Mein Optimismus sollte sich mit einem einzigen Bild trüben, welches mir in mein Instagram-Homefeed gespült wurde. Ja, ich hatte mich bei ihr abmelden müssen, weil ich die nächsten drei Tage nicht erreichbar wäre. Ja, natürlich führte sie genauso ein Leben außerhalb unserer Anrufe und Texte. Aber hatte das wirklich sein müssen? Aber der Reihe nach und damit ein paar Tage zurück...
„Toru!", rief mich der Co-Trainer kurz an die Seitenlinie, als wir uns am Netz mit Angriffen warmschlugen. Ich eilte heran und wurde mit einem vielversprechenden Lächeln begrüßt, welches nur selten auf den Lippen des großgewachsenen Kubaners lag. „Wir werden in zwei Tagen nach Bolivien aufbrechen. Ich denke, José hat dir bereits davon erzählt, dass wir mehrmals im Jahr kurze Trainingslager abhalten?" Ich nickte nur, wischte mir mit der Hand den Schweiß vom Nacken und ließ ihn weiterreden: „Selbstverständlich sollst du dran teilnehmen." Und noch ehe ich etwas bezüglich aufkommender Kosten oder Dauer erfragen konnte, klärte er mich auf, dass die Kosten der Verein trug und wir drei Tage außerhalb wären. Am Ende der Unterredung kehrte ich mit einem eigenen Grienen auf dem Gesicht aufs Feld zurück.
„Was ist das denn für ein Grinsen, Toto?", wollte Cody neugierig wissen. „An deine Freundin solltest du nach dem Training denken!"
Es war neu für mich, dass es Leute gab, die mich genauso aufzogen wie ich normalerweise sie, aber auch die Wahrheit hinter der Aussage, dass ich gefühlt vierundzwanzigsieben an V/N dachte, ließen mich lachen. „Ich freue mich nur aufs Trainingscamp."
„Ah, du kommst mit, ja? Super!"
„Klar!"
„Hey, hört mal! Toto kommt mit!", rief er laut zu den anderen, als wären wir wieder in der Mittelschule, wo's um Nachmittagsunternehmungen ging, die man nach dem Unterricht unternahm. Wie zur Seijou-Zeiten, wenn wir nach dem Training noch etwas Essen gingen oder uns in den Sommerferien zum Eisessen und Karaoke in klimatisierten Räumen trafen.
Da ich am nächsten Tag eh ein paar Erledigungen machen musste, nutzte ich die Zeit in der Stadt, noch alles Nötige für die Fahrt zu besorgen und setzte Abuela über meine Abwesenheit in Kenntnis. Ausgerechnet an diesem Tag war das Abendtraining besonders hart, so dass ich abermals nur ins Bett fiel und mein Handy komplett ignorierte.
Am nächsten Morgen ging es sehr früh mit dem Bus von der Turnhalle aus los und erst, als ich in diesem saß und zur Ruhe kam, erinnerte ich mich daran, dass ich V/N-chan eine Info schuldete. Ja, es ist mir wieder passiert. Nein, es war keine Absicht. Dass die Fahrt so plötzlich für mich kam, hatte ich nicht voraussehen können, aber meine Verplantheit war eine andere Geschichte. Deswegen hatte ich auch ehrlich ein schlechtes Gewissen, als ich die Nachricht absendete, und ich hoffte, dass sie mir das nicht allzu übel nehmen würde...
Tooru, 08:27 Uhr
Gomen~ wir sind die nächsten
drei Tage unterwegs!
Fahren heute schon los!
Ich melde mich, wenn ich kann!!
Tut mir leid, ich hab's vergessen,
dir zu erzählen!Ich wartete einen Moment, sie war gerade nicht online. Dafür sah ich die Netzverfügbarkeit in der rechten oberen Ecke meines Displays schwinden. Wir befanden uns auf der Autobahn und gerade ereilte uns mal wieder ein Funkloch. Oder vielleicht auch nur mich, keine Ahnung. Es nervte, ich stieß die Luft aus und steckte das Telefon wieder in die Jackentasche. Vermutlich war V/N bei der Arbeit. Ich kannte ihren Dienstplan zwar nicht auswendig, aber sie hatte ja gesagt, dass sie gerade in der ersten Zeit verstärkt eingesetzt würde, damit sie sich mit dem Job auseinandersetzen und reinwachsen könnte. Ja, wird schon so sein.
Mit diesem Gedanken konnte ich meine Augen schließen und ein wenig dösen... Marian saß neben mir und war in seinen Spanischlektionen vertieft, die er in seinem Lehrbuch durchging, das er immer mit sich schleppte, und ließ mich die Ruhe. Es war angenehm mit ihm, weil wir nicht immer reden mussten und das dennoch nicht unangenehm wurde.
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B-Side: Argentinian Blues
FanfictionFrühjahr 2013 - Seijous Kapitän Oikawa Tooru geht seinem großen Traum nach, Profivolleyballspieler zu werden und lässt dafür alles hinter sich: Sein altes Leben, seine Familie, seine Freunde und... seine Freundin. Es ist nicht nur die neue Kultur un...