✩chapter 3✩

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Nachdem mir dann mein Abendessen gebracht wurde, von dem ich nichtmal die Hälfte geschafft hatte, versuchte ich erneut an mein Handy zu kommen. Diesmal sogar mit Erfolg, allerdings mit sehr viel Kraftaufwand. Ich drückte auf den Anknopf und schaute auf das Datum. Ich war anscheinend nur ein Tag weg. Erleichtert atmete ich aus. Trotzdem entsperrte ich es, vielleicht habe ich ja doch etwas wichtiges verpasst. Und da fiel es mir ein.

Wir hatten eine Teambesprechung geplant, die vor zehn Minuten angefangen hat. Schnell ging ich in den Discord-Talk, wo schon alle gewartet haben. "Hey tut mir wirklich leid, dass ich wieder mal zu spät komme. Ich versuche dran zu arbeiten wirklich. Und ich entschuldige mich auch für meine Mikroquali, bin gerade nur am Handy", sagte ich zur Begrüßung. Was ich dabei allerdings vergaß war, dass meine Stimme immernoch alles andere als normal war. Sofort hielt ich den Mund und hoffte einfach es bemerkte niemand.

Allerdings kam dann von Silas: "Yo Basti alles gut keine Sorge, aber gehts dir gut? Du hörst dich alles andere als okay an" "Bin bisschen erkältet. Auf jeden Fall, wie ist die momentane Lage?", antwortete ich darauf. Keiner von ihnen sollte wissen, dass ich gerade im Krankenhaus bin. Das würde ich nicht verkraften. Deswegen hoffte ich einfach, niemand bezweifelt irgendwas an dieser Ausrede. Zumindest sprach es niemand an.

Silas erklärte mir alle Neuigkeiten usw, allerdings konnte ich nicht bei wirklich allem zuhören. Mein Hirn war wie vernebelt.
Soweit ich es raushören konnte, waren die Aufgaben zumindest mal bis Tag 3 alle fertig, die Lobby ist halb fertig und mit der Webseite wurde angefangen. Der Fehler im Programmcode wurde auch entdeckt. Das klang doch schon mal sehr viel versprechend. "Wirklich starke Leistung von euch allen. Es tut mir leid, dass ihr momentan so Überstunden schieben müsst. Ich verspreche euch, ihr bekommt diesen Monat einen Zuschuss. Und nochmal Entschuldigung für meine Inaktivität gestern und heute. Habe gerade eure ganzen Nachrichten gesehen. Wird nicht wieder vorkommen. Muss aber jetzt auch dann wieder los. Falls was ist schreibt einfach und überfordert euch bitte nicht. Tschüss", verabschiedete ich mich.

Ich glaube jedes zweite Wort davon konnte man nichtmal verstehen. Meine Hoffnung war, dass niemand diesen schnellen Abschied als verdächtig aufnimmt, sonst hab ich noch ganz andere Probleme. Zu dieser Zeit fühlte ich mich extrem nutzlos. Ich lag faul im Bett während mein ganzes Team arbeitete. Aber ohne PC kann ich leider auch nicht wirklich viel machen. Auf einmal klopfte es und die Schwester kam herein, um mein Essenstablett mitzunehmen. Sie warf mir einen vorwurfsvollen Blick zu, als sie sah wie viel ich gegessen hatte. "Sie müssen wirklich essen. Machen Sie es Ihrem Körper nicht noch schwieriger als er es in Moment sowieso schon hat" Ich vermied Augenkontakt, antworten hatte ich gar nicht erst vor. Ich will kein Gespräch mit ihr, ich will nach hause.

Nach ewig langen gescheiterten Versuchen, schlief ich dann auch endlich ein. Mich wundert es, wie lange es dauerte, obwohl ich so müde war. Warscheinlich konnte mein Gehirn einfach nicht abschalten. Meine Gedanken waren komplett bei Minecraft Week.
Am nächsten Morgen wurde ich von der Schwester geweckt, die mir mein Frühstück gebracht hat. "Schön aufessen, Ihr Körper braucht die Kraft für die OP"
Ich zwingte ein kleines Lächeln hervor. Ob das überzeugen war, konnte ich nicht einschätzen. Ich war deutlich mehr ausgeruht als gestern, aber mein Kopf fühlte sich immernoch an, als ob jemand mit einem Presslufthammer darin bohrte.

Von meinem Frühstück schaffte ich mal wieder nur die Hälfte, dann kamen auch schon die Ärzte, um mich für die Operation vorzubereiten. Innerlich hoffte ich ein bisschen, dass ich nach der Narkose nicht wieder aufwache. Es sollte alles einfach nur vorbei sein. Als es dann soweit war, wurde ich im Operations-Saal mit einer Maske betäubt. "Zählen Sie langsam von 10 runter", wies mir einer der Ärzte an. Ich begann zu zählen: "Zehn... neun... a..cht..sieb...", mit jedem Wort wurde meine Stimme schwächer bis ich meine Augen nicht mehr aufhalten konnte und in einen tiefen Schlaf gezogen wurde.

am I enough?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt