Kapitel 8: Das Treffen

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Es fühlte sich irgendwie komisch an, so irreal. Unser Treffen in der Gasse war jetzt schon fast sechs Stunden her. Aber ich konnte es immer noch nicht glauben. Es war so bizarr. Nach Jahren taucht er auf, wie ein Geist, und ich soll auch noch mit ihm sprechen? Wieso hat er sich nicht bei mir gemeldet? Was ist sein Problem? Ich sollte ihn festnehmen! Wer weiß was man herausfindet, wenn man sein Namen durch unsere Suchmaschinen jagt. 

Ich sollte ihn hassen...
und doch stehe ich hier. 
Ich stehe hier und freue mich darauf ihn wieder zu sehen. 
Noch nie habe ich mich so sehr darauf gefreut jemanden zu sehen wie jetzt. 

Und als sein Auto auf den Parkplatz fuhr und Cole tatsächlich aus dem Auto ausstieg und mir ein Lächeln zuwarf konnte ich es kaum glauben. 

"Du bist hier. Toll" sagte er. Ehe ich was sagen konnte umarmte er mich ganz fest. 
"Verdammt Parker ich hab mir sorgen gemacht" flüsterte er. Und auf einmal war all die Wut, all die Trauer und der Frust vergessen. Auf einmal fühlte es sich genau so an wie damals. Als würde man nach einer Langen reise durch einen endlosen Tunnel endlich wieder in das Licht treten. 

"Ich mir auch" sagte ich, als er von mir abließ. Er legte seine Hände auf meine Schultern. Er war immer noch einen halben Kopf größer als ich. 
"Ich habe schon gedacht, dass ich nie wieder mit dir reden kann. Das letzte mal als wir uns gesehen haben haben wir beide nach Abwasser gerochen und jetzt schau dich an: Held von Caseyville!" sagte er fast schon enthusiastisch. Doch irgendwie sprang dieser Funken nicht auf mich über. Meine Gedanken waren immer noch bei vorhin. 
"Cole... wo warst du?" fragte ich ihn, was ihn auf einmal ganz ruhig werden ließ. 
"Ich habe dir doch gesagt das ich etwas erledigen muss... damals?" sagte er dann und lehnte sich über das Geländer. Ich lehnte mich neben ihn und wir schauten wieder in den Sonnenuntergang. 
"Ja" sagte ich nur und wollte ihn weitersprechen lassen, doch er machte eine kurze Pause. 
"Ich bin... in was reingeraten. Etwas, wo ich nicht mehr rauskomme" sagte er dann und schaute auf seine Schuhe hinunter. 
"Cole, ich kann dir helfen" sagte ich, was ihn zum lächeln brachte. 
"Du hast dich kein bisschen verändert oder?" sagte er und drehte sich zu mir. 
"Kennst du das Pawlow-Kartell?" fragte er interessiert. Mir lief ein Schauer über den Rücken. 

Das Pawlow-Kartell ist eine kriminelle Gruppe, welche im ganzen Land, wenn nicht sogar Weltweit opperiert. Ihr Kopf war ein mysteriöser Mann, welcher nur als "Pascha" bekannt ist. Niemand kennt ihn, aber er wird in vielen Ländern der Welt gesucht. Das Kartell ist besonders im Drogen- und Waffengeschäft aktiv. In den zwanzig Jahren, in welchem das Kartell mittlerweile operriert haben sie eine Vielzahl von Leben auf dem Gewissen. Sogar in einem Bürgerkrieg in Südamerika sollen sie mitgewirkt haben. 

"Ich kenne sie" sagte ich mit beunruhigter Stimme. 
"Ich... ich habe Pascha getroffen und..." 
"Du hast Pascha Pawlow getroffen?" fragte ich ihn schockiert. 
Ich bekam am ganzen Körper gänsehaut. 

"Ja habe ich Parker und seit dem..." er schaute auf den Boden. 
"Oh nein Cole das ist nicht dein ernst" sagte ich und drehte mich von ihm weg und ging ein paar Schritte von ihm weg. Ich hielt mir die Hände hinter den Kopf. 
"Hey, es ist nicht so schlimm Parker" versuchte er mich zu beruhigen. 
"Natürlich! Ist ja nur der Pablo Escobar unserer Zeit. Der wahrscheinlich schlimmste Kriminelle auf unserer Erde" sagte ich laut. Ich wollte mich gar nicht zu ihm umdrehen. 
"Parker lass mich doch ausreden" sagte er und kam auf mich zu. Ich konnte spüren, dass er direkt hinter mir stand. 
"Nein. Ich will diesen Mist nicht hören" sagte ich und drehte mich zu ihm um. 
"Hör zu!" sagte er laut. 

"Er wird kommen. Hier in die Stadt, nach Caseyville City, weil er eine Übergabe machen möchte" sagte Cole und nahm meine Hand. 
"Verdammt Parker... ich... ich will das nicht mehr" antwortete er und schaute mir tief in die Augen. "Das muss aufhören" 

"Cole..." sagte ich. 
"Du musst mir helfen Parker. Ich will ihn aufhalten. Und dieses ganze kriminelle Netzwerk mit ihm! Aber ich schaffe es nicht alleine. Ich brauche einen Helden für meine Geschichte" sagte er und gab mir wieder dieses verdammte Lächeln. 
"Bitte, ich weiß das das für dich alles hart ist. Und ich war ein Arschloch okay? Ich wollte dir schreiben, zu dir kommen, aber ich wusste nicht ob du dafür bereit bist. Ich wollte dich nicht aus der Bahn..." wollte er sagen. 

"Es ist okay Cole" antwortete ich und lächelte ihn an. 
"Aber ich muss erst... nachdenken okay?" sagte ich dann. 
"Verdammt ich hab so gehofft das du das sagen würdest" sagte er und umarmte mich ganz euphorisch. 
"Du bist der Beste! Fuck, tut es gut wieder bei dir zu sein" sagte er dann. 

Doch irgendwie viel es mir schwer, seine Euphorie zu teilen. Es fühlte sich nicht an wie früher. Nicht so wie sonst, nein. Es war irgendwie anders. So... unrein. 
Wenn ich zurückdenke an damals, dann sehe ich zwei Jungen, welche einfach nur versucht haben das beste aus ihrer Zeit zu machen. Wir hatten ein gemeinsames Ziel, welches wir erreichen wollten. Heute ist das anders. Es fühlt sich nicht mehr so... leicht an. Eher wie ein Gewicht, welches ich auf meiner Brust trage. Ich fühlte mich fast schon schuldig dafür, dass ich seine Freude nicht teilen konnte. Das ich immer noch daran dachte, ihn bei der Polizei zu melden oder nachzuforschen, was er wirklich in dieser Zeit gemacht hat. 

"Wenn du willst, dann können wir noch was trinken gehen. Du kannst mir bestimmt einiges über dein Privatleben erzählen. Fährst ja schonmal ein cooles Auto" bemerkte er und grinste mich an. 

Ich ließ mich drauf ein. Wir verbrachten den Abend in einer Bar in der Mitte der Stadt. Ich hatte gehofft, dass dieses unangenehme Gefühl nach ein paar Cocktails verschwindet, aber ich habe mich getäuscht. Ich saß an diesem großen Tisch, zusammen mit meinem ehemals besten Freund oder... was auch immer wir waren... und konnte mich nicht freuen. War das nicht der Tag gewesen, auf welchen ich Jahre lang gewartet hatte? Über den ich so viel Nachgedacht habe? Der mich so oft um den Schlaf gebracht hat? Jetzt ist er. Aber ich war nicht vorbereitet. Kein Stück. Im Gegenteil. Der Schock sitzt viel tiefer al s ich es mir je hätte vorstellen können.

Wer ist Cole?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt