𝐄𝐈𝐍 𝐊𝐎𝐅𝐅𝐄𝐑 𝐊𝐎𝐌𝐌𝐓 𝐒𝐄𝐋𝐓𝐄𝐍 𝐀𝐋𝐋𝐄𝐈𝐍

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𝐄𝐈𝐍 𝐊𝐎𝐅𝐅𝐄𝐑 𝐊𝐎𝐌𝐌𝐓 𝐒𝐄𝐋𝐓𝐄𝐍 𝐀𝐋𝐋𝐄𝐈𝐍

Fünfzehn Sekunden, nachdem Henry ein »Was zum Teufel macht die hier?« losgelassen hat, suche ich nach der versteckten Kamera

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Fünfzehn Sekunden, nachdem Henry ein »Was zum Teufel macht die hier?« losgelassen hat, suche ich nach der versteckten Kamera.
Entweder wird das hier eine dieser Aufnahmen a lá »Du wirst nicht glauben, was drei Stunden nach diesem Video von der Polizei aufgefunden wurde« oder ich bin das dumme angeschickerte Mädchen in einer neuen Episode »Verstehen Sie Spaß?«

Was es auch sein mag, ich beschließe kurzerhand, nicht kleinlaut zu sein, sondern Kontra zu geben.
Dieser schnurrbartbesetzte Kerl ist an diesem Abend schon viel zu häufig viel zu unverschämt gewesen.
»Die hier hat immer noch einen Namen«, murre ich und schnipse gegen den Henkel seiner Sporttasche.
»Die Frage ist: Was machst du hier? Musst du nicht noch ein paar Zitronen vergessen? Oder zu viele Eiswürfel in den Drink mischen, damit er günstiger in den Herstellungskosten ist, wir aber weniger zu trinken bekommen und-«
»Mach mal halb lang, Koffermädchen«, unterbricht mich Henry wirsch und stellt unter einem Ächzen seine Tasche auf dem Linoleumboden ab.

Erst jetzt bemerke ich, wie müde und abgekämpft er aussieht.
Unter seinen grasgrünen Augen liegt ein dunkler Schatten, der ihn älter wirken lässt.
In meinem Hinterkopf notiere ich mir, dass ich mir vielleicht lieber eine andere Geldbeschaffungsmöglichkeit suchen sollte als das nächtliche Umhertreiben in einer Bar.
Ich liebe meinen Schlaf. Ich brauche ihn.
Unter der Woche liege ich gut und gerne um 21 Uhr im Bett. Dafür stehe ich umso früher auf.
Für mich eine perfekte Kombination. So habe ich mehr vom Tag.
Für einen schnurrbärtigen sarkastischen Grummelhipster womöglich der Alptraum schlechthin.

Indessen wir stillschweigend und irritiert in Ben's Flur stehen, bemerke ich, wie müde auch ich bin.
Mich hat der typische Schwebezustand aus »Immer-noch-etwas-betrunken« und »Gib-mir-ein-Stück-Pizza-das-ich-mit-geschlossenen-Augen-mampfe-bis-ich-einschlafe« ergriffen.
Ich will mich hinlegen, mich in meine Allwetterbettdecke kuscheln und in einem Traum verschwinden, der möglichst wenig Gemeinsamkeit mit meinem aktuellen Leben hat.
Dabei weiß ich nicht einmal, wann ich überhaupt die Gelegenheit bekommen werde, mich hinzulegen.
Möglicherweise werde ich diese Nacht auf einer Männer-WG-Couch schlafen, die sicherlich nichts mit meinem Kingsizebett gemein hat.
Gott, Ally. Was machst du hier nur?

Ehe ich mich weiter in meinen trostlosen Gedanken, die meine mentale Gesundheit in Frage stellen, verheddern kann, unterbricht Ben die Stille.
Seine Stimme ist rau und unsicher.
Nicht direkt eingeschüchtert, eher bedauernd und ratlos.
»Was machst du hier Hen'? Hast du...hast du es dir anders überlegt?«
Henry wirft mir einen Blick zu, der unmöglich zu deuten ist und kaum mehr als den Bruchteil einer Sekunde anhält.
Dann fixiert er einen Punkt an der Wand und seufzt leise.
»Schon gut, man. Ich finde was.«

Ben atmet laut aus, hockt sich hin und für einen kleinen Moment glaube ich, er wird irgendeine Art von Sportübung machen, um sich zu erden.
Er verschränkt seine Arme über den Kopf und pfeift nachdenklich vor sich hin.
Unglücklicherweise habe ich dadurch perfekte Sicht auf sein Sixpack, das alles andere als von dieser Welt ist.
Sein Shirt ist wirklich nur dezent hochgerutscht, aber immer noch gut genug, damit ich die feinen Linien seiner Bauchmuskeln sehen kann.
Henry's verächtlichen Schnauben reißt mich aus meiner Trance, weshalb ich meine Augen beschämt abwende und von einem Fuß auf den anderen trete.
Unangenehm ist nicht einmal annähernd das, was diese Situation wirklich ist.

𝐋𝐈𝐌𝐎𝐍𝐄𝐍 𝐆𝐄𝐊Ü𝐒𝐒𝐓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt