1. Überraschungsvoller Einzug

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Es war ein heißer Donnerstag von Mitte August und die drei Freundinnen waren schon seit einer Woche in die Landlgasse 3 eingezogen. Am jenen Tag hatte Denise frei, Kerstin und Bärbel mussten nur am Nachmittag arbeiten. Die Freundinnen waren in der letzten Phase der Renovierung: sie räumten die neue Möbel in die Wohnungsteile ein. Danach setzten sie sich mit einer kühlen Limonade am Tisch im Garten, um miteinander plaudern und sich erfrischen zu können.

- Also, die Küche ist fertig. - begann Denise.

- Die Bäder auch. - reagierte Bärbel.

- So wie das Wohnzimmer, das Esszimmer, der Flur und die drei Schlafzimmer. - beendete Kerstin. - Was fehlt noch? - fragte sie dann.

- Wir müssen noch einige Gartenarbeit tun... - beobachtete Bärbel.

- Ja, stimmt! - lachte Kerstin. - Noch was? -

- Ähm... so gut ich mich daran erinnere, als wir uns die Wohnung angeschaut hatten, gingen wir ganz oben bei einer Tür vorbei, die uns aber nicht geöffnet wurde... vielleicht sollten wir uns auch den Dachboden anschauen, wahrscheinlich müssen wir dort auch Einiges verändern... - schlug Denise vor.

- Gute Idee... - sagte Kerstin. - Ich muss aber langsam zu meinem Kristallenladen. Entschuldigung. -

- Und ich habe heute Nachmittag noch ein Redaktionstreffen. Es tut mir auch leid.- teilte Bärbel mit. Seit ihrer Rückkehr zu ihrer Heimatstadt Wien legte sie eine längere Pause in ihrem Reiseblog ein und fand eine Stelle als Journalistin bei einem Magazin für junge Erwachsene, dessen Redaktionstreffen immer an Donnerstagen stattfanden. Dabei musste Bärbel immer persönlich anwesend sein. Manchmal arbeitete sie an ihren Artikeln von zu Hause, aber es gab auch Tage, an denen sie in der Stadt auf der Suche nach neuen Themen unterwegs war.

- Kein Problem, dann schaffe ich die Gartenarbeit, während ihr beschäftigt seid. - lächelte Denise freundlich. - Es ist mir gar kein Problem, weil ich davon begeistert bin. - fügte sie hinzu.

- Und du bist sicher eine Zaubergärtnerin! - bemerkte Bärbel.

- Danke fürs Kompliment, aber... - begann Denise, konnte aber den Satz nicht beenden.

- Unsere Freundin Bärbel hat doch Recht, Denise! - rief Kerstin mit Bewunderung auf. - Du hast ja ein natürliches Talent für Gartenarbeit, schon seit deiner Kindheit... -

- Okay, ihr habt Recht, das stimmt! - lachte Denise. - Also, ich verschönere unseren Garten ein bisschen, dann, mal sehen, was auf uns im Dachboden wartet... -

So wars entschieden. Kerstin und Bärbel verabschiedeten sich von Denise, dann nahmen gemeinsam die U-Bahn, mussten aber an unterschiedlichen Haltestellen aussteigen.

***

Denise blieb also alleine zu Hause. Der Garten sah ein bisschen verwildert und ungepflegt aus: die perfekte Herausforderung für Denise. Sie entfernte zuerst die Unkräuter, danach mähte sie den Rasen, schließlich goß sie die Blumen und die andere Pflanzen, die dort wuchsen. Zufrieden beobachtete sie ihr Werk: Bärbel und Kerstin hatten mit ihren Komplimenten doch Recht, übrigens gärtnerte Denise tatsächlich seit ihrer Kindheit gern. Sie wunderte sich, wieso denn sie an einem Sprachinstitut als Rezeptionistin arbeitete, statt Gärtnerin zu sein... Oder Köchin. Denn Denises weiteres Talent war Kochen: vom Anfang an kochte sie für sich selbst und für ihre Freundinnen. Auch nach der Gartenarbeit tat sie so. Sie ging in die Küche und bereitete ein frisches, abkühlendes Sommerabendessen vor. Normalerweise hörte sie das Radio beim Kochen, aber an jenem Donnerstag entschied sie sich für eine Ausnahme und kochte in voller Stille. Plötzlich hörte sie aber geheimnisvolle Geräusche, die vermutlich von oben kamen und am ehesten einer Mischung von Schamanentrommeln und Engelgesang ähnelten. Was für eine komische Kombination..., dachte Denise, während sie die Küche verließ und aufwärts ging. Übrigens, ist das real oder bilde ich mir nur alles ein?, fragte sie sich.

Onyx und Phoenix  - Lichtwächterinnen 1.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt