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Harry Pov

Der Junge vor mir zuckte heftig zusammen und schaute sich panisch um.
„Scheiße!", fluchte er und ich griff geistesgegenwärtig an sein Handgelenk.
„Komm, wir verstecken uns!", sagte ich und zog ihn mit. Sein Blick war undefinierbar, aber ich hatte keine Zeit, darüber nachzudenken. In der Nähe von uns erblickte ich eine kleine Hüte mit einer diese umringenden niedrigen Mauer.
Dort zog ich ihn hin und wir setzten uns auf den Boden, sodass wir uns hinter der kleinen Mauer verstecken konnten.
Mein Herzschlag war schnell und ich versuchte auch meine beschleunigte Atmung zu kontrollieren.
Noch nie habe ich mich vor der Polizei verstecken müssen. Ich hielt mich immer an alle Regeln. Ich bin sogar noch nie über eine rote Ampel gelaufen. Und jetzt?
Der Junge neben mir bemerkte meine Angst und nahm einfach meine Hand.
Sofort war meine ganze Aufmerksamkeit auf ihn gerichtet und mein Herz schlug nun aus einem anderen Grund schnell.
Er legte sich einen Finger auf die Lippen und ich nickte nur.
Wir konnten Stimmen hören, die sich nach einigen Minuten aber wieder entfernten.
Erleichtert seufzte ich auf und ließ mich mit dem Rücken gegen die Mauer fallen.
„Du bist mir auch einer", hörte ich meinen Versteckpartner leise neben mir lachen, „Erst verfolgst du mich gefühlt durch das halbe Dorf und jetzt versteckst du dich gemeinsam mit mir vor der Polizei. Was ein plot twist."
Meine Hände fuhren in meine lockigen Haare und rauften sie ein wenig.
„Ich muss' das gerade erstmal alles verarbeiten", schnaufte ich und dachte über das eben Geschehene nach.
„Mach' du mal. Aber ich möchte trotzdem von dir wissen, warum du mir jetzt auf einmal geholfen hast", der Junge mit den schönen Augen setzte sich genau vor mich und schaute mich erwartungsvoll an.
Die Röte stieg mir ins Gesicht und ich fasste mir beschämt an den Nacken.
„Naja, also ich...finde es irgendwie schön, was du für deine Familie tust. Nicht, dass es richtig wäre oder so. Aber es ist sehr selbstlos. Und das...naja...bewundere ich irgendwie?", der letzte Satz klang hierbei eher nach einer Frage als einer Antwort, aber meinem Gegenüber zauberte sie ein Lächeln auf's Gesicht, weswegen ich glücklich war, sie ausgesprochen zu haben.
„Du bist ja echt niedlich", lachte er und mal wieder beschleunigte sich mein Herzschlag, wenn das überhaupt noch möglich ist, „Ich möchte dir auf jeden Fall danken. Dass du mich nicht ausgeliefert hast."
Auf einmal öffnete er den Reißverschluss seiner Jacke und mir wurde heiß und kalt gleichzeitig.
„Wa-wa-wa-warte!! D-du musst...du musst dich nicht bei mir bedanken! Zumindest n-nicht so!! M-mir reichen schon Worte!! Ehrlich!!", brachte ich panisch heraus und wackelte hektisch mit den Händen.
„Hä, wovon redest du?", mein Gegenüber sah mich verwirrt an, „Ich wollte dir nur den hier wiedergeben."
Auf einmal hielt er mir den Föhn vor's Gesicht und ich kam mir jetzt total dumm vor.
Ich spielte beschämt mit meinen Fingern und sagte dann leise: „Ach, behalt' ihn. Ich sag' einfach, ich hab' dich nicht erwischt. Du brauchst ihn mehr als die anderen Leute, die täglich bei uns im Laden sind. Da bin ich mir sicher."
Wie ich das meiner Chefin erklärte, wollte ich mir gar nicht ausmalen.
Meine Chance, mich bei meinen Kollegen beliebt zu machen, war dann wohl auch hin.
Aber es fühlte sich richtig an.
Und deswegen verspürte ich auch keine Reue.
„Du bist echt in Ordnung, weißt du das?", er schlug mir freundschaftlich gegen die Schulter und ich kippte dabei zur Seite, konnte mich aber noch halten, „Vielleicht komm' ich dich ja nochmal besuchen in deinem Laden."
Er stand auf und hielt mir eine Hand hin.
„Dann aber bitte nicht zum Klauen! Ich hoffe  mal, dass niemand so wirklich dein Gesicht gesehen hat. Vielleicht hast du Glück."
Mit einem Mal wurde ich nach oben gezogen und stand nun ziemlich nah vor ihm, weswegen ich erstmal einen Schritt zurück machte.
„Nein, nein. Ich komme dann nur zu Besuch. Für meine ‚Einkäufe' werde ich mir n anderen Laden suchen", er zwinkerte und hielt mir die Hand hin, die ich daraufhin auch schüttelte.
Ich wusste nicht, ob es ernst gemeint oder ein Scherz war, aber der Körperkontakt mit ihm ließ meine Gedanken sowieso ganz verschwommen werden.
„Na dann, mach's gut!" damit drehte er sich um und joggte los.
Doch mir brannte noch immer eine Sache auf der Zunge.
„Warte!", rief ich und er wandte sich mir wieder zu, „Wie heißt du eigentlich?"
Sein Grinsen kehrte zurück.
„Wieso? Willst du doch ne Anzeige schalten?", scherzte er und ich schüttelte wild den Kopf.
„Nein, nein. Nur so. Wenn wir uns wirklich mal wiedersehen sollten...", ich strich nervös über meinen Arm.
„Louis", gab er mir die Antwort, „Und du?"
„Harry."
„Alles klar, Harry. Bis dann!"
Schon war er weg.
Und ließ mich mit klopfendem Herzen stehen.

———

Heyy! Wow, jetzt sind schon sechs Teile von dieser Geschichte raus. Es ist schön, nach langer Zeit endlich mal wieder schreiben zu können.
Ihr könnt mir gerne mal sagen, ob euch die Gesschichte gefällt und was ihr denkt, was im nächsten Kapitel passiert.😊

Caught // LarryWo Geschichten leben. Entdecke jetzt