Kapitel 4

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"Du tust mir echt leid!", meint er dann und verzieht sich wieder zu den beiden Frauen. Lustlos kippe ich meinen Whiskey runter, lege das Geld auf den Tresen und verlasse die Bar.

--- Deine Sicht ---


Ich sehe dem Rothaarigen zu, wie er die Bar verlässt und ihn die Dunkelheit auf der Straße verschluckt. Als er vorhin zu uns geschaut hat, habe ich ihn sofort wiedererkannt. Diese Augen kann man einfach nicht vergessen. Als ich sie wieder gesehen habe, ist mir ganz warm geworden und ich musste unwillkürlich lächeln. Im ersten Moment war mir das ziemlich peinlich, aber als er dann zurückgelächelt hat, kam er mir gleich noch viel sympathischer vor. Leider hat er seinen Blick viel zu schnell wieder abgewendet.
James, der Barkeeper, hat mir und Sara vorhin erzählt, dass er und seine Kollegen jeden Samstag hier sind.
"Hallo! Verzweifelte Freundin an verknallte Az!", sagt Sara laut und wedelt mit der Hand vor meinem Gesicht herum. Erschrocken sehe ich sie an.
"Er ist weg! Du brauchst nicht noch weitere fünf Minuten auf die Tür starren", grinst sie. Ich seufze und wende dann meinen Blick von der Tür ab.
"Der sah ja verdammt gut aus", meint sie dann. Ich zwinge mich zu einem schiefen Lächeln, aber ich sehe ihr an, dass sie weiß, was wirklich in mir vorgeht.
"Ich kapiere das nicht, Sara! Ich habe noch kein einziges Wort mit ihm geredet, noch weiß ich, wie er heißt. Und trotzdem mag ich ihn jetzt schon total."
"Ich sage es ja nur ungern, weil ich weiß, wie du dazu stehst. Aber ich glaube an Liebe auf den ersten Blick. Und ich hoffe du jetzt auch."


"Schau mal, Az! Das hier klingt doch super", sagt Sara und hält mir ein Buch mit rotem Umschlag hin.
"Firelight", lese ich leise und widme mich der Beschreibung auf der Rückseite.
"Klingt echt gut!", gebe ich ihr recht und lege es zu den anderen vier Büchern, die ich auf einem Arm balanciere. Dann sehe ich mich zwischen den Bücherregalen um, aber ich kann meine beste Freundin nirgends entdecken. Ich zucke nur mit den Schultern, lege meine Bücher auf einem kleinen Tisch ab und ziehe ein weiteres aus dem Regal. Wenn ich einmal einen Bücherladen betreten habe, dann kann ich mich nur schwer dazu zwingen, ihn wieder zu verlassen. Viel zu sehr liebe ich Bücher. Vor allem Fantasiebücher haben es mir angetan. Ich stelle das Buch in meiner Hand wieder zurück in das Regal und drehe mich um, um nach Sara zu suchen. Jedoch stoße ich unsanft gegen jemanden, der anscheinend gerade an mir vorbeilaufen wollte, und bin kurz davor, das Gleichgewicht zu verlieren, werde aber noch rechtzeitig aufgefangen und stehe jetzt wieder sicher auf beiden Beinen.
"Entschuldigung!", sage ich etwas zerstreut und blicke zu demjenigen auf. Die Luft bleibt mir im Hals stecken.
"Mir tut es leid! Ich habe nicht aufgepasst!", sagt er und lächelt schief. Dann starrt er mich genauso blöd an, wie ich ihn. Bei mehr als sieben Milliarden Menschen auf diesem Planeten laufe ich ausgerechnet diesem einen über den Weg? So viel Glück kann man doch gar nicht haben.
"Hey! Du bist doch die aus der Bar, oder?", fragt er und sieht mich mit interessierten braunen Augen an.
"Äh ... Ja stimmt!", antworte ich und streiche mir nervös durch die Haare.
"Tja, deine Haarfarbe fällt nun mal auf."
"Ich kann nichts dafür. Die sind schon immer blau", erkläre ich. Er grinst.
"Außergewöhnlich!", kommentiert er das. "Verrätst du mir, wie du heißt?"
"Ich bin Azure. Azure McCoy!"
"Wie passend! Ich heiße Charlie Weasley. Bist du öfter in der Bar?"
"Naja, ich war erst zweimal da. Aber mir gefällt es! Ich schaue wahrscheinlich mal wieder vorbei. Ich habe gehört, du bist jeden Samstag da?"
"Das weißt du von James, oder? Der redet einfach zu viel."
"Oh ja. Ich habe zwischendurch gedacht, der macht seinen Mund nie wieder zu!", grinse ich und er lacht kurz.
"Naja, ich muss dann auch los. Vielleicht sehen wir uns ja mal wieder", meint er.
"Würde mich freuen!", sage ich und könnte mir im nächsten Moment selbst eine Ohrfeige verpassen. Aber er lächelt nur.
"Mich auch! Bis dann!"
"Ja, bis dann!", sage ich und sehe ihm nach, wie er mit einem Buch in der Hand in Richtung Kasse läuft. Ich fasse es nicht! Er ist genauso nett, wie ich ihn mir vorgestellt habe. Ich muss mich sehr davon abhalten, nicht loszukreischen wie ein verliebter Teenie, was mir wirklich nicht leicht fällt.
"Az!", sagt plötzlich eine Stimme neben mir und jemand schlägt mir auf den Arm.
"Was?", fahre ich herum und sehe Sara.
"Was ist denn los mit dir? Du siehst seit einer halben Ewigkeit nach da vorn und reagierst nicht!"
"Du verarschst mich!", sage ich verwirrt. Ich habe doch eben noch Charlie weglaufen sehen.
"Nein, ich versuche seit einer Minute, dich auf meine Anwesenheit aufmerksam zu machen."
"Oh!"
"Ist irgendwas passiert?"
"Du glaubst nicht, wen ich gerade getroffen habe!"
"Sag schon!"
"Charlie!", sage ich.
"Wer ist Charlie?", fragt sie.
"Na, der Typ aus der Bar!"
"DEIN Typ aus der Bar?", fragt sie mit großen Augen.
"Er ist nicht MEIN Typ!", sage ich schnell. Sie grinst breit.
"Oh Mann! Du weißt, was ich meine", sagt sie. "Was hat er gesagt? War er nett?"
"Ja, er ist verdammt süß! Er hat mich gefragt, ob ich mal wieder in die Bar komme."
"Echt? Und was hast du gesagt?"
"Ich habe Ja gesagt."
"Super, ich weiß schon, was wir dann am Samstag machen", grinst sie euphorisch. "Beziehungsweise ... Was DU nächsten Samstag machst!"

Komplizierte Liebe (Charlie Weasley FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt