"SEID RUHIG! LASST MICH IN RUHE!", schreie ich über den Lärm hinweg, aber es passiert nichts. Ich bin kurz davor, zu verzweifeln. Schließlich lehne ich mich an die Wand und lasse mich an ihr herabrutschen, bis ich auf dem Boden sitze.
"Charlie!", höre ich eine Stimme rufen, kann sie aber nicht zuordnen.
"Lass mich in Ruhe!", schreie ich wieder.
"Charlie!" Dieses Mal ruft sie lauter.
"Hau ab! Halt die Klappe!", brülle ich."Charlie! Wach auf!", ruft wieder derjenige. Dann spüre ich jemanden an meiner Schulter rütteln, bis ich aus dem Schlaf fahre. Verwirrt blinzele ich ins Sonnenlicht, das durch mein Zimmerfenster scheint.
"Charlie! Wach endlich auf!", ruft Ryan.
"Ich ... Ich bin wach."
"Albtraum?", fragt er.
"Woher?"
"Woher ich das weiß? Du hast im Schlaf geschrien! Was um Himmels willen ist los?"
Oh, scheiße! Ich krame in den hintersten Ecken meines Kreativitätszentrums im Gehirn, um eine geeignete Ausrede zu finden, um Ryan nichts erklären zu müssen.
"Ich habe geträumt, dass du-weißt-schon-wer meine Familie findet", lüge ich schnell.
"Ihnen passiert schon nichts. Sie sind in Sicherheit!", sagt er.
"Ron ist irgendwo im Nirgendwo, genauso wie Fred und George. Ginny ist ganz alleine in Hogwarts, während Snape Schulleiter ist. Und Dad ist generell viel zu unvorsichtig. Warum sollte ich mir da keine Sorgen machen?"
"Ich verstehe dich, Charlie! Meine Mutter ist ganz alleine, seit mein Vater tot ist. Ich mache mir genauso Sorgen. Aber wir sollten langsam mal zur Arbeit", sagt er dann. Ich seufze zwar, weil ich keine Lust habe, aber ich muss die Gedanken an meinen Traum loswerden. Und da kommt Arbeit gerade richtig.
(während dessen) --- Deine Sicht ---
"Ich verstehe das nicht!", sage ich traurig.
"Ich auch nicht. Wie kann man jemanden zu sehr mögen, um ihn zu küssen. Das macht einfach keinen Sinn", sagt Sara.
"Männerlogik!", sage ich und rühre gedankenverloren in meinem Tee.
"Ruf ihn doch an", schlägt sie vor.
"Er würde nicht dran gehen. Ich versuche einfach ihn zu vergessen. So erspare ich mir noch mehr Schmerzen."
"Vielleicht hast du ja recht."
"Weißt du, was mich am meisten verwirrt? Ich dachte wirklich, er mag mich. Er hat mir dauernd Komplimente gemacht, hat mir wunderschöne Orte gezeigt, wollte sich oft mit mir treffen. Und dann küssen wir uns fast und seitdem ist er wie ausgewechselt. Es ist so, als er wäre er ein neuer Mensch. Und das verstehe ich einfach nicht. Ich habe gedacht, ihm liegt etwas an mir", sage ich.
"Ich würde mir darüber jetzt nicht den Kopf zerbrechen, das bringt nichts und du steigerst dich nur wieder in ein und dasselbe rein."
"Du hast recht. Ich dachte nur, er wäre anders als die anderen Idioten bisher."
"Man kann sich in allen Menschen täuschen. Das kann jedem passieren."
"Aber mir passiert es immer wieder. Erst Marcus, dann Marvin, dann Phil und jetzt Charlie! Was mache ich falsch? Wieso hassen die mich alle?", frage ich.
"Sie hassen dich nicht. Sie wussten dich nur nicht zu schätzen."
"Warum habe ich eigentlich immer Pech in solchen Sachen?"
"Du hast eben noch nicht den Richtigen gefunden und bis es so weit bist, solltest du deine Freiheit genießen."
"Stimmt, du bist deine ja jetzt fast los", sage ich, klinge aber nicht so euphorisch wie beabsichtigt.
"Ich denke, ich lehne mich nicht zu weit aus dem Fenster, wenn ich mich als vergeben bezeichne."
"Freu dich nicht zu früh! Nacher entpuppt er sich als Arschloch wie Charlie!"
"Hör auf, über ihn nachzudenken. So vergisst du ihn nie. Er hat klargemacht, was er will und wenn er sich so entschieden hat, dann kannst du ihm zwar nachweinen, aber das ändert auch nichts. Du machst damit nur dich selber kaputt."
"Es hat noch nie so weh getan, Sara. Noch nicht einmal bei Marvin."
"Was hältst du davon, wenn wir nacher ins Kino gehen. Das lenkt dich sicher ab", schlägt sie vor.
"Na schön, einen Versuch ist es wert", sage ich.
Im Nachhinein war es eine wirklich schlechte Idee, ins Kino zu gehen. Denn immer, wenn ich jemanden mit roten Haaren oder mit einem Kapuzenpullover, wie Charlie ihn immer getragen hat, sehe, wird mein Herz wieder schwer und ich muss mich vom Weinen abhalten. Und es ist nun mal keine große Hilfe, immer an den Menschen denken zu müssen, den man vergessen will. Aber ich bringe das alles schweigend hinter mich und lege mich zu Hause wieder auf mein Bett, wo ich wieder den Tränen nahe bin.
--Eine Woche später --
--- Seine Sicht (in Rumänien) ---
Seit Ewigkeiten ruht mein Blick auf dem Drachen vor mir. Es ist ein Weibchen und sie hat vor Kurzem ein Ei gelegt, das sie seitdem ununterbrochen bewacht. Ihr Name ist Blue, weil sie blaue Schuppen hat. Es ist mein Lieblingsdrache, von mir hat sie auch den Namen. Das einzige Negative ist, dass ihre Farbe mich stark an Azures Haare erinnert. Trotzdem sitze ich, seit ich sie das letzte Mal gesehen habe, in jeder freien Sekunde hier auf einem hohen Stein und sehe Blue zu. Hinter mir geht gerade die Sonne unter. Ungewollt muss ich an einen Tag vor einer Woche denken. Ich war mit Az auf dem Dach des Hauses, indem meine Wohnung liegt. Meine Nachbarin hat dort einen kleinen Garten angelegt, was bedeutet, dass er voller Blumen und Bäume ist. Es ist ein kleines Paradies auf Erden, sogar im Winter. Noch dazu hat man einen atemberaubenden Blick auf ganz London, einschließlich der Themse. Eines Abends war ich mit Az dort. Wir saßen auf der kleinen Metallbank und haben heiße Schokolade getrunken. Erst als die Sonne glühend rot war, ist uns klar geworden, wie spät es schon war. Sie hatte dann aber schon ihre Vorlesung und ich den Beginn meiner Spätschicht verpasst. Also haben wir beschlossen, einfach noch länger sitzenzubleiben.
Blue speit eine kleine Flamme und schreckt mich aus meinen Erinnerungen. Lächelnd sehe ich ihr zu, wie sie sich vorsichtig um ihr Ei rollt. Es ist einfach wunderschön, wie rührend sie sich um ihren Nachwuchs kümmert.
"Charles! Bist du hier?", ruft jemand hinter mir. Da ich überhaupt keine Lust habe, jetzt mit jemandem zu reden, antworte ich nicht, sondern lasse mich von meinem Stein herunterrutschen und setze mich ins Gras, das heute ausnahmsweise nicht zugeschneit ist.
"Charlie!", ruft die Stimme wieder. Dieses Mal habe ich sie erkannt. Aber das veranlasst mich nur noch mehr dazu, nicht zu antworten.
"Charlie! Ich weiß, dass du hier bist! Also komm gefälligst aus deinem Versteck!", ruft Ryan. Ich verdrehe nur die Augen und bleibe sitzen.
"Da bist du ja! Ich habe dich schon seit Ewigkeiten gesucht", sagt er, als er neben mir steht.
"Was ist denn so wichtig?", frage ich genervt.
"Keith will mit dir reden."
"Aber nicht wegen der magischen Grenzen, oder?", frage ich.
"Ne, das macht Tim! Keine Ahnung, warum."
"Na schön", sage ich und erhebe mich lustlos. Mein nervender Chef hat mir gerade noch gefehlt.
"Was gibts, Keith?", frage ich, als ich das Zelt meines Chefs betrete.
"Ich befördere dich!", sagt er sofort.
"Bitte was?" Ich habe mich wohl verhört.
"Ich befördere dich!", wiederholt er. Ich bin zuerst sprachlos. Damit habe ich so gar nicht gerechnet.
"Wie das?"
"Ganz einfach! Du machst den Job schon seit fast acht Jahren und warst auf mehr Lehrgängen und Fortbildungen, als alle anderen zusammen. Ich muss zugeben, du weißt, was du tust! Und genau deswegen befördere ich dich. Es ist gestern eine Stelle freigeworden. In London."
"Was? Ich kann nicht nach London. Ich bin doch erst vor einer Woche wieder hierhergekommen. Ich bin nicht grundlos da weg."
"Charlie! Es fehlen Leute dort. Es sind einfach zu wenig Mitarbeiter. Und hier sind es viel zu viele. Außerdem bist du als Einziger für den Job qualifiziert."
"Aber ich kann nicht zurück nach London!"
"Warum nicht? Wegen dieses Mädchens?" Fassungslos starre ich ihn an. "Schau nicht so, jeder hier weiß, was passiert ist."
"Dafür drehe ich Ryan den Hals um!", flüstere ich leise und balle die Hände zu Fäusten.
"Das weiß ich nicht von Ryan, sondern von Theo. Ist eine ganz witzige Geschichte! Mein Bruder Theo hat eine Freundin und die hat sich als die beste Freundin von deiner Azure herausgestellt. Naja, ich gebe es zu, Theo redet etwas zu viel."
"Warte mal! Moment! Du willst mir sagen, dass dein Bruder Theo der Typ ist, der mit Az' bester Freundin Sara zusammen ist?"
"Ja genau! Ich sage ja, ist eine witzige Geschichte. Aber im Ernst, Charles ... Du kannst nicht dein Leben nach Azure ausrichten!"
"Du verstehst das nicht! Ich will sie einfach nicht mehr sehen. Und wenn ich wieder nach London ziehe, dann ... Irgendwann sehe ich sie wieder."
"Und wie stellst du dir das vor? Willst du dich für alle Ewigkeit hier in Rumänien verstecken?"
"Ja, so habe ich die wenigsten Probleme."
"Das ist doch Unsinn! Sieh dich an! Es geht dir nicht besser dadurch, sondern schlechter. Du machst nichts mehr als arbeiten. Und wenn du mal gerade nicht arbeitest, hockst du bei deinem Lieblingsdrachen herum. Es ist an der Zeit, dass du wieder normal wirst. Und ich denke, ein anderer Ort wird dir ganz guttun!"
"Bitte nicht, Keith! Ich will gar nicht befördert werden. Ich will einfach nur hier bleiben!"
"Tut mir leid! Aber meine Entscheidung steht! Und ich fange nicht an, darüber zu diskutieren, klar!"
"Keith, bitte ... "
"Nein! Du gehst nach England zurück. Und je mehr du dagegen sagst, desto schneller sorge ich dafür, dass du abreist, verstanden?", fragt er und sieht von seinen über zwei Metern Körpergröße auf mich herab. Zum ersten Mal in meinem Leben fühle ich mich trotz meinen 1,92 m wirklich winzig. Ich zögere. Ich will auf keinen Fall in die Nähe von Az kommen. Den Schmerz will ich mir um jeden Preis ersparen.
"Verstanden?", fragt er wieder. Ich seufze.
"Ja."
"Geht doch! Du bekommst deine alte Wohnung wieder. Die ist noch nicht neu vermietet. Ryan bleibt hier, also hast du sie für dich alleine. Bis Donnerstag bist du hier weg, ja?"
"Ja ok."
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Komplizierte Liebe (Charlie Weasley FF)
FanficLiebe muss wachsen. Sie beginnt ganz klein. Mit einem Funken, nichts weiter. Doch der Funke wird größer und bald beginnt etwas zu brennen. Und je größer und heißer die Flammen werden, desto mehr wächst die Liebe. Dieser kleine Funken kann durch Viel...