Kapitel 1 - Noah

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„Weißt du, der Kuss hat mir echt was bedeutet. Ich hab sowas noch nie für irgendwen gefühlt und ich will nicht so tun als wär da nichts", offenbart der Lockenkopf seine Gefühle für mich.

Ich wusste nicht, was ich sagen sollte, also schwieg ich.

Er sah enttäuscht aus, als hätte er auf eine Antwort gewartet, aber ich wusste nicht, was ich hätte sagen sollen.

„Ich wollt nur dass du das weißt", mit diesen Worten stand er auf und verschwand in der Menschenmenge.

Ich bemerkte nicht, dass auf einmal Ava neben mir stand.

„Ich weiß, dass mich das überhaupt nichts angeht, aber das war cool", ich schaue Colin in der Menschenmenge an.

Ich redete nicht mit Ava, ich redete mit niemandem. Ich saß nur auf den Treppenstufen des Internats und schaute Colin zu.

Dieser Junge mochte mich, nein, er liebte mich. Und doch störte mich etwas daran.

Colin war der netteste Mensch den ich kannte, aber ich wollte dieses romantische zwischen uns nicht. Und vor allem, ich wollte ihn nicht verletzen.

Er stieg die Treppenstufen hoch, an mir vorbei, ohne mich anzusehen. Aber ich sah ihn an, auch in der Dunkelheit konnte ich erkennen, dass es ihm nicht gut ging.

Ich wollte ihm hinterher gehen, aber ich fühlte mich wie festgeklebt. Es fühlte sich nicht richtig an. Ich hatte ihm gerade das Herz gebrochen und jetzt renne ich ihm nach um ihn zu trösten?

Was eine Ironie.

Ich fühlte mich mies, doch ich war mir sicher, dass wir die Distanz und Zeit in den Ferien brauchen würden.

Als ich das Zimmer betrat lag Colin bereits im Bett, mit dem Gesicht zur Wand gedreht.

Ich wusste, dass er noch nicht schlief, das war nicht seine Zeit. Normalerweise lag er um diese Zeit mit einem Buch in der Hand auf seinem Lieblings Kuschelkissen, dem mit der Schildkröte drauf. Oder er hörte Musik.

Es fühlte sich komisch an, zu wissen dass er wach ist und sich verstellt als würde er schlafen.

Es fühlte sich komisch an, zu wissen, dass er das Kissen mit der Schildkröte bevorzugte, oder dass er nur mit den grauen Kopfhörern Musik hörte, weil er die roten für die Podcasts benutzte.

Es fühlte sich komisch an, dass wir heute nicht reden würden, wie wir es jeden Abend taten.

„Gute Nacht, schlaf gut", sagte ich leise in die Richtung des Brünetten. „Du auch", antwortete er mir.

Er klang kraftloser als sonst. Selbst in diesen zwei Wörtern konnte ich hören, dass seine Stimme zitterte.

Ich hoffte ich würde vor ihm einschlafen, ich würde es nicht ertragen ihn weinen zu hören. Zu wissen, dass dieser Junge wegen mir weint, würde ich nicht verkraften.

Die Stille zerfraß mich. Ich hatte das Gefühl, diese Stille wie einen Tinnitus immer und immer lauter wahrzunehmen.

Ich wollte nur noch schreien, ich konnte für diesen perfekten Schönling nicht das sein, was er sich erhofft hatte. Und damit brach ich ihm sein Herz.

Er weinte wahrscheinlich gerade lautlos, weil ich versagt hatte.

Mit jeder Sekunde die verstrich, hatte ich das Gefühl, mich weiter von ihm zu entfernen.

Mit jeder Sekunde die verstrich, hatte ich das Gefühl, außer Freddy meinen besten und einzigen Freund zu verlieren.

Ich hoffte inständig, dass sich Colin über die Sommerferien erholen würde, dass er Zeit für sich finden würde.

Ich wollte ihn nicht verlieren, das könnte ich mir nie verzeihen. Vor allem nicht, wenn ich ihn auf diese Weise verlieren würde. Ich als Idiot, er mit gebrochenem Herzen.

Morgen würden sich unsere Wege trennen, dann würde ich ihn sechs Wochen nicht sehen. Ich würde in die Hölle meiner Familie zurück kehren, nur dieses Mal ohne Freddy.

Ohne Freddy und Colin, dieser Tag bereitete mir schon seit ein paar Wochen Sorgen, doch nun hatte ich eine viel größere Angst:

Die Dinge werden nie mehr so werden, wie sie mal waren.

Nolin ff // things will never be the same...Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt