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Harry Pov

Während ich zurück zum Laden lief, musste ich alles, was eben geschehen war, noch einmal durchgehen. Also: der Junge, auf den ich einen Crush habe, ist eigentlich ein Dieb und hat bei uns einen Föhn gestohlen, den ich aus Beliebtheitsgründen wieder zurückholen wollte, wurde daraufhin fast verprügelt, hab mich dann mit eben Genanntem vor der Polizeit versteckt, weil ich ihn doch auf einmal für seine Tat bewunderte und habe ihm obendrein auch noch den geklauten Föhn ,geschenkt'?
Der Tag war für mich heute jedenfalls gelaufen.
Als ich am Laden ankam, standen meine Chefin Bärbel und ein Polizist davor.
Sie sah mich und winkte mich ran.
„Harry, konntest du ihn nicht schnappen?", wollte sie sofort wissen.
Kein ,alles ok?, oder so. Nein.
Sah ich außerdem so aus, als hätte ich ihn erwischt??
Ich schüttelte den Kopf und sagte nur „Er war zu schnell".
Sie verdrehte ihre Augen hinter ihrer hässlichen Brille, die ihr überhaupt nicht stand. „War ja klar."
Die Wut in mir stieg. Am liebsten würde ich sie fragen, ob sie der Ansicht war, dass sie ihn hätte fassen können, doch ich bemühte mich, sie einfach runterzuschlucken.
„Hast du vielleicht sein Gesicht gesehen? Was hatte er an? Welche Haarfarbe hatte er? Oder konntest du irgendwas auffälliges an ihm erkennen? Tattoos oder Narben oder so?", wandte sich dann der Polizist an mich.
Auf jede dieser Fragen könnte ich eine Antwort geben.
Aber ich wollte Louis nicht verpfeifen.
„Nein, leider nicht. Er hatte eine lange Jacke mit Kapuze an. Ich konnte nicht viel erkennen..."
Der Polizist schrieb sich etwas auf seinem Block auf.
„Welche Farbe hatte die Jacke?"
„Rot", log ich.
„Das stimmt nicht, sie war glaube ich grün. Ja, dunkelgrün!", mischte sich meine dumme Chefin ein und ich könnte ihr dafür wirklich ins Gesicht hauen. Aber sowas tat ich nicht.
Verwirrt schaute der Polizist zwischen uns beiden her.
„Ok, also rot oder dunkelgrün", murmelte er während des Schreibens.
Dann packte er die Sachen zurück in seine Hose und klatschte in die Hände.
„Vielen Dank für Ihre Hilfe. Wir melden uns bei Ihnen. Einen schönen Tag noch."
Und damit verschwand er.
Sobald er weg war, schaute meine Chefin mich böse an.
„Sag mal, was hast du eigentlich gemacht? Wieso konntest du ihn nicht schnappen? War er etwa Usain Bolt? Und warum hast du über die Jackenfarbe gelogen? Du konntest sie die ganze Zeit sehen. Und ich, die sie nur eine Sekunde gesehen hat, konnte es ihm sagen!"
Toll. Und wenn du doch so unfassbar toll und klug bist, dann hättest du auch gesehen, dass die Jacke schwarz war! Aber das konnte ich ihr nicht sagen.
Gott, wie mir diese Frau auf die Nerven ging.
Ohne noch weiter auf sie einzugehen, begab ich mich zurück in den Laden, in dem meine Kollegen wohl schon über mich lästerten. Das war mich jedoch jetzt egal.
Ich fühlte mich irgendwie total ausgelaugt. Meine Gefühle waren ganz durcheinander und ich musste den heutigen Tag erstmal verdauen.
Ich schnappte mir meine Sachen, ging zu meiner Chefin und meldete mich für den Rest des Tages krank, durfte mir dann noch einen dummen Kommentar anhören und lief schließlich direkt zu meinem Hausarzt, der drei Minuten zu Fuß von meiner Arbeit befand.
Dort tat ich ein bisschen kränker als ich musste und bekam somit einen Krankenschein für die ganze restliche Woche. Und wir hatten zum Glück erst Dienstag.
Auf meinem Nach Hause-Weg sah ich immer wieder Louis blaue Augen vor mir aufblitzen. Ich konnte es nicht verhindern, der Junge lebte ab heute dauerhaft in meinen Gedanken.
Und so richtig was dagegen hatte ich auch nicht.
Zuhause angekommen erklärte ich meiner Mutter nur schnell, dass ich krank war und direkt ins Bett gehen würde. Sie gab mir einen Kuss auf den Kopf und machte mir sogar noch einen Tee. Sie war einfach die beste.
Aber ob ich ihr von Louis und allem drum und dran erzählen wollte, wusste ich noch nicht so recht. Ich denke, ich brauche erst einmal ein wenig Zeit für mich.

Louis Pov

Ich schloss die Tür auf und hing meine Jacke direkt an unsere selbstgebastelte Garderobe. Im nächsten Moment kamen mir schon vier Mädels entgegen, die sich beinahe auf mich stürzten, als sie den Föhn sahen. Sie bedankten sich tausend Mal bei mir uns stritten sich dann darum, wer als erstes ins Bad durfte.
Ich musste schmunzeln.
Ihr müsstet euch eigentlich bei Harry bedanken.
Ja. Harry...
Das war auch wirklich eine merkwürdige Begegnung...Aber dennoch fand ich ihn auf eine schräge Art und Weise cool.
Ich begab mich in die Küche und hörte kurz darauf meine Mutter hinter mir.
„Was hast du für den Föhn bezahlt?", wollte sie wissen.
„Ach, Mama, das ist doch egal", winkte ich ab, „Wichtig ist, dass wir jetzt wieder einen haben."
„Louis", seufzte sie, „So geht das nicht. Du kannst nicht dein ganzes Geld für uns rausschmeißen. Du musst das auch mal für dich ausgeben und dein Leben genießen!"
Geld rausschmeißen tat ich nicht. War nämlich keins mehr da.
„Das tue ich doch! Und außerdem finde ich es viel schöner, wenn ich euch eine Freude machen kann!", ich legte einen Arm um sie.
Sie schüttelte nur ihren Kopf.
„Was würde ich nur ohne dich machen, Louis..."

Caught // LarryWo Geschichten leben. Entdecke jetzt