Das Mädchen aus dem Kessel

Kapitel 4

~Kapitel 4~

Woche um Woche wartete Azriel auf eine Antwort. Miryam und Drakon hatten sich bereits ein Mal zurückgemeldet, sich versichern lassen dass nein, das ganze kein schlechter Scherz war, und ja, das Mädchen wirklich ungefährlich war. Wenn sie denn nicht völlig verängstigt auf ihrer Insel herumrannte.

Seitdem hatten sie Truppen losgeschickt um sie zu suchen, das hatten die Freunde mittlerweile in Erfahrung gebracht. Auf der Insel befanden sich zwar auch viele Menschen, die Miryam und Drakon damals aus ihrem Sklavendasein befreit hatten, aber eine Handvoll Fae ließ sich finden. Die beiden Herrscher selbst hatten schon lange Kinder und freuten sich sehr über Nyx, als Rhys ihnen von den aktuellsten Ereignissen berichtete. Seine Geburt war schließlich erst 3 Monate her.

Alles in allem war die momentane Situation vielleicht ein Rätsel, aber keine Gefahr. Keiner fühlte sich besonders bedroht durch das Auftauchen von Anna, zumindest nicht seit sie geklärt hatten, dass sie ungefährlich war. Noch hielt nicht einmal Amren es für notwendig, die anderen High Lords über das Mysterium mit dem Kessel zu unterrichten. Und sie hielt den meisten Kontakt zu Varion. Zumal Feyre Miryam und Drakon damals darum gebeten hatte, den Kessel zu stehlen. Wie würden die High Lords erst reagieren wenn sie davon erfuhren, dass die Mitglieder des Nachthofes die einzigen waren, die über den Aufenthalt des Kessels bescheid wussten? Niemand wollte das herausfinden.

Seufzend überflog Azriel die heimischen Wälder. Rhysand, Cassian, Feyre, Mor, Amren und er hatten sich zuvor mit den High Lords der sechs anderen Höfe im Morgenhof getroffen, um die Lage in Vallahan zu besprechen. Es gab die üblichen Zankereien, jeder musste sich mal zusammenreißen seinem Gegenüber nicht den Kopf abzureißen, aber insgesamt hatte sich die Lage im Laufe der letzten Monate deutlich verbessert.

Überraschenderweise stellte Koschei noch kein zu großes Problem dar, sodass die Freunde sich guten Gewissens erst einmal um Anna kümmern konnten. Dennoch sollten sie die Sache im Auge behalten, das war nicht zu leugnen. Zumal keiner von ihnen wusste, was Koschei überhaupt erstrebte.

Die frische Frühlingsluft rauschte in seinen Ohren, streifte seine mächtigen Schwingen und veranlassten den Krieger dazu, genüsslich seine Augen zu schließen. Den Gedanken, dass alles zu sehr nach Plan lief, es zu wenige Probleme gab, versuchte er dabei aus seinem Kopf zu verbannen. Ein Mal wieder richtig frei sein.

Leider war der Flug schon viel zu früh wieder zu Ende, und als der Schattensänger mit seinen Brüdern das Haus der Winde betrat waren die drei Frauen, die sie begleitet hatten, schon längst da. Sie hatten den Wind geteilt, wollten oder konnten nicht fliegen. Die Krieger waren nur zu dritt, wie in alten Zeiten.

Feyre nahm ihren Mann noch auf der Türschwelle in den Arm, beinahe so hibbelig wie Nyx manchmal, ein riesiges Grinsen im Gesicht. Dann drehte sie sich zu dem Rest der Gruppe.

„Sie haben sie gefunden. Drakon und Miryam sind auf dem Weg hier her, mit Anna." Rhysand, Cassian und Azriel, die die einzigen waren, die davon noch nichts wussten, schauten sich gegenseitig an. Kribbelnde Aufregung hangelte sich entlang Azriels Rücken. Er wusste nicht ob es Vorfreude oder Nervenkitzel war, aber das war auch nicht wichtig. Während die beiden anderen Krieger sich mit ihren Seelengefährtinnen darüber unterhielten, schlich sich ein abenteuerlustiges schmunzeln auf sein Gesicht.

Das hier konnte auf so einigen Wegen verlaufen. Aber nicht auf allen. Sie, Anna, war schonmal nicht gefährlich. Azriel konnte nur hoffen, dass auch nichts gefährliches hinter ihr her war.

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Nur wenige Stunden später war es so weit, sie trafen sich alle mit Drakon, Miryam und Anna in den Wäldern des Nachthofes. Alle außer Elain, die angeboten hatte, auf Nyx aufzupassen. Schließlich hatte sie sich selbst in ihrer Vision nicht gesehen und Feyre war als High Lady ihrer Meinung nach eine wichtigere Person um das Mädchen in Empfang zu nehmen.