--- Ihre Sicht ---
"Willst du reden?", frage ich und lehne mich in den Türrahmen. Charlie schaut weder auf, noch antwortet er. Also setze ich mich nach kurzer Zeit neben ihn und greife nach seiner Hand.
"Ich verstehe mich gerade selber nicht.", sagt er leise, während er immer noch den Boden anschaut.
"Du bist viel zu streng mit dir. Du denkst, dass du immer alles richtig machen musst, aber das schafft niemand."
"Ich hab es versaut. Bill hat recht. Ich tue seit Ewigkeiten so, als würde ich ihn hassen. Dabei hasse ich mich nur selbst. Weil ich damals so ausgerastet bin."
"Das war doch nicht deine Schuld. So hätte jeder reagiert."
"Doch, war es!"
"Oh Charlie ... ", seufze ich und lehne mich gegen ihn, dass ich den Kopf auf seine Schulter legen kann.
"Warum ist mir das nicht früher klar geworden?", fragt er.
"Weil du jetzt mit ihm geredet hast. Oder eher geschrien. Aber das Ergebnis ist dasselbe."
"Kommt mir das nur so vor oder war ich wirklich ein rießen Idiot."
"Du warst kein Idiot, sondern nur ein Mensch. Und Menschen machen manchmal komische und sinnlose Sachen, aber daraus lernen wir auch."
"Ich muss mich bei Bill entschuldigen."
"Warte lieber noch etwas. Er sitzt unten im Wohnzimmer und trinkt Whiskey. Morgen, wenn er wieder nüchtern ist, macht es glaube ich mehr Sinn.", schlage ich vor, woraufhin ich ihn lachen höre.
"Was, wenn er mir jetzt nicht verzeiht?"
"Charlie, er ist dein Bruder. Wenn er dich nicht vermissen würde, würde er dich in Ruhe lassen. Aber er versucht mit dir zu reden. Er will, dass ihr euch wieder vertragt. Und wenn du das jetzt auch willst, ist doch alles ok."
"Wie machst du das immer?", fragt er.
"Wie mache ich was?"
"Immer das zu sagen, was ich hören will, ohne zu klingen als hättest du es auswendig gelernt."
"Keine Ahnung. Ich sage dir einfach nur das, was ich denke. Und zum Glück scheint das ja zu helfen.", sage ich lächelnd. Er legt einen Arm um mich und küsst mich auf den Scheitel.
"Tut mir leid, dass ich vorhin so ausgerastet bin.", sagt er leise.
"Schon ok. Jetzt weiß ich ja, wieso."
"Ich mache es dir manchmal echt nicht einfach, oder?"
"Jeder Mensch hat Eigenschaften, die den Menschen um ihn herum, nicht immer gefallen. Aber das ist doch ganz normal. Wie oft hast du mir schon gesagt, dass nicht immer versuchen soll, alle Probleme zu beheben, weil das unmöglich ist? Damit nerve ich nur die Anderen und mache mich verrückt damit. Ich versuch es, aber eigentlich weiß ich, dass ich es nicht schaffe. Weil man Menschen nicht ändern kann. Die Kunst besteht nur darin, damit klar zu kommen. Und ich komme damit klar, dass du eben mal ausrasten kannst. Es gibt so viel schönes im Leben, dass es sinnlos ist, immer nur auf die Fehler zu schauen.", sage ich.
"Dafür liebe ich dich! Genau für diese Momente liebe ich dich.", sagt er nach einer Weile des Schweigens. Lächelnd sehe ich zu ihm auf und mache mich etwas größer, sodass ich ihn küssen kann. Sofort geht er drauf ein und legt die Arme um mich. Ein Schwarm Schmetterlinge flattert in meinem Bauch umher und mein Herz beginnt zu rasen.
Je länger ich darüber nachdenke, desto mehr halte ich Charlie für sehr besonders. Zumindest ist er das für mich.
Ich kann in ihm lesen wie in einem Buch und trotzdem hat er immer noch etwas geheimnisvolles an sich, was mich wahnsinnig macht, weil ich es einfach nicht lösen kann. Und das bin ich nicht gewöhnt. Normalerweise verstehe ich Menschen besser als jeder andere. Aber nicht ihn. Es gibt Momente, in denen er genau das Gegenteil sagt oder macht, was ich erwartet habe. Und eben das macht das Leben mit ihm so spannend.
Müde drehe ich mich von der Seite auf den Rücken und kuschele mich in die Decke. Dann öffne ich langsam die Augen und schaue direkt in Charlies Gesicht. Er liegt auf der Seite und hat den Kopf in seine Hand gestützt.
"Morgen!", sagt er lächelnd.
"Hast du mich etwa beim schlafen beobachtet?"
"Ja. Du siehst süß aus, wenn du schläfst.", sagt er, beugt sich über mich und küsst mich.
"Bist du schon lange wach?", frage ich ihn, als wir uns voneinander gelöst haben.
"Seit etwa zwei Stunden."
"Was?", frage ich fassungslos.
"Ich hab vorhin mit Bill geredet.", sagt er und streicht mir durch die Haare.
"Und?"
"Alles wieder ok!", grinst er. Ich stoße einen Freudenschrei aus und falle ihm um den Hals, sodass er nach hinten fällt und ich halb auf ihm liege.
"Hey! Lass mich am Leben!", lacht er.
"Entschuldige, aber das ist toll! Richtig toll!", sage ich und richte mich wieder etwas auf.
"Ja stimmt.", sagt er und lächelt wieder. Ich liebe sein Lächeln. "Was ist?", fragt er nach einer Weile, die ich ihn einfach nur angesehen habe.
"Nichts."
"Lügnerin.", grinst er und streicht mir eine Strähne aus dem Gesicht.
"Du verwendest meine Waffen als deine eigenen? Wie unfair.", sage ich leise.
"Und wie kann ich das wieder gut machen?", fragt er so leise, dass es fast ein Flüstern ist. Ich lächele nur und beuge mich wieder über ihn, sodass unsere Nasen fast aneinanderstoßen.
"Lass dir was einfallen.", flüstere ich, woraufhin er mir durch die Haare streicht und mich schließlich noch weiter zu ihm zieht. Meine Hände lege ich auf seine Brust, während er meine Wange streichelt, und schließe die Augen. Dann spüre ich seine Lippen auf meinen. Ein Schauer läuft durch meinen ganzen Körper und endet mit einer Gänsehaut.
Durch einen lautes Klopfen fahren wir auseinander, aber Charlie ignoriert das und küsst mich wieder.
"Wollen wir nicht aufmachen?", frage ich.
"Ist doch egal.", sagt er er flüsternd und zieht mich wieder zu sich.
"Charlie? Azure? Seid ihr wach?", ruft eine Stimme von draußen, die ich sofort George zuordnen kann.
"Nein, sind wir nicht.", flüstert Charlie in den Kuss hinein.
"Ja, komm rein!", rufe ich und lasse mich grinsend neben Charlie auf den Rücken fallen, der genervt aufstöhnt.
"Was gibt's George?", frage ich ihn.
"Ich soll euch nur zum Frühstück holen.", sagt er.
"Ok, wir kommen gleich.", sage ich. George nickt und verschließt die Tür hinter sich. Ich schlage die Bettdecke zurück und stehe auf. Dann binde ich mir meine Locken zu einem Zopf. Charlie liegt immer noch bewegungslos im Bett.
"Charlie! Aufstehen!"
"Keine Motivation."
"Komm schon! Du bist doch schon so lange wach."
"Noch fünf Minuten." Ich muss grinsen und suche mir währendessen etwas zum Anziehen aus meiner Tasche. Als ich fertig bin, hat sich Charlie immer noch nicht bewegt. Also trete ich an das Fußende und ziehe ihm die Decke weg.
"Az!"
"Aufstehen!", wiederhole ich.
"Was krieg ich dafür?", fragt er grinsend.
"Frühstück.", sage ich. Er sieht mich einen Moment mit neutralem Gesichtsausdruck an. Dann dreht er sich auf die Seite und schließt die Augen.
"Gut, dann bleib halt liegen. Aber bring mich nicht dazu dasselbe wie letzte Woche zu machen!", sage ich. Sofort springt er auf.
"Ich bin schon wach!", ruft er und sprintet regelrecht aus dem Bett.
"Und wehe du bist in fünf Minuten nicht unten am Esstisch!", sage ich, küsse ihn kurz und laufe aus dem Zimmer.
Im Wohnzimmer angekommen lasse ich mich neben Bill fallen - ich habe die Wahl zwischen Ron und ihm - und rufe ein "Guten Morgen" in die Runde.
"Morgen!", dröhnt es aus allen Ecken des Tisches zurück.
"Wo ist Charlie?", fragt mich Bill nach einer Weile.
"Der kommt gleich. Das hoffe ich zumindest, sonst schmeiß ich ihn morgen nicht so sanft aus dem Bett.", grinse ich und nehme mir ein Brötchen, als auch schon Charlie die Treppe runter gerannt kommt und sich neben mich fallen lässt.
"Schön, dass du auch noch kommst!", grinse ich ihn an, aber er verdreht nur die Augen und wendet sich seinem Teller zu.
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Komplizierte Liebe (Charlie Weasley FF)
FanfictionLiebe muss wachsen. Sie beginnt ganz klein. Mit einem Funken, nichts weiter. Doch der Funke wird größer und bald beginnt etwas zu brennen. Und je größer und heißer die Flammen werden, desto mehr wächst die Liebe. Dieser kleine Funken kann durch Viel...