☆𝟏𝟎☆

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Schweißgebadet fuhr ich aus dem Schlaf und saß aufrecht in meinem Bett. Die Hochzeit meiner Eltern. Es war ein komisches Gefühl, sie heiraten zu sehen, wenn ich sie selbst das letzte Mal mit drei Jahren gesehen hatte.

Sie fehlten mir. So sehr. Es tat mir jedes Mal weh, zu sehen, wie die anderen Muggelkinder immer von ihren Eltern, speziell ihren Müttern, in den Kindergarten begleitet wurden. Ich hatte diesen Fakt als fünfjähriges Mädchen mit zwei geflochtenen Zöpfchen nicht verstanden. Das Einzige, was mich stets begleitete, war das Gefühl, dass mir etwas fehlte. Eine richtige Mutter. Ein richtiger Vater. Geschwister.

Zum Glück bin ich dieses Gefühl bald losgeworden, ich hatte akzeptiert, dass ich nicht mehr eine Familie wie die anderen Kinder hatte und wahrscheinlich auch nie wieder eine haben werde.

Nach diesen, zugegeben eher düsteren und traurigeren Gedankengängen, schwang ich mich aus meinem Bett und zog mir meinen Umhang an, da ich gleich zum Frühstück und dann zum Unterricht gehen musste, wie mir mein Wecker in Form einer Eule verriet.

An der dritten Ecke nach Ausgang des Ravenclaw-Turms fand ich Jeff an der Wand angelehnt vor.

»Guten Morgen!«, begrüßte ich ihn lächelnd und gab ihm einen sanften Kuss auf die Wange. Meinen Traum, meine Vision oder was auch immer es war, hatte ich schon wieder vergessen. Das einzige, an das mein Hirn gerade denken konnte, war dieser wundervolle Junge vor mir.
Mein Herz hämmerte wie wild gegen meine Rippen, so heftig als wolle es mir jetzt aus der Brust springen.

Gespielt traurig meinte ich: »Nur auf die Wange? Bin ich dir denn so wenig wert?«
Sogar ein paar Tränen konnte ich meinen Tränendrüsen entlocken. Jeff sah mich schockiert an, dann verstand er wohl mein Spiel und gab mir endlich den ersehnten Kuss auf die Lippen.

Ich lächelte in den gefühlvollen Kuss hinein und in meinem Bauch startete das mir schon bekannte Feuerwerk der Glücksgefühle. Es tat mir gut, so geliebt zu werden, wie Jeff es tat.

Er ließ mich diese Visionen vergessen und mich wertgeschätzt fühlen. Beides Gefühle, die ich aus meiner Kindheit nicht kannte.

Als wir uns lösten, nahm Jeff meine Hand in seine, verschränkte unsere Finger miteinander und gemeinsam schlenderten wir hinunter zum Frühstück.

Dort trafen wir auch auf Regulus, der allerdings schnell und ohne uns zu beachten an uns vorbei ging.

Es machte mich traurig, zu sehen, dass sich ein so guter Freund, wie Reg es nun einmal war, von mir angewandt hatte.

Mein Herz machte einen kleinen und freudigen Hüpfer, als mir mein Freund, immer noch zersprang ich vor Glücksgefühl bei diesem Wort fast, ein Stück Toast mit Schokoladencreme hinhielt und ich davon abbiss.

Genüsslich kaute ich, während Jeff mich lächelnd dabei ansah.
Ich hatte das Gefühl, wir würden uns schon seit Jahrzehnten kennen und wären schon seit Jahren zusammen.
So viel ist bereits passiert.

Wir verabredeten uns für nach dem Abendessen in der Bibliothek, um gemeinsam unsere Hausaufgaben für Verwandlung zu erledigen.

Die Stunden bis zum Mittagessen rauschten nur so an mir vorbei, ich tat nämlich immer nur dasselbe: Halbwegs aufpassen, das Wichtigste mitschreiben, semi-interessiert schauen und einfach Zeit an mir vorüberstreichen lassen.

Mit inzwischen knurrenden Magen machte ich mich auf den Weg in die große Halle, doch ich wurde durch Aiden Moog, einem meiner Mitschüler aus Ravenclaw, aufgehalten.

»Eronita, hättest du eine Minute für mich? Ich bräuchte Hilfe bei einer bestimmten Sache, bei der du mir am meisten helfen könntest.«

Mein Gesicht spiegelte mit Sicherheit die Verwunderung, die ich in diesem Moment spürte, wider. Denn mit Aiden hatte ich kaum etwas zu tun, auch wenn ich ihn in Zaubertränke mal aus Versehen mit einem Schwelltrank besprenkelt hatte.
Aiden sah mich mit einem fast schon flehenden Blick an und ich konnte einfach ich nein sagen, also pfiff ich sogar auf mein heißgeliebtes Mittagessen.

»𝖗𝖆𝖇𝖊𝖓𝖘𝖈𝖍𝖜𝖆𝖗𝖟« - 𝖺 𝗆𝖺𝗋𝖺𝗎𝖽𝖾𝗋𝗌 𝗌𝗍𝗈𝗋𝗒 (DE)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt