Lust hast, dann mach doch was anders" sagte ich verbittert und frustriert. 

Vielleicht wirkte es jetzt, wenn ich das erzähle, so, als wäre diese Reaktion aus dem nichts gekommen. Aber das war sie nicht. Seit ungefähr zwei Monaten schwänzte Cole regelmäßig den Unterricht. Er ging viel auf Partys und trank Alkohol bis in die Morgenstunden. Die Partnerprojekte, welche wir machen mussten, machte ich mittlerweile alleine. Dieses mal hatte er mir versprochen mit anzupacken. Erst kam er zwei Stunden zu spät,  dann ging er alle fünf Minuten eine Rauchen und jetzt spielte er mit der Kamera rum. Das war mir in diesem Moment einfach zu viel. 

Doch als ich den Satz beendet hatte wurde mir bewusst, was ich gerade gesagt hatte. 
"Cole. Tut mir leid..." wollte ich sagen. 
"Du hast Recht" sagte er nur kalt. Ich schaute von oben auf ihn herunter. 
"Du warst schon immer besser als ich. Tut mir leid wenn ich dir zur Last gefallen bin" sagte er ungewohnt traurig und stand ebenfalls auf. 
"Cole ich habe es nicht so gemeint" sagte ich, doch er legte seine Hand auf meine Schulter. 
"Es ist okay. Ich verstehe was du sagen willst. Und außerdem hast du mit allem Recht. Ich... Zweifel schon eine Weile" sagte er dann und schaute auf den Boden. 
"Nein, dass wollte ich nicht. Ich mach mir nur... Sorgen" sagte ich.

"Um mich?" fragte er und schaute mir in die Augen. 
"Ja" antwortete ich leise. 
"Oh Parker" sagte er gerührt. 
"Weißt du, ich wollte ich wäre mehr wie du" sagte er dann und strich mit seiner Hand über meinen Oberarm. 
"Wie meinst du?" fragte ich und wurde ganz verkrampft.
"Du bist so aufopferungsvoll. Du bist zu... gut" sagte er und ging hinunter zu meiner Hand.

"Eines Tages, eines Tages wirst du ein Held sein Parker" schmunzelte er. 
Er ließ meine Hand nicht los. Wir standen so für einen Augenblick. 
"Ich hoffe du vergisst mich nicht" sagte er in ruhiger Stimme, bevor er meine Hand vorsichtig losließ. 

"Danke... Cole" sagte ich zu ihm.
"Keine Ursache" antworte er mit einem selbstbewussten Lächeln, wie er es so oft tat. 

Das Trügerische daran, wenn man Jung ist, ist das Gefühl, endlos viel Zeit zu haben. Man denkt, dass alles so wie es jetzt ist immer so bleiben wird. Doch das stimmt nicht. Situationen, ja ganze Leben, sie ändern sich innerhalb von Wimpernschlägen. Ich wünschte man hätte mir das früher gesagt, dann hätte ich mich vielleicht getraut ihn zu küssen...

Wer ist Cole?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt