Als die Erde begann zu beben, konnte ich genau beobachten, wie mein rosa Kuli langsam von der Tischplatte rollte und wie in Zeitlupe klackernd auf dem Boden aufkam. Schnell hob ich ihn auf und ignorierte für nur wenige Sekunden das aufgeregte Murmeln meiner Mitschüler. Erst als ich mich wieder in der aufrechten Position befinde, merke ich die Aufregung welche im Raum herrscht. Der Lehrer, er ist einer der jungen Lehrer, die noch nicht allzu lang an dieser Schule sind, guckt aus dem Fenster, geht dann mit schnellen Schritten zur Tür und guckt einmal durch das kleine Fenster in den Flur, bevor er mit betroffener Miene sein Handy aus der Hosentasche zieht und anfängt auf diesem wild rumzutippen. Den glänzenden Perlen auf der Stirn nach zu urteilen, scheint er stark zu schwitzen, was auch seine rotwerdende Haut bestätigt. Meine Mitschüler drehen sich laut murmelnd in alle Richtungen und teilen sich ihren Freunden, unserem Lehrer und sogar mir mit, wobei ich kaum einen Satz verstehe, da es einfach zu viel auf einmal ist.
„Das war ein Erdbeben, oder?" höre ich eine Cheerleaderin hinter mir leise quietschen, weshalb ich mich zu ihre umdrehe und sie verwirrt ansehe. Ein Erdbeben? Welches Erdbeben? Das wackeln, weshalb mein Stift runtergefallen ist?
Ein hohes mir bekanntes Piepen ertönt und alle verstummen, drehen ihre Köpfe wie gewohnt hoch zum Lautsprecher, welcher in jedem Raum vorhanden ist. Bevor die Stimme unserer Direktorin ertönt, hört man ein langes, anfangs endlos scheinendes Rauschen.
„Achtung, es folgen mehrere Erdbeben, dies ist keine Übung. Bitte begeben sie sich zügig in die Turnhalle und geraten sie nicht in Panik. Ich wiederhole, Achtung-" bevor die ältere Frau ausreden kann, wird sie durch ein lautes kreischen von dem Cheerleader hinter mir unterbrochen. Ich zucke stark zusammen, als auf einmal alle aufspringen und hektisch aus dem Klassenzimmer stürmen.
„Beruhigt euch doch bitte!" ruft der Lehrer durch die schreiende Menge, kann die Schüler aber nicht mehr aufhalten. Sie rennen aus dem Klassenzimmer, wobei der Flur schon voller rennenden und schreienden Menschen ist. Sie sind alle auf dem Weg in die Turnhalle, das stabilste Gebäude unserer Schule.
„Harold verdammt, beeil dich!" sagt der Lehrer laut, winkt mich zu sich rüber und hält die Tür weit offen, während noch einige Schüler sich nach draußen quetschen.
„Ich heiße-" will ich ihn korrigieren, spüre aber stattdessen eine Hand an meiner Schulter, welche mich vom Stuhl hochzieht.
„Renn verdammt!" schreit mir einer der Footballspieler ins Ohr, der der mich hochgezogen hat und rennt vor mir aus dem Zimmer. Ängstlich beobachte ich die Menschenmenge, als eine Hand meinen Pullover packt und mich direkt in die Masse zieht, während eine andere Hand mich von hinten aus dem Raum drückt. Schockiert bewegen sich meine Beine und bringen mich durch die vielen Menschen. Für mein Alter bin ich relativ klein (mein Therapeut und meine Ärzte sagen, dass bei mir alles später bekommt und ich angeblich zurück hänge, wobei ich nicht weiß was das bedeutet), wodurch mir die vielen Menschen noch mehr Angst machen, als sie es so schon tun. Die eine Menge schreit, die andere weint, alle rennen durcheinander und schubsen, ziehen und drücken sich gegenseitig. Ein starkes rütteln entsteht unter unseren Füßen und alle Schüler scheinen einmal nach unten in die Knie zu sacken. Nun schreien und kreischen alle, weshalb ich schockiert aufspringe und einen Schritt zur Seite gehe. Ich presse mich mit dem Rücken an die Wand und sehe panisch die Schüler an. Was ist hier los?! Ich habe Angst...
Ein erneutes Rütteln entsteht, welches diesmal so stark ist, dass die Lampen über uns kurzschließen und ausgehen. Das Schreien wird immer lauter und wieder spüre ich eine Hand, die mich in die Menge zieht. Weinend renne ich los, spüre wie mein Hals sich zusammenschnürt und versuche hoffnungslos nach Luft zuschnappen. Die Menschen um mich herum scheinen jeglichen Sauerstoff aufzubrauchen und mir nicht mehr übrig zu lassen. Wieder springe ich auf wackeligen Knien zur Seite, direkt in einen leeren Flur rein und schnappe dort zitternd nach Luft, als der Erdboden erneut beginnt zu rütteln. Ich spüre wie ich auf die Knie falle und sehe nach oben. Ich bewege mich keinen Zentimeter und trotzdem habe ich das Gefühl, dass mein Körper sich nach unten bewegt. Das Kreischen wird lauter und erneut höre ich, wie jemand laut ‚Harold' schreit.
„Ich heiße-" will ich erneut beginnen, höre aber ein lautes Knallen. Ich drehe mich um und sehe die blauen Spinte hinter mir wackeln. Mit weit aufgerissenen Augen drehe ich mich mit dem Rücken von den blauen Spinten weg, als mein Körper stark nach hinten fällt. Meine Beine wirbeln in die Luft. Ich gucke um mich herum und sehe wie der Boden, auf dem ich liege, eingebrochen ist. Panisch schaue ich mich um, als noch ein rütteln folgt und der Boden hinter mir stark nach unten klappt. Ich spüre mich selbst nach hinten rutschen, weshalb ich laut schreie. Die Spinte fallen direkt auf mich zu, als der Boden unter diesen wegbricht, staub von der Decke bröselt, da diese auch zu reißen beginnt und zum Schluss statt den Spinten nur ein Loch zu sehen ist. Ich fange an mich an ein Gitter zu krallen, welches aus dem noch stehenden Boden ragt, als der Boden unter mir mit einem erneuten Ruck nach unten rutscht. Mein Körper beginnt den schräg gelegten Boden rückwärts nach unten zu rutschen, direkt in einer unheimlichen Schwärze. Bevor ich komplett in dieser versinke, spüre ich einen festen Schlag an meinem Hinterkopf. Schmerzerfüllt schreie ich auf und sehe im Augenwinkel, dass mein Kopf gegen den Rand des Loches geknallt sein muss. Ich rutsche weiter nach unten, schaffe es nicht mich aufzuhalten und lande auf dem Boden, welcher so plötzlich kommt, dass ich nach hinten umfalle. Noch bevor ich um Hilfe rufen kann, klappt die Wand und die Decke zusammen und schließt mich in dem schwarzen Loch ein. Ich spüre wie ich hektisch zu atmen beginne. Egal wo ich hingucke, ich sehe nur dunkle Schwärze. Tränen bilden sich und mein herz rast so stark, dass ich mein eigenes Blut im Ohr rauschen höre. Mein Atem wird immer schneller, so schnell das ich vergesse wie es richtig geht und immer weiter in einer tiefere, innerliche Schwärze gezogen werde. Kalter Schweiß bricht auf mir aus und mein Körper beginnt stark zu zittern. Ein letztes Mal rüttelt der Boden unter mir, so intensiv, dass irgendwas von der Decke fällt und mich direkt am Hinterkopf erwischt. Ab da ist alles schwarz...
erstes Kapitel zur neuen Kurzgeschichte!!!
Ich würde mich sehr über Kommentare und Votes freuen. lieb euch!!!
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Earthquake /// Larry Stylinson
FanfictionEine Kurzgeschichte über Larry Stylinson. Es gibt eine Naturkatastrophe in ihrer Heimatstadt und auf einmal sind Harry und Louis in einem Raum zusammen gefangen.