Ehrlich gesagt wusste ich selbst nicht, wieso ich so nett zu ihm war. Ich schätze es liegt einfach wirklich noch daran, dass er mein Bruder ist und mir Troys Worte vielleicht etwas zu Herzen genommen hatte. Außerdem dachte ich, die Tage würden schneller vorbei gehen, aber Riley war jetzt schon 9 Tage bei uns. Er ging mir unglaublich auf die Nerven und redete die ganze Zeit auf mich ein. Er fing schon so an wie Troy, dass ich doch nicht so viel trinken soll.
"Du tust Winchester nicht gerade gut, wenn du soviel Blut hier bunkerst und die Leute ständig aussaugst. Das fällt doch irgendwann auf. Es gibt Angriffe von wildgewordenen Tieren, obwohl keine Tiere gesehen wurden. Das merken die Menschen doch bald." Ich war gerade in meinem Zimmer und wollte meine Kühltruhe aufmachen, als er sich an den Türrahmen lehnte.
"Ist das dein Ernst? Wer hat denn letztens im Club willkürlich gemordet, hm?"
"Du weißt, dass ich gesoffen hab. Ich ernähre mich immer nur von Leuten, die mir freiwillig ihr Blut geben. Das ist auch besser für die Stadt, wenn nicht andauernd Leute im wegen zu hohem Blutverlust im Krankenhaus landen."
Ich zog die Augenbrauen in die Höhe und nahm mir einen Blutbeutel aus der Truhe, bevor ich den Deckel wieder zufallen ließ.
"Wer gibt einem bitte freiwillig sein Blut?", fragte ich skeptisch. Der will mich doch verarschen.
"Keine Ahnung, irgendwelche Twilight - Fanatiker", lachte er und schmiss sich auf mein Bett. Ich schaufte verächtlich auf. "Und woher bekommst du solche Leute?"
Riley guckte betreten an die Zimmerdecke. "Joyce..also meine Freundin...", Er blickte wieder zu mir rüber,
"Sie hat das schon gemacht, als ich sie kennenlernte." Ich nickte bloß. In solchen Situationen weiß ich nie, wie ich reagieren soll, also setzte ich mich einfach zu ihm aufs Bett. Im Trösten war ich noch nie wirklich gut und sowieso interessierte ich mich nicht wirklich für die Gefühle anderern Menschen.
"Ist auch egal jetzt. Willst du es mal ausprobieren?"
Ich zog meine Augenbrauen verächtlich zusammen. "Wo bleibt denn da der Spaß?", grinste ich. Riley verdrehte seine Augen. "Komm schon, nur einmal." Ich schüttelte den Kopf und lief in die Küche um mir ein Glas zu holen. Riley kam mir hinterher gelaufen. "Bitte. Wenigstens probieren", bettelte er.
Ich nahm ein Glas und goss das Blut hinein.
Ich hob meinen Blick wieder. "Na gut. Einmal."
Riley grinste und verschwand im Gästezimmer. Ich verdrehte grinsend meine Augen und nahm einen Schluck zu Trinken.
Als Riley im 94 auftauchte, dachte ich, dass er noch schlimmer wäre als ich, dabei ist er voll das Weichei. Aber ein nettes Weichei.
Als ich ausgetrunken hatte, machte ich mich ihm hinterher.
"Sag mal, wann willst du eigentlich mal abhauen?"
"Gehe ich dir auf die Nerven?" Ich verdrehte meine Augen und reagierte nicht auf seine Frage. "Du meintest, du willst nur wenige Tage bleiben." "Ja, tut mir ja leid, aber ich finde nunmal nichts. Ich kann ja schlecht unter einer Brücke schlafen oder?"
"Naja..also ich habe keine Lust mich hier weiter von dir voll labern zu lassen." Riley nickte. "Na gut. Ich werde mich bemühen." Ich nickte.
wann hast du vor mich auf einen Drink einzuladen?", fragte ich.
"Heute Abend?", schlug Riley vor.
Ich nickte und verschwand wieder in meinem Zimmer.--------------
"Also, wo fahren wir jetzt hin?", fragte ich neugierig, als Riley und ich gemeinsam die Wohnung verließen.
"Wirst du schon sehen", antwortete er. Ich hob amüsiert eine Augenbraue. "Du weißt, dass ich uns dahin fahren werde." Es klang eher wie eine Frage, denn ich werde ihn mit Sicherheit nicht mein Auto fahren lassen. Keiner rührt mein Baby an außer ich.
"Du lässt mich nicht fahren? Ach komm schon, ich wollte ihn schon immer mal fahren", schmollte er.
Ich schüttelete bestimmend den Kopf.
"Na gut, dann fahren wir halt mit meinem Auto." Im Gegensatz zu meinem wertvollen, historischen Auto, fuhr Riley einen alten VW Golf. Höchst beeindruckend.
Widerwillig stieg ich in sein Auto und wir fuhren los.Ich dachte nicht, dass wir in Winchester bleiben, da ich die Stadt nur als einen sehr zivilisierten Ort kannte, doch Riley brachte mich in einen Teil der Stadt, der alles andere als zivilisiert war, es wirkte eher wie ein Armen-Viertel einer Großstadt. Hier war nichts als reine Plattenbausiedlung. Die Häuser sahen heruntergekommenen aus, überall waren kaputte Fenster und Grafitti an den Wändenn. An den Straßen standen Nutten, an jeder Ecke sah man Drogendealer und viele Leute saßen auf der Straße und zogen sich irgendwelche Drogen rein.
Ich war noch nie in diesem Teil der Stadt, ich wusste nicht einmal das Winchester so ein Viertel besaß. Aber welche Stadt hatte es nicht?
"Wir sind gleich da", kam es plötzlich von Riley, der die Stille, die die gesamte Fahrt über im Auto herrschte, brach.
Er zeigte auf ein Hochhaus am Ende der Straße.
Als wir ausstiegen, bemerkte ich ein Auto vor dem Haus an dem Bordstein stehen. Ich betrachtete die abgenutze Karosserie des Wagens, als ich merkte, dass darin sogar ein Mann saß und bevor ich wegsehen konnte, bemerkte ich, dass er nicht allein ist. Eine Frau saß auf dem Beifahrersitz und hat den Kerl einen geblasen. Sofort wendete ich den Blick ab und lief mir angewidertem Blick auf den Eingang zu. Riley hielt mir die Tür auf und ich bekam im Treppenhaus sofort einen Würgreiz, als mir der beißende Geruch von Urin und Kotze in die Nase stieg. Schnell hielt ich mir meinen Ärmel vor die Nase und verengte meine Augen.
Ich sah Riley an und er blickte entschuldigend zurück. Hierfür werde ich ihn später umbringen.
Riley begann die Treppen zu benutzen und ich ging ihm hinterher. Nach der sechsten Treppe wollte ich ihn fragen, bis in welchen Stock wir denn mussten, doch bei diesem Gestank wagte ich es nicht, meinen Mund auszumachen.
Wenn ich mich nicht verzählt hatte, waren wir im 11. Stock angekommen, als wir endlich stehen blieben und Riley gegen die Tür klopfte.
Eine im Vergleich zu der Gegend gepflegte Frau öffnete uns die Tür.
"Ahh, Riley. Schön, dich mal wieder zu sehen", rief sie aus und kniff ihm kurz in die Wange, so wie es meine Großmutter auch gemacht hätte.

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Lovely Death
ÜbernatürlichesAnastasia ist schon seit über 200 Jahren auf dieser Erde. Sie genießt ihr Dasein als Vampir in vollen Zügen, bis ein Junge in ihr Leben tritt und alles verändert.