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Es ist eine gefühlte Ewigkeit, welche auch nur wenige Sekunden sein könnte, vergangen und wir sitzen immer noch in dem dunklen, dreckigen und zugeschütteten Raum. Ich lehne mit dem Rücken an der Wand, habe die Beine angewinkelt und sehe mich unwohl in den wenig beleuchteten Meters um. Ich sehe nichts, bis auf Boden, Wände, gegenüber von uns die Brocken, welche den Ausgang versperren und links von uns ein Regal, welches mit komischen Gläsern und anderem kram gefüllt ist. Rechts von mir, mit einem Meter Abstand, sitzt immer noch Louis, welcher mich beobachtet, was mich unfassbar nervös macht. Ich wippe langsam vor und zurück, versuche das leichte Schwindel-Gefühl zu ignorieren und lasse meine Augen weiterhin schweifen.

„Weißt du-" fängt Louis an, weshalb ich kurz zusammenzucke und meinen Blick auf den Boden vor mir senke. „-es würde dir vielleicht helfen, wenn du dich etwas umguckst. Dann ist der Raum nicht mehr fremd für dich" schlägt er vor und lehnt sich etwas nach unten, vielleicht um in mein Blickfeld zu geraten, aber ich schüttle den Kopf und drehe ihn etwas von ihm weg. Meine Arme schlingen sich etwas enger um die Beine.

„Du brauchst keine Angst vor mir haben" sagt er nach einer Weile leise. Ich zucke nur mit den Schultern und lege meine rechte Wange auf die Knie.

„Sind es die Tattoos?" fragt er und lässt mich nicken. Ich kann ja ehrlich sein. Ich habe wie erwähnt Respekt vor ihm und irgendwie tragen seine Tattoos dazu bei. Sie sind wie eine schwarze Tür in seine Seele, welche einen immer näher und näher ziehen. Wieso ich so denke weiß ich nicht, aber irgendwie waren die Tattoos für mich immer ein Symbol für... Punks? Verbrecher? Keine Ahnung... Ich höre Rascheln neben mir, weshalb ich meinen Kopf langsam zu ihm drehe. Ich sehe wie er seine blaue oversize Jeans-Jacke über die Schultern wirft und sie vorne zu zieht und tatsächlich sehe ich kein einziges der Tattoos mehr. Ich beiße mir auf die Unterlippe auf Grund seiner Geste.

„Ich erzähl dir ein bisschen was von mir, okay?" schlägt er verzweifelt vor und zieht dabei eine Augenbraue hoch. Neugierig nicke ich leicht und sehe zu ihm, während er seinen Kopf nach hinten lehnt, hoch an die Decke guckt und anfängt zu erzählen.

„Ich bin 19, ich musste die zehnte Klasse wiederholen, was mir ganz gelegen kam, da ich dann mit meinen zwei besten Freunden, Liam Und Zayn, in einem Jahrgang war und habe mich dann zeitgleich mit Ihnen fürs Abitur entschieden. Es läuft sogar relativ gut, bis auf Mathe, aber wer kann das schon" erklärt er und lässt mich leise Kichern. Er dreht seinen Kopf zu mir, lächelt dabei leicht, lässt mich somit aber sofort verstummen. Er dreht sich wieder weg und guckt nachdenklich nach oben.

„Zu Hause habe ich ein normales Leben. Meine Mutter ist toll, mein Stiefvater ist der beste Vater den ich jemals wünschen könnte und ich habe durch meine Schwestern nie lange Weile. Es sind 6 an der Zahl. Oh, und Ernest, also 5 Schwestern und 1 Bruder. Es ist ein volles Haus, aber es funktioniert irgendwie sehr gut. Ich muss oft meine jüngsten Geschwister in den Schlaf singen, oder die Zwillinge von der Schule abholen, wobei dort die Lehrer genauso abgeneigt von mir sind, wie unsere Lehrer hier". Wieder lache ich leise und auch auf seine Lippen schleicht sich ein Lächeln.

„Hey, du lachst ja" sagt er grinsend, weshalb ich rote Wangen bekomme. Mein kichern stirbt ab und ich gucke verlegen in die entgegengesetzte Richtung. Kurz ist es ruhig, als Louis seufzt, weshalb ich wieder einmal leicht zusammenzucke.

„Weißt du, ich habe Geduld, aber nicht unendlich viel. Ich tu dir nichts und du brauchst wirklich keine Angst haben" erklärt er und hat seine Stimme leicht verhärtet. Langsam lasse ich meinen Blick zu ihm schweifen. Er guckt mich ernst an, sieht dabei aber keineswegs wütend oder drohend aus.

„Wir müssen hier noch etwas Zeit verbringen und ja, zusammenhalten" fügt er hinzu und guckt nun nach vorne. Somit von mir weg. Ich sehe mir sein beleuchtetes Seitenprofil an. Seine Haare sind anders als sonst nicht nach oben gestylt, sondern liegen wuschelig auf seinem Kopf. Sein Gesicht ist etwas mit Erde beschmiert und auch seine Jacke hat viel davon abbekommen.

„Harry bitte..." flüstert er und dreht seinen flehenden Blick zu mir. Ich komme mit meinen Gedanken wieder im Hier und Jetzt an und blinzle ihn planlos an. Er seufzt und schüttelt den Kopf, wobei sogar ich die leichte Enttäuschung in seinem Gesicht erkennen kann. Ich atme tief durch und schließe für einige Zeit meine Augen. Ich atme über das leichte Stechen im Kopf hinweg und entscheide mich dann, endlich den ersten Schritt zu machen. Er hat ja recht, wir sind noch lange hier...

„K-Kannst du-" frage ich leise und muss mich räuspern, wodurch mein Kopf weh tut. Ich zische leise und schüttle den Kopf, bevor ich mich zu ihm drehe.

„Kannst du mir aufhelfen?" frage ich leise. Er guckt mich an, ist sichtlich erstaunt und steht dann langsam auf. Er hält mir seine große Hand hin, welche ich annehme. Mit Leichtigkeit zieht er mich hoch. Allerdings wird mir schummrig vor den Augen, weshalb meine Knie kurz einknicken. Louis fängt mich sofort auf und schlingt dabei seine Arme um mich, so lange bis ich wieder aufrecht stehe ohne beinahe umzukippen. Danach bückt er sich nach der Taschenlampe und hält sie mir hin. Langsam nehme ich sie und fange an durch den Raum zu schleichen, während er dich hinter mir läuft. Links von uns sind immer noch Regale, wobei die Hälfte des Regales von Brocken zugeschüttet wurde. Der Berg aus abgebrochenem Boden hat einen riesigen Umfang, wodurch er mindestens ein Drittel des Raumes einnimmt. Ich gucke nach rechts und sehe, wie weit es in Wirklichkeit noch rüber geht. Der Raum muss eine Art Abstellkammer sein. Hier sind nur schwarze Eisenregale, welche schon Uralt sein müssen und gefüllt von komischem zeug sind, was aussieht wie Früchte in Gläsern. Was es wirklich ist, will ich gar nicht wissen. Hier und da sind auch alte Schulbücher, alte Fußballnetze, was aber nicht wirklich interessant ist. Die Decke hängt sehr tief und die Lampen daran funktionieren scheinbar nicht. Besser gesagt findet man den Lichtschalter nicht, da dieser sicherlich unter den Trümmern liegt, genauso wie die einzige Tür die hier zu sein scheint. Ich gehe zu den Trümmern und sehe missmutig auf diese. Louis tritt neben mich und schüttelt leicht den Kopf.

„Du brauchst dir keine Sorgen machen, hörst du? Allein der Fakt, das wir diesen Sturz beide überlebt haben, zeigt uns doch, dass wir nicht so leicht unterzukriegen sind. Wir kommen hier raus!" sagt er entschlossen und guckt mich zum Ende hin an. Leicht zucke ich mit den Schultern und gehe etwas weiter um den Haufen rum, als ich ruckartig stehen bleibe und Louis voller Schock in meinen Rücken stolpert. Gebannt starre ich auf das Objekt welches ich entdeckt habe und mache Louis darauf aufmerksam.

„Louis, hier sind Spinte!"

Earthquake /// Larry StylinsonWo Geschichten leben. Entdecke jetzt