Endlich wieder den Boden unter den Füßen zu spüren... Das durfte ich nach fast vierundzwanzig Stunden. Ich hatte beinahe vergessen, wie es sich anfühlte, von der Schwerkraft auf der Erde gehalten zu werden.
Die Passkontrolle im Terminal A hinter mich bringend, war damit die nächste Hürde für meinen Aufenthalt überwunden. Jetzt nur noch zur Kofferausgabe!
Gemeinsam mit den anderen Passagieren meines Fluges nach Buenos Aires wartete ich bei den Rollbändern. Es fanden sich weitere Leute ein, die aus anderen Maschinen gestiegen sind, und wir mussten uns zwanzig Minuten gedulden, bis das Gepäck auftauchte. Ich nutze die Zeit, um mit meinem Handy die Fahrpläne der Öffentlichen in die Stadt zu checken, welche ich mir herausgesucht hatte. Frustriert musste ich allerdings feststellen, dass eine gute Internetverbindung nicht das war, womit sich dieser Flughafen brüsten konnte. Es dauerte, bis sich die Websites aufbauten und mein Mund zog sich genervt zu einer schmalen Linie.
Als ich meine Informationen endlich erhielt, ist schon so viel Zeit vergangen, dass sich sogar das bisher stillgestandene Rollband in Bewegung setzte. Ich sah auf: Da war er, mein silbergrauer Koffer. Er trat hinter den schwarzen Lederbändern aus der Versenkung hervor. Nähertretend, hob ich ihn mit Schwung vom Band. Ich hatte für meine Verhältnisse nicht viel mitgenommen, aber dennoch wog das Ding seine fünfzehn Kilo.
Fertig zum Aufbruch suchte ich die Hinweisschilder über meinen Kopf, welche mir verrieten, wo der Ausgang war. Ah, dort entlang! Mich in Bewegung setzend, erreichte ich zügig das Bus-Terminal.
Kaum aus dem Gebäude tretend, atmete ich tief ein und ließ zum ersten Mal die frische argentinische Luft auf meine Lungen treffen. Es war recht kühl, denn im Gegensatz zu Japan steuerten die Menschen hier auf den Winter zu. Frieren tat ich dank meines Hoodies nicht, den ich mir im Flugzeug übergeworfen und welcher mir bei der Klimaanlage gute Dienste geleistet hatte.
Ich öffnete wieder die Augen, nachdem ich mir diesen kurzen Moment gegönnt hatte und überflog an der Haltestelle das Schild mit den Abfahrtzeiten: in zehn Minuten käme der nächste Bus. Damit könnte ich leben. Mir taten die Beine vom vielstündigen Sitzen weh und mein Kopf erzählte mir ebenfalls etwas von Müdigkeit.
Ich gab ihr nach, als ich schließlich im Bus saß, mir einen Fensterplatz sicherte, und mir regelrecht die Lider zufielen. Reisen konnte verdammt anstrengend sein...
*
San Juan war eine Stadt mit einhundertzehntausend Einwohnern. Ungefähr das Zehnfache von den in Sendai Lebenden, aber nicht einmal ein Zehntel der Bewohner Tokyos. Entsprechend klein war das Flughafengelände und entsprechend schnell erreichten wir das Zentrum der Stadt über die Ruta Nacional 20, die hiesige Autobahn, welche sich dem Airport anschloss.
Ich öffnete meine immer noch müden Augen, als der Fahrer die Haltestelle durchsagte, an der ich aussteigen musste. Von hier aus ging es zu Fuß weiter. Den Bus verlassend, ließ ich mir vom Fahrer mein Gepäck herausgeben und bedankte mich. Als er wieder abfuhr, machte ich den ersten Schritt in die Richtung, aus der wir gekommen sind. Nach einigen Metern musste ich in eine kreuzende Hauptstraße einbiegen, die mich fern des Zentrumtrubels führen würde.
Mit dem kleinen und großen Rollkoffer zu meinen Seiten, passierte ich zunächst verschiedene moderne Gebäude, in denen Geschäfte und Restaurants lagen, doch je weiter ich kam, desto mehr schien die Zeit stehengeblieben zu sein: die Architektur der Häuser wirkte jetzt älter, die Fassaden waren mit typischen Witterungserscheinungen geziert oder bröckelten gar. Ich schätzte, dass sie ihre drei oder sogar fünf Jahrzehnte hinter sich hatten.
Immer weiter geradeaus gehend und schließlich noch einmal abbiegend, kam ich in ein kleines Wohngebiet, welches die mehrstöckigen Gebäude ebenfalls hinter sich ließ. Die meisten Bauten besaßen nur ein Obergeschoss, selten zwei. Ab und an schmuggelte sich ein Neubau mit vier Etagen dazu, aber das war die Ausnahme.
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B-Side: Argentinian Blues
FanfictionFrühjahr 2013 - Seijous Kapitän Oikawa Tooru geht seinem großen Traum nach, Profivolleyballspieler zu werden und lässt dafür alles hinter sich: Sein altes Leben, seine Familie, seine Freunde und... seine Freundin. Es ist nicht nur die neue Kultur un...