Kapitel 14

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--Time Skip  Große Schlacht von Hogwarts--

 --- Seine Sicht ---


Mit zugekniffenen Augen sehe ich das bläuliche Licht langsam auf mich zuschweben. Was zum Teufel ist das? Blau.. Licht ... Bewegt sich ... PATRONUS! Scheiße! Ich will schon so schnell wie möglich aufspringen, als sich Az neben mir im Schlaf zur anderen Seite dreht. Wir sind vor etwa drei Wochen zusammengezogen. Ich darf sie auf keinen Fall wecken, sonst muss ich ihr erklären, wo ich hingehe und dann erfährt sie alles. Von Zauberei, von Hogwarts, von Du-weißt-schon-wem. Doch da ertönt die Stimme... linebreak]"Charlie! Es geht los! Er ist in Hogwarts. Geh zu Aberforth, er weiß, wie du am besten ins Schloss kommst. Bitte beeil-", seine letzten Worte gehen im Schlachtlärm unter. Ich schließe kurz die Augen und bete inständig, dass ihm nichts passiert ist, dann klettere ich so leise wie möglich aus dem Bett, um Azure nicht zu wecken. Vorsichtig öffne ich den Schrank und hole mir eine Jeans und ein dunkles Shirt heraus, sowie eine dunkle Jacke. Dann schleiche ich aus dem Zimmer um mich umzuziehen. Jedoch hab ich meine Schuhe im Schlafzimmer stehen lassen. Also muss ich gezwungenermaßen noch einmal hinein. Vorsichtig öffne ich die Tür, die ein leises Quietschen von sich gibt. Schnell ziehe ich meine Schuhe an und schleiche wieder in Richtung Tür. Geschafft. Sofort appariere ich nach Hogsmeade.
Ich kann schon von weitem sehen, dass eine heftige Schlacht im Inneren Hogwarts stattfindet. Einige Türme sind eingebrochen und Fenster zersprungen. Überall ist der Lärm von gegen Wände prallenden Flüchen, schreienden Menschen und lachenden Todessern zu hören. Mir wird schlagartig kotzübel. Meine Familie ist da drin und kämpft um ihr Leben. Ich weiß noch nicht einmal, ob sie noch leben. Ich schlucke den Klos in meinem Hals hinunter und umklammere meinen Zauberstab in meiner Hand. Dann mache ich mich auf den Weg zu Aberforth, Dumbledors Bruder, der mir den Weg ins Schloss weißt.

Schreiend fällt das Mädchen vor mir zu Boden. Ihre braunen Haare durchziehen Spuren von getrocknetem Blut. Ich schleudere einen Fluch auf den Todesser, der mich bis gerade eben noch schadenfroh angegrinst hat. Nun liegt er tot am Boden. Ich lasse mich neben das Mädchen fallen, die schreiend nach Luft schnappt. Ihr Mund füllt sich mit Blut, das sie versucht, auszuhusten.
"Hilfe!", würgt sie hervor. Panisch betrachte ich ihre Wunden, die immer mehr Blut abgeben. Meine Hose ist schon rot, da ich in einer Blutpfütze knie. Blanke Panik überkommt mich, ich bin viel zu schockiert um etwas zu tun. Plötzlich werde ich unsanft zur Seite gestoßen und knalle mit der Schulter an einen Steinpfeiler. Ein stechender Schmerz durchzieht meinen gesamten Arm, sodass ich wetten könnte, dass etwas gebrochen ist. Der Todesser kommt langsam auf mich zu und hält den Zauberstab in meine Richtung. Meinen Zauberstab entdecke ich einen halben Meter neben meiner linken Hand, doch ich kann mich vor Schmerzen kaum bewegen. Schließlich schaffe ich es doch noch, und ziele auf den Mann im schwarzen Umhang vor mir.
"Stupor!", schreie ich und bereite mich schonmal auf meinen Tod vor. Wie fühlt sich das wohl an ...
Doch zum Glück wird mir diese Erfahrung erspart, denn der Todesser fällt vor mir zu Boden. Einen kurzen Moment starre ich ihn nur an, aber dann reißen mich die Schreie des Mädchens wieder aus meinem Schock. So schnell ich kann renne ich zu ihr und lasse mich wieder neben sie fallen.
"Anapneo!", sage ich leise und hoffe inständig, dass es hilft. Und tatsächlich kann sie kurz darauf wieder atmen.
"Danke!", hustet sie, fasst sich aber mit schmerzverzerrtem Gesicht an die Seite, an der eine große blutende Wunde klafft.
"Ganz ruhig, es wird alles wirder gut. Ich helf dir. Du musst aber die Hand wegnehmen.", erkläre ich ihr. Zitternd schüttelt sie den Kopf.
"Zu viel ... Blut!", weint sie.
"Ich kann die Blutung stoppen, aber du musst die Hand von der Wunde nehmen, sonst kann ich dir nicht helfen.", versuche ich es nocheinmal, aber sie schüttelt wieder den Kopf. Ich sehe in ihre angserfüllten Augen. Sie ist vielleicht um die 12 Jahre alt, so jung sollte keiner sterben.
"Wie heißt du?", frage ich sie.
"Mia.", sagt sie leise.
"Ok Mia. Ich heiße Charlie. Ich kann dir helfen. Vertrau mir. Ich hab das schon öfter gemacht. Dir passiert nichts, versprochen!"
"Ich will nicht sterben!", flüstert sie panisch.
"Ich will auch nicht, dass du stirbst! Ich kann dir helfen. Ich mach, dass es aufhört zu bluten und dann bring ich dich in Sicherheit. Vertrau mir. Dir passiert nichts! Nimm deine Hand zur Seite, ok?" Sie nickt langsam und lässt dann ihre Hand sinken.
"Vulnera clausum! Vulvera clausum!", flüstere ich und bete zum Himmel, dass ich den Spruch nicht verwechselt habe. Doch es wirkt tatsächlich und wenig später ist die blutende Wunde wieder verschwunden.
"Danke.", sagt das Mädchen, fällt jedoch kurz darauf in Ohnmacht. Scheiße! Und wie bringe ich sie jetzt mit einem gebrochenem Arm sicher in die große Halle?
"Charlie?", ruft plötzlich eine mir sehr bekannte Stimme hinter mir. "Was ist passiert?", fragt George und betrachtet das Mädchen. "Ist sie ... tot?"
"Nein, ich hab die Wunden noch schließen können, aber sie muss so schnell wie möglich zu Madame Pomfrey.", erkläre ich ihm.
"Ok, ich weiß einen Geheimgang, geh da lang!", sagt er und zeigt auf eine Statue an der Treppe. Dann nimmt er das Mädchen auf den Arm und folgt mir.

In der Halle angekommen ist das erste, das ich sehe, nachdem ich Mia zur Heilerin gebracht habe, das Gesicht meiner Mutter, die sich weinend in meine Arme wirft.
"Oh Charlie, Schatz, du lebst noch!", schluchzt sie und zerquetscht mir beinahe die Rippen.
"Ah, Mum! Mein Arm!", schreie ich und befreie mich aus ihrem Klammergriff.
"Was ist passiert?", fragt sie schockiert.
"Todesser ... Ist vielleicht gebrochen.", sage ich. Keine Sekunde später hat sie mich auf einen Stuhl gedrückt und ist mit den Worten "Wehe, du rührst dich vom Fleck!" verschwunden. Weitere zehn Sekunden später kommt sie mit einer Heilerin im Schlepptau wieder zurück. Ich will gar nicht wissen, was für ein Gezeter sie gemacht hat, dass sie so schnell gekommen ist.
Aber zum Glück kann ich meinen Arm weitere zwei Minuten später wieder beinahe normal bewegen. Ich bedanke mich gerade bei der Heilerin und will aufstehen, als mich das, was ich sehe, wie einen Schlag in die Magengrube trifft. Das nächste, das ich höre ist Mums verzweifelter Schrei, während ich George am Boden zusammenbrechen sehe ...

--Time Skip--

Vorsichtig schleiche ich mich in die Wohnung direkt unter die Dusche. Es tut gut, den ganzen Schmutz, Blut, Schweiß und Tränen abzuwaschen. Das Wasser steht auf kältester Stufe, sodass sich die Tropfen wie Nadeln in meine Haut bohren. Aber es tut gut. Ein Blick auf die Uhr sagt mir, dass es schon beinahe halb neun morgens ist. Es kommt mir vor, als wären bereits zwei Tage vergangen, seitdem Bills Patronus gekommen ist. Dabei sind es gerade mal neun Stunden.

Als ich fertig bin, sehe ich zuallererst nach Az. Sie schläft immer noch tief und fest. Sie sieht so friedlich aus. Wenn sie wüsste, was passiert ist ... Sie wird es auch nicht erfahren, wenn es sich vermeiden lässt. Ich lege mich vorsichtig neben sie und lege einen Arm um sie. Sie dreht sich in meinen Armen um und legt ihren Kopf auf meine Brust, sowie ihre linke Hand daneben. Wenn ich nicht die ganze Zeit an das Geschehene denken müsste, dann würde ich es sicherlich mehr genießen.
"Charlie?", flüstert Azure neben mir.
"Morgen, Az!", sage ich und gebe ihr einen Kuss auf den Scheitel, während ich mit der Hand über ihre Locken streiche.
"Morgen!", sagt sie lächelnd und wuschelt mir mit der Hand durch die Haare, was sie immer macht um mich zu ärgern. Dann stützt sie sich auf ihren rechten Arm und blickt lächelnd auf mich herab, wobei ihr die Haare ins Gesicht fallen. Ich nehme sie in ihrem Nacken zusammen und lasse sie ihr über den Rücken fallen. Dann ziehe ich sie zu mir runter und küsse sie, aber sie löst sich nach nur wenigen Sekunden von mir und sieht mir in die Augen.
"Charlie? Was ist los?", fragt sie.
"Nichts. Was soll denn los sein?", frage ich. Sie seufzt und verdreht die Augen.
"Jetzt mach nicht auf unwissend, Charlie! Ich weiß genau, dass du mich gerade anlügst!", sagt sie und setzt sich auf.
"Und ich weiß genau, dass nichts los ist! Schonmal dran gedacht, dass dich dein Gefühl auch mal täuschen könnte?", frage ich. Dummerweise klingt meine Stimme genervter, als ich beabsichtigt habe.
"Ja!", sagt sie schlicht. Ok, auf diese Antwort war ich jetzt nicht vorbereitet. Doch bevor ich überhaupt über eine Antwort nachdenken kann, redet sie weiter: "Aber ich weiß, dass deine Stimme zittert, du ganz kalte Hände hast, aussiehst, als hättest du kaum geschlafen und andere Klamotten an hast als gestern Abend. Also ich denke, in diesem Fall kann ich meinem Gefühl vertrauen." Scheiße! Das klingt einleuchtend ... "Also, willst du mir jetzt sagen, was los ist, bzw. wo du die ganze Nacht über warst?", fragt sie.
"Az, es ist nichts los, ich konnte nur nicht schlafen und war frische Luft schnappen. Worüber regst du dich auf?", frage ich. Sie sieht mich einen Moment lang an, doch dann steht sie wortlos auf und bleibt mit verschränkten Armen am Fußende des Bettes stehen.
"Ok, pass auf! Da du anscheinend immer noch nicht kapiert hast, dass du der mieseste Lügner bist, den ich kenne, hoffe ich mal für dich, dass du das noch lernst. Dann kannst du mir in Zukunft alles mögliche verheimlichen, ohne dass ich es merke. Das ist doch genau das, was du willst, oder Charles?", sagt sie. Sie redet weder laut, noch klingt sie sauer. Trotzdem zucke ich bei ihren Worten zusammen, nicht zuletzt deswegen, weil sie mich Charles nennt. Ohne eine Antwort abzuwarten, läuft sie aus dem Zimmer. Seufzend lasse ich mich zurück in mein Kopfkissen fallen. Jetzt hab ich ein richtiges Problem: Az ist - zurecht - sauer auf mich, um das wieder glatt zu bügeln muss ich ihr alles erzählen, dann weiß ich aber nicht, wie sie darauf reagiert. Und zu guter Letzt weiß ich nicht, ob Fred überlebt. Ich könnte heulen ...
Aber ich habe eigentlich kaum eine andere Möglichkeit, als Azure alles zu sagen. Anders kann ich ihre Fragen nicht beantworten. Und wie sie schon richtigerweise erkannt hat, ich kann nicht lügen. Obwohl mir das keiner glaubt, manchmal ist das echt ein Fluch.
Ich richte mich langsam auf und reiben mir die Müdigkeit aus den Augen. Dann atme ich kurz durch und verlasse das Schlafzimmer. In der Küche sehe ich Azure mit dem Rücken zu mir stehen. Es sieht aus, als würde sie etwas vor sich auf der Küchenzeile betrachten.


Komplizierte Liebe (Charlie Weasley FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt