Kapitel 10

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~Kapitel 10~

    Es war so weit. Monate lang hatte sich dieser Krieg aufgebaut und nun wurde es Zeit, in die Schlacht zu ziehen. Aber nicht alle von ihnen. Feyre, Nesta, Elain und Anna würden ihren Seelengefährten auf dem Schlachtfeld erst folgen dürfen, wenn sie Koscheis Seele in Vallahans Palast gefunden hatten. Vorher war er unbesiegbar.
    Azriel stand vor der Tür des Stadthauses und nahm sich einen letzten Moment der Ruhe während Cassian die Truppen mobilisierte und Rhysand sich vorläufig von seinem Sohn verabschiedete. Man wusste nie ob man eine Schlacht wieder verlassen würde.
    Anna hatte er nie etwas gesagt. Inzwischen war er sich ziemlich sicher, dass sie seine Seelengefährtin war, ein fehlendes Puzzleteil nach dem er etliche und etliche Jahre gesucht hatte. Er wusste einfach nicht wie. Azriel war über fünfhundert Jahre alt. Wenn er nicht in einer dieser Kriege starb, würde er ewig leben. Sie hingegen war achtzehn und würde in maximal achtzig Jahren wieder sterben, wahrscheinlich weniger. Den Gedanken konnte er kaum ertragen. Er prägte seine Albträume, mittlerweile sogar schon seine Tagträume. Seine Schatten schienen ihn ihm zu jeder Zeit wieder zuzuflüstern. Es war Folter.
    Anna schritt aus der Tür hinaus, ließ sie hinter sich zu fallen und stellte sich neben ihn. Gemeinsam schauten sie in die Stadt hinaus. Azriel brach als erster ein.
    „Es gibt etwas was ich dir verschwiegen habe.“ Sie wandte sich ihm zu, während er seinen Kopf in ihre Richtung drehte. „Ich habe lange daran gezweifelt, wusste nicht ob es überhaupt möglich war und musste einige Dinge aus meiner Vergangenheit aufräumen um zu einer Antwort zu kommen. Aber Anna…“ Nun ging er einen Schritt auf sie zu, nahm ihre Hände in seine und sagte ihr die nächsten Worte direkt ins Gesicht. „du bist meine Seelengefährtin.“ Im entfuhr ein Schluchzen. Er hatte noch nie in der Öffentlichkeit geweint.
    Auch Anna liefen bei seinem Anblick die Tränen über das Gesicht. Der Mann vor ihr war ein Krieger, und er sank vor ihr auf die Knie. Weil er sie liebte.
    „Ist es weil ich ein Mensch bin? Weil ich bald sterbe?“ Er wollte es nicht hören, doch Anna tat alles dass die Worte zu ihm durchdrangen. „Hör mir zu. Az, hör mir zu, bitte, hör mir zu.“ Ihr Schluchzer ging in den erstickten Lauten ihres Seelengefährten unter. „Wir haben noch ein paar Jahre, wir werden einen Weg finden. Ich verspreche dir, dass ich dich nicht eher verlassen werde, als dass wir die ganze Welt nach einer Lösung abgesucht haben.“ Sie befreite ihre Hände und griff damit nach seinem Kopf, fixierte seine Augen mit ihrem. So lange, bis seine Schluchzer versiegten.
    „Kann ich mich darauf verlassen, dass wenn die Sterne in Velaris unter gehen und der Mond einsam am Nachthimmel verweilt, dass es immer einen Stern geben wird, der dem Mond Gesellschaft leistet und ihn vor dem eigenen Untergang bewahrt? Dass du dieser Stern bist, Anna? Wenn ich der Mond bin? Wenn selbst meine Brüder sterben?“ Sie fiel zu ihm auf die Knie, ihr Gesicht todernst.
    „Ich verspreche es. Wenn du mir versprichst diese Schlacht zu überleben. Sei der Mond, dann bin ich dein Stern.“ Unerwartet drückte Azriel seine Lippen auf ihre, kraftvoll, und verpackte in diesem einen, ihren ersten Kuss, alle Gefühle die sich in den letzten Wochen aufgestaut hatten.
    Sie merkten beide, dass das ihr Moment war. Der Moment, in dem sich ihre Seelenverbindung festigte, der Moment, dem man nicht mehr entkommen konnte. Sie gehörten ab jetzt zusammen, ob sie wollten oder nicht. Die Zeremonie zur offiziellen Annahme der Seelenverbindung fehlte ihnen noch, ja, aber sie würde nichts mehr ändern.
    Anna löste den Kuss wiederstrebend um Luft zu holen, doch Azriel war noch nicht fertig.
    „Ich verspreche es dir. Wir werden zusammen sein, wenn die Schlacht vorbei ist werden wir zu Mond und Stern und allem was danach noch kommt.“ Er umschlang sie mit seinen Flügeln, beschützte sie beide für einen kurzen, friedvollen Moment vor allem was noch kommen mochte. Das war mehr als nur ein ´Ich liebe dich.´ für Anna. Ein Versprechen. Und doch mussten sie sich loslassen, um nach der Schlacht ihre Seelenverbindung feiern zu können.
  Drakon und Miryam würden an ihrer Seite kämpfen, zusammen mit den Fae aus ganz Prythian. Einige Menschen hatten sich ihnen angeschlossen. Kurz vor seinem Tod hatte Koschei etwas offenbart, ein kleines aber wichtiges Detail, was die High Fae des Nachthofes in Erklärungsnot brachte. Koschei hatte die Magie des Kessels gespürt, als er Anna aus ihrer Welt nach Prythian transportiert hatte.

Das Mädchen aus dem KesselWo Geschichten leben. Entdecke jetzt