Kribbeln... Kribbeln in meinen Fuß- und Fingerspitzen. Das ist das erste was ich merke, bevor das Gefühl der Leichtigkeit verschwindet und die Erdanziehungskraft deutlich auf meinem Körper zu spüren ist. Die Welt beginnt sich langsam vor meinen Augen zu drehen. Ich kann nichts gegen das aufkommende Wimmern tun weshalb ich es einfach aus meinem Mund entkommen lasse. Ich höre leises Rascheln neben mir, als ein weit entferntes ‚Hallo?' in meine Ohren dringt. Ich erkenne nicht viel, aber es handelt sich auf jeden Fall um eine männliche und junge Stimme.
„Wo bin ich?" murmle ich leise und kann selbst kaum verstehen, welche Wortfetzen da über meine Lippen dringen. Ich huste leise, was mich auf meine Kopfschmerzen aufmerksam macht. Erneut wimmere ich auf und versuche langsam meine Augen zu öffnen. Nur leichtes Licht scheint im Raum zu sein, was meinem verschwommenen Blick keine Hilfe ist.
„Hey Kleiner, versuch deine Augen richtig zu öffnen" dringt erneut die Stimme in meine Ohren, weshalb ich vorsichtig nicke. Ich atme tief durch und öffne erneut die Augen, blinzle müde den wässrigen Film weg. Die Kopfschmerzen verstärken sich für eine Sekunde, wandeln sich dann aber in ein tiefes Brummen um, was nicht viel angenehmer ist.
„Hey, bist du da?". Ich drehe meinen Kopf nach oben und gucke direkt in das beleuchtete Gesicht. Ich erkenne markante Gesichtszüge, rosige Lippen (wobei die Oberlippe etwas dünner ist, als die Unterlippe), stechend blaue Augen und verwuschelte Haare. Der Junge, welcher über mir lehnt, trägt ein schwarzes Tank-Top und gibt somit die zahlreichen Tattoos an seinem Oberkörper preis. Diese sind auch die Zeichen, die mir die eigentliche Person in das Gedächtnis zurückrufen. Über mir lehnt Louis Tomlinson, Person aus einem Trio, welches wohl die ganze Schule kennt, und definitiv kein Mensch wie ich. Er ist eine Art Punk. Immer schwarze Klamotten, bis auf eine blaue Jeans-Jacke, noch dazu immer am rauchen und auf jeder Party anwesend. Ich hatte immer Nagst vor ihm, oder sagen wir besser Respekt. Riesigen Respekt. Wobei dieser sich in Angst umwandelt, als mir die Lage nochmals bewusst wird.
„Louis?!" frage ich schockiert und setze mich auf. Ich krieche schwach und wimmernd rückwärts von ihm weg und lehne mich an die Wand. Meine Arme schlingen sich um meine angewinkelten beine und mein Blick liegt ängstlich auf ihm.
„Geht's dir gut?" fragt er vorsichtig und verwirrt, setzt sich im Schneidersitz auf die Stelle, wo er bis eben noch kniete. Sofort schüttle ich den Kopf und schließe meine Augen. Mein Kopf bringt mich um, aber der Fakt das ich mit so einem Menschen in einem Raum sitze, mach mir mehr Angst. Es ist lange ruhig, bis Louis seine Stimme vorsichtig wieder einsetzt.
„Ich tu dir nichts" flüstert er beschwichtigend, weshalb ich meinen Kopf hebe. Ich sehe ihn an und merke das erste Mal, das unsere einzige Lichtquelle durch eine alte Taschenlampe entsteht. Louis sitzt direkt neben dem Lichtstrahl, wodurch nur seine Vorderseite beleuchtet wird und alles was hinter ihm ist nicht sichtbar ist.
„Was ist passiert?" frage ich leise und versuche mir die Situation zu erklären. Hat Louis mich entführt? Aber wieso sollte er sowas tun...
„Du hast keine Erinnerungen?" fragt er, weshalb ich leicht den Kopf schüttle und peinlich berührt auf den dreckigen Boden schau.
„Es gab mehrere Erdbeben, darunter auch ein sehr heftiges. Man wollte die Schule evakuieren, aber irgendwie haben wir zwei es nicht geschafft" erklärt er und rückt näher, stoppt aber sofort in der Bewegung, als er sieht wie ich zusammenzucke und meine Knie enger ziehe.
„Ich konnte mich irgendwie noch unter dem Regal dort retten, nachdem ich eingebrochen bin. Als das letzte Beben vorbei war, habe ich die Taschenlampe, welche neben mir lag, angemacht und dich dann liegen sehen. Kurz dachte ich du bist-" ich atme hektisch ein, was er merkt, wodurch er aufhört zu reden und sich räuspert.
„Jedenfalls habe ich dein Kopf mit einem alten Tuch und meinem Beene verbunden, du hast geblutet" erklärt er und erst jetzt merke ich den Beene auf meinem Kopf. Es ist etwas größer als mein Eigenes, aber hält trotzdem fest an meinem Kopf. Ich habe geblutet, daher auch die Kopfschmerzen, schätze ich.
„Ich habe dich dann etwas mehr an den Rand gelegt und angefangen den Raum zu erkunden. Wir sind in der Nähe des Heizungskellers, vermute ich. Ich habe auch nach einem Ausgang gesucht, aber es gibt keinen. Wir sitzen hier also fest..." sagt er und guckt mich an. Meine Augen füllen sich mit Tränen, Tränen aus Angst. Angst vor dem Tod, Angst um Mama, Angst um meine Schwester, Angst um Niall (meinen besten Freund).
„Aber natürlich nur vorrübergehend! Wir werden sicherlich bald gefunden, sie suchen schon nach uns!" fügt er schnell hinzu und lächelt schräg. Ich ziehe meine Augenbrauen nach unten und lege meine Stirn auf die Knie. Ich spüre selbst das Zittern an meinem Körper und kann nichts tun, um dies zu verhindern. Es schüttelt meinen ganzen Körper und ich versuche mich so gut es geht kleiner zu machen.
Ich mag keine Dunkelheit, keine engen Räume und gleich gar nicht einen dunklen, engen Raum mit Louis. Ich zucke stark zusammen, als ich Präsenz neben mir spüre. Ich gucke kurz hoch und sehe Louis, welcher eine Hand auf meinen Rücken gelegt hat. Eine Übelkeit durchfährt meinen Körper und wieder beginnt das flackern vor meinen Augen. Ich bekomme noch mehr Angst, wodurch das Zittern umso stärker wird und meine Kopfschmerzen noch präsenter werden. Es ist wie ein Kreislauf, oder anders gesagt, ein Teufelskreis.
„Es ist alles gut, Harry". Woher kennt Louis meinen Namen? Und wie kann er wissen, dass alles gut wird? Wir sind eingebrochen, dem Tode geweiht! Und er sagt, es wird alles gut, aber wie soll das gehen? Ich werde Niall nie wieder sehen und Mom auch nicht. Und Gemma, meine Schwester, ebenfalls nicht.
„Well you only need the light when it's burning low" höre ich Louis leise neben mir singen. Ich hebe meinen Blick und sehe wie Louis mich anguckt, dabei schief lächelt.
„Mich beruhigt Musik" sagt er leise und singt weiter. Wieder presse ich meine Stirn auf meine Knie und versuche mit der Atmung, die mein Therapeut mir empfohlen hat, zu beruhigen, was kaum funktioniert weshalb ich Louis Gesang eine Chance gebe und ihm dabei zu höre, wie er ‚Let her go' singt. Tatsächlich spüre ich, wie mein zittern weniger wird und meine Atmung sich beruhigt. Ich wippe leicht, passend zu dem Lied, langsam hin und her und spüre wie Louis auf meinem Nacken den Takt mit den Fingern klopft. Mein Herzschlag beruhigt sich, meine Atmung ebenfalls.
„And you let her go"
Meinungen? :)
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Earthquake /// Larry Stylinson
FanficEine Kurzgeschichte über Larry Stylinson. Es gibt eine Naturkatastrophe in ihrer Heimatstadt und auf einmal sind Harry und Louis in einem Raum zusammen gefangen.