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V O R nicht allzu langer Zeit nahm ich an, die Arten jemanden zu küssen, ließen sich an einer Hand abzählen: Bussi von der Großmutter, flüchtiger Kuss und leidenschaftlicher Zungenkuss. Aber Raphael schaffte es jedes Mal, der letzten Kategorie eine völlige neue Nuance zu geben. Weder hielt er sich zurück, noch fiel er wild über mich her. Er erwiderte die Küsse, schien jedoch in erster Linie Gefallen an meiner Halsbeuge gefunden zu haben. Und dieses Mal dauerte es nicht lange, bis er mich ins Kissen drückte. Ganz im Gegensatz zu dem zweiten Kuss in meinem Zimmer.
Meine Hände wollten auf Wanderschaft gehen, ihn über den Rücken streichen, doch leider fesselte er mich mit eigener Kraft im rechten Winkel an die Bettdecke. In Serien fand ich sowas immer total heiß, eigentlich auch in meiner Vorstellung, aber bei Raphael ... da war es irgendwie enttäuschend. Ich fragte mich, wie sich seine Haut an meinen Fingern anfühlte. Ob die Stelle, an der sich seine Tattoos befanden, anders beschaffen war und es Weitere gab, die ich noch nicht zu Gesicht bekommen hatte.
Zumindest spürte ich die winzigen Härchen seines Dreitagebarts, wenn wir uns küssten. Sein Griff war nicht fest, deshalb gelang es mir, mich zu lösen und meine Hände in seinen Rücken zu vergraben. Sofort fiel mir auf, wie er sich dabei anspannte. Jäh nahm ich wieder die Ursprungsposition ein. Raphael, der gerade mein Schlüsselbein entlang küsste, bedankte sich dafür bei mir mit einem innigen Kuss. Und nicht nur das – als Kompromiss hockte er nicht länger auf mir, sondern legte sich ebenfalls hin, sodass sich unsere Körper berührten. Zu spüren, wie sehr er mich wollte, trieb auch meine eigene Lust an.
Mit der einen Hand packte ich zum Saum seinen T-Shirts, doch er legte seine sanft auf meine. Ich verharrte in der Bewegung. »Du sollst wissen, dass das für mich gerade etwas Besonderes ist«, keuchte er. Unser Atem schlug aneinander. In seinen Augen sah ich erneut den verletzlichen Raphael. Den, der es langsam aber sicher schaffte, dass ich ihm verfalle ... nicht nur körperlich.
»Für mich auch«, erwidere ich. Es war mir egal, dass wir uns nur wegen Dina kennengelernt haben. Gerade ist sie nicht dabei und der Moment ist trotzdem echt.
Er lächelte. »Gut. Ich hoffe, du verstehst, dass ich nicht aufs Ganze gehen kann.« Er strich mir wieder durchs Haar und ich schmolz dahin. Wenn er das machte, würde ich ihm jeden Wunsch erfüllen. Trotzdem hätte er seinen Charme nicht spielen lassen müssen, um mich auf seiner Seite zu ziehen. Ich genoss es, dass es mit ihm immer anders war. Was, wenn es irgendwann langweilig wurde? Mir war es recht, die Anfangsphase hinauszuzögern.
»Natürlich«, murmelte ich. Er gab mir einen langen Kuss auf die Stirn, der die Schmetterlinge in meinem Magen tanzen ließ.
Eine Weile lagen wir Arm in Arm da und starrten an die Decke. Er streichelte dabei meinen Bauch. Irgendwann beschloss er, auf Wanderschaft zu gehen. Er umkreiste meinen Bauchnabel und wanderte dann noch höher. Bei meiner Brust angekommen, fing er an entlang meiner Brustwarzen, kleine Kreisbewegungen auszuführen. Ich bäumte mich auf in Richtung seiner Berührung. Das. War. Unbeschreiblich.
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Box Nr. 7
Romance»Die ganze Zeit ging ich davon aus, du wärst auch nur jemand, dem ich nicht trauen kann, aber du warst die ganze Zeit ehrlich zu mir, oder?« 𓆈 Zettelchen für einen Kummerkasten schreiben? Lennja findet, dass sie dafür längst zu alt ist. Ihr Pädagog...