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Louis Pov

„Hey! Bleib gefälligst stehen!"
Ein kalter Schauer lief mir den Rücken runter und ich hoffte wirklich inständig, dass ich damit nicht gemeint war.
Doch als ich mich umdrehte und die Augen eines großen, braunhaarigen Jungen auf mir lagen, hatten sich all meine Hoffnungen in Luft aufgelöst.
Mach, dass du da wegkommst, Louis!
Schlagartig drehte ich mich um und rannte los.
Wohin? Keine Ahnung. Hauptsache weg.
Scheiße man. Ich wurde noch nie erwischt.
Ich war doch immer so vorsichtig! Wie zum Teufel hatte dieser Wichser das also gesehen?
Ich lief zur Hauptstraße und dreht meinen Kopf nach hinten. Und tatsächlich. Er rannte mir hinterher.
Fuck, fuck, fuck.
Den Föhn unter meiner Jacke festhaltend sprintete ich über den Marktplatz, auf welchem heute Wein- und Crêpeverkostung war. Gekonnt sprang ich über die Stühle und Tische, schlängelte mich zwischen den Wagen hindurch und war wirklich stolz auf meine Parkour-Künste, doch mein nächster Blick nach hinten nahm mir diesen Stolz wieder, als ich meinen Verfolger noch immer hinter mir sah.
Das gibt's doch nicht. Warum verpisst der sich nicht einfach?
Mir fiel der alte Bauernhof ein, in dem ich mich früher oft versteckte, nachdem ich etwas geklaut hatte, weil ich Angst hatte, doch erwischt worden zu sein.
Ich steuerte auf die alte Scheune zu.
Hier war definitiv ich im Vorteil.
Ich kannte mich aus und kam auch mit dem ewig matschigen Boden gut zurecht. Was ich von meinem Follower nicht wirklich behaupten konnte. Schon witzig.
Zügig bog ich hinter die Scheune und blieb stehen. Wartete kurz.
Die flatschenden Schritte kamen immer näher und im nächsten Moment packte ich den Jungen an seinem Hemdkragen und drückte ihn mit voller Wucht gegen die schmutzige Scheunenwand. Ihm entwich dabei ein Keuchen und ich wusste, das war mein Triumph.
Als er seine Augen wieder öffnete, blitzte mir ein wirklich ungewöhnlich schönes grün entgegen, was mich für eine Millisekunde stutzig machte.
Doch ich fing mich schnell wieder und schrie ihn an: „Junge, verpiss' dich endlich!"
Ich war zwar einen ganzen Kopf kleiner als er, aber trotzdem hatte ich die Oberhand.
Ängstlich sah er mich an und ich hätte fast etwas Mitleid verspürt. Aber auch nur fast.
„N-nein", stotterte er und versuchte meinem eindringlichen Blick standzuhalten.
„Wie bitte?", knurrte ich, zog ihn kurz ein Stück von der Wand weg, nur um ihn dann erneut feste dagegen zu drücken, „Du scheinst deine Situation gerade nicht ganz ernst zu nehmen, Freundchen! Ich gebe dir die Chance, dich zu verpissen, ohne dass ich dich windelweich prügel'!"
Er schluckte merklich. Ich spürte auch sein Zittern an meinen Händen, doch ich ließ nicht von ihm ab.
„I-ich habe verstanden", gab er mit heiserer Stimme von sich, „A-aber du...du hast geklaut. Und d-das kann ich nicht zulassen!"
Meine Gesichtszüge entglitten mir kurz. War das sein ernst? Hatte er denn gar keine Angst?
Also seiner Körperhaltung nach zu urteilen schon.
Warum sagte er das dann?
„Ich hab mich wohl nicht richtig ausgedrückt", knurrte ich und packte mit meinen Fingern sein Gesicht. Dann kam ich ihm gefährlich nah und hauchte gegen seine Lippen: „Entweder du verziehst dich jetzt und ich lasse dich in Ruhe, oder ich fick' dich auseinander. Und das meine ich nicht im guten Sinne."

Caught // LarryWo Geschichten leben. Entdecke jetzt