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Harry Pov

Das ganze Wochenende verbrachte ich zusammengerollt unter meiner Bettdecke und hörte mir traurige Liebeslieder an.
Ich wusste, dass mir das nicht unbedingt weiterhalf, aber so konnte ich meine Emotionen irgendwie besser raus lassen.
Zwischendurch kam meine Mutter immer mal wieder rein und wollte wissen, was los war und warum ich so traurig war.
Doch jedes Mal schickte ich sie nur weg, was mir im Nachhinein wirklich unfassbar leid tat, aber ich war einfach noch nicht bereit mit ihr über meine Gefühle für Louis zu sprechen.
Geschweige denn ihr zu erzählen, woher ich ihn kannte.
Denn dann war ich mir sicher, sie würde mir den Kontakt zu ihm verbieten und das konnte ich nicht zulassen.
Auch, wenn ich mich momentan selbst nicht besser verhielt...
Aber nein.
Lieber versank ich ewig im Selbstmitleid und Liebeskummer, als jetzt mit ihr darüber zu sprechen.
„Harry?", ertönte es vor meiner Zimmertür und ich rollte mich nur noch mehr in meine Decke ein.
„Nein", rief ich, was von meiner Schwester jedoch gekonnt ignoriert wurde, denn sie riss die Tür mit einem Mal auf und ich spürte, wie sie sich vor mein Bett stellte.
„Steh' auf jetzt! Du liegst seit fast zwei Tagen nur noch im Bett, gammelst vor dich hin und sprichst nicht mit uns. Wir wollen dir helfen, Harry, aber du schließt uns total aus! Das ist nicht schön! Rede doch endlich mit uns!", ich konnte die Verzweiflung in ihrer Stimme hören und ich ließ meinen erneut aufkommenden Tränen freien Lauf, die sich ihren Weg über die bereits getrockneten Bahnen auf meinen Wangen suchten.
Ganz langsam kroch ich aus meiner Höhle des Selbstmitleids heraus ich setzte mich schniefend auf.
Meine Schwester hatte die Hände in die Hüften gestemmt und schaute mich mitleidig an.
„Harry", sagte sie mit sanfter Stimme und ließ sich neben mir nieder, um ihren Arm um meine Schultern zu schlingen, „Rede mit mir...Was ist los?"
Ich schluchze und wischte mir dann mit dem Ärmel meines Pullovers über meine nassen Wangen.
„Louis", krächzte ich, überrascht davon, dass ich überhaupt noch einen Ton herausbrachte.
„Was ist mit ihm? Hat er dir weh getan? Dich angefasst? Oh, den mach ich fertig!", meine Schwester nahm schon ihre Kampfhaltung ein, doch ich legte ihr beruhigend die Hand auf den Unterarm.
„Nein, nein...nicht so etwas", seufzte ich, rückte mein T-Shirt wieder gerade, welches mittlerweile schon ganz verdreht war durch das ganze Wälzen, „Er...er hat einfach..."
Mitten im Satz brach ich ab, weil sich mein Hals erneut zuschnürte und neue Tränen zum Rennen ansetzten.
Gemma streichelte mir behutsam über den Rücken.
Sie wollte zeigen, dass sie mich nicht drängte, es ihr zu erzählen.
Aber ich war mir sicher, dass ich mich danach besser fühlen würde, wenn ich meinen Kummer mit jemandem teilte.
Und Gemma ist immer für mich da gewesen.
„Weißt du...", setzte ich erneut an und versuchte genügend Überwindung aufzubringen, um ihr alles zu erzählen, „Ich bin...ich habe...Louis er....ich..."
„Du bist in Louis verliebt?", fragte sie mit sanfter Stimme und ich nickte kurz, bevor ich die Augen wieder zusammen kniff und drauf los heulte.
Meine Schwester nahm mich in den Arm und ich drückte mich feste an sie.
Ihr und auch mir war es egal, dass meine Tränen ihr Shirt durchnässten.
Ich brauchte jetzt einfach diesen Halt und diese Geborgenheit meiner Schwester.
Einige Minuten saßen wir nur da, ich schwieg und sie tröstete mich so gut es ging.
Irgendwann löste ich mich wieder ein Stück von ihr und griff nach den Taschentüchern neben meinem Bett, um mit die Nase zu putzen.
„Aber, Harry, das ist doch noch nicht alles, oder? Du weinst dich nicht, weil du dich in ihn verliebt hast", stellte sie fest und ich rand erneut ein wenig mit mir.
Warum war es so schwer, über Gefühle zu sprechen? Oder sie überhaupt zu verstehen?
Nun schüttelte ich den Kopf.
„Nein...Ich...Er hat mir am Freitag gesagt, dass-", ich schluckte, „ich wie ein...kleiner Bruder für ihn sein könnte..."
Und mein nächster Ausbruch ging los.
Gemma formte ein ,O, mit ihrem Mund und setzte dann wieder einen bemitleidenden Blick auf.
„Oh, Harry", seufzte sie, „Der erste Liebeskummer ist hart...Glaub mir, ich spreche aus Erfahrung. Aber auch das geht wieder vorbei. Es dauert zwar, aber irgendwann wird es dir nicht mehr so weh tun. Und vielleicht vergisst du Louis ja auch irgendwann."
Sofort drehte ich meinen Oberkörper zu ihr und sah sie verzweifelt an.
„Ich will ihn aber nicht vergessen, Gemma! Das kann ich nicht! Ich habe noch nie so gefühlt wie jetzt! Ich war noch nie verliebt! Und auch wenn Louis vielleicht nicht der ehrlichste Mensch ist, für mich ist er einfach großartig! Also wie soll ich ihn nur vergessen?!", aufgebrachter als beabsichtigt ließ ich diese Worte aus meinen Mund rasen und musste mich daraufhin erstmal wieder beruhigen.
Meine Atmung ging schneller und ich zitterte auch leicht.
Gemma griff nach meiner Hand und drückte sie fest.
„Ok, tut mir leid. Das war doof von mir", entschuldigte sie sich und schloss mich dann in ihre Arme, „Und was hast du jetzt vor, Harry?"
Ich zuckte mit den Schultern.
Keine Ahnung. Wie sollte es weitergehen?
Irgendwann würde ich ihm unweigerlich wieder gegenüberstehen.
Auf der Arbeit.
Ha.
Meine nächste Baustelle.
Aber ich werde mir erstmal wieder einen Krankenschein für die kommende Woche nehmen.
Ich würde es nicht ertragen, ihn jetzt schon wiederzusehen...
„Ich glaube, ich bleib' erstmal Zuhause. Ich kann so nicht arbeiten", sagte ich leise und malte Kreise auf meinem Handrücken, während mir stumm die Tränen über das Gesicht flossen.
Gemma nickte.
„Und dann...mal gucken. Werde ich sehen, wenn es soweit ist..."

*****

Nächstes Kapitel mal wieder aus Louis Pov? 😉🥹

Caught // LarryWo Geschichten leben. Entdecke jetzt