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Harry Pov

Louis zog die Mundwinkel kurz überlegend nach unten, griff dann nach meiner Hand und führte sie zu seiner Brust, ließ meine Finger sanft über das Tattoo streichen.
Sofort durchzuckte mich ein elektrisierendes Gefühl, mein Herz begann fest gegen meinen Brustkorb zu pochern und ich sah meinen Fingern sehensüchtig nach.
Ich spürte seine warme Haut unter meinen kühlen Fingerspitzen.
Konnte die kleinen Haare auf seiner Brust fühlen und auch die minimalen Erhebungen, die durch die Tattoos verursacht wurden.
Oh, wie gerne hätte ich die Zeit jetzt einfach angehalten, um ewig so weitermachen zu können...
„Man spürt es kaum, oder?"
Seine Stimme holte mich mit einem Mal ins hier und jetzt zurück und ich schaute ihn aus großen Augen an.
„Hm?"
„Das Tattoo. Man spürt es kaum."
„Achso...eh...ja", ich zog meine Hand aus seinem Griff und strich mir dann über mein Handgelenk, „Man spürt es wirklich kaum..."
Verlegen und vollkommen hilflos stand ich nun wieder vor ihm und schaute wirklich überall hin, nur nicht in die Augen meines Gegenübers.
Wenn er wüsste, was er mit dieser kleinen banalen Aktion in mir ausgelöst hatte...
Ich hörte Louis leise seufzen und sah dann, wie er nach seinem durchnässten T-Shirt griff und es sich wieder anziehen wollte.
„Was machst du?", fragte ich ihn etwas perplex und wurde unruhig.
„Nun ja, du wirkst nicht wirklich so, als würdest du mit mir reden wollen. Und meine Versuche, mit dir zu reden, scheitern auch alle. Also werde ich jetzt nach Hause gehen", sagte er monoton, doch ich stoppte ihn, indem ich an seinen Unterarm griff und somit verhinderte, dass er sich das Shirt anzog.
Etwas verloren sah ich ihn nun an.
„Nein...bitte", hauchte ich und bemerkte, dass sich mein Herz zusammenzog.
Obwohl Louis so monoton klang, konnte ich an seinen Augen erkennen, dass es ihm nicht gleichgültig war.
„Es...tut mir leid, Louis...Alles. Dass ich mich hier wie ein Idiot verhalte, dass ich nicht vernünftig mit dir spreche und dass du dich wegen mir unwohl fühlen musst...Aber am meisten leid tut mir das, was ich in der Kneipe gesagt habe", ich holte noch einmal tief Luft, um meine Stimme davon abzuhalten, zittrig zu werden, „Es war falsch zu sagen, du würdest dich nicht für mich interessieren. Das weiß ich. Es ist nur...ich war betrunken...Und ich weiß, dass das eine echt schlechte Ausrede ist, aber es stimmt.
Meine Gefühle sind mit mir durchgegangen. Ich...mich hat es nur so verletzt, dass du gesagt hast, ich wäre zu jung für...naja...manche Dinge halt. Vielleicht stimmt das auch in einigen Hinsichten. Aber es hat mich trotzdem verletzt...Deswegen habe ich das gesagt. Und ich weiß, das klingt blöd, aber du...bist mir schon irgendwie wichtig...Wir kennen uns zwar noch nicht so lange, ich weiß, aber deine Meinung ist mir dennoch wichtig. Deswegen hat mich das auch so getroffen, verstehst du? Aber es tut mir wirklich leid. Mein Verhalten war dir gegenüber nicht fair."
Keine Ahnung woher jetzt der Mut kam, um Louis diese ganzen Dinge zu gestehen.
Aber es war nun mal ehrlich.
Und Ehrlichkeit war schon immer eine meiner besten Charaktereigenschaften.
So überrascht wie ich über mich selbst war, schien auch Louis über meine Entschuldigung zu sein, denn er schaute mich überrascht an und hob die Augenbrauen.
„Wow. Ok. Damit hab' ich jetzt nicht gerechnet", gab er zu und fuhr sich durch die noch immer feuchten Haare.
Zu sagen, dass er mit diesen Haaren gut aussah, wäre die größte Untertreibung der letzten 10 Jahre.
Er war einfach wunderschön.
„Ich...muss mich wohl auch bei dir entschuldigen, Harry. Ganz ehrlich, ich hatte zwar angenommen, dass du schon älter wärst, du hast auf mich bis jetzt aber nicht sonderlich reif gewirkt. Und ich...sah mich irgendwie in der Beschützer-Rolle für dich.
Ich wollte auf dich aufpassen, weil du auch noch so...unschuldig bist. Ich meine, du hast offensichtlich noch nie harten Alkohol getrunken und warst vermutlich auch noch nie richtig in ner Kneipe. Und schwarz gefahren bist du auch heute das erste Mal. Keine Ahnung. Du wirkst halt einfach so...unschuldig...Also sorry, dass ich über deinen Kopf hinweg für dich bestimmen wollte. Du hast deinen eigenen Willen und kannst machen, was du willst. Und ich werde mich in Zukunft auch nur noch einmischen, wenn es wirklich von Nöten ist. Ok?"
Er grinste mich schief an, was mein Herz zum schmelzen brachte.
Er wollte mich nur beschützen.
Auf mich aufpassen...
War ich ihm etwa auch so wichtig, wie er mir?
Ich meine, warum sollte er sich sonst solche Sorgen um mich machen?
Die Tatsache, dass er oberkörperfrei vor mir stand, hatte ich mittlerweile ausgeblendet und ich hatte das starke Bedürfnis, mich einfach an ihn zu pressen.
Seinen Körper und seinen Herzschlag zu spüren.
Ich schaute Louis fest in die Augen und verlor mich kurz darauf auch wieder in den unendlichen Tiefen dieses strahlenden Blaus.
Er erwiderte meinen Blick noch immer grinsend.
Und vielleicht agierte da auch noch der restliche Alkohol aus mir, aber ich schlang tatsächlich meine Arme um seinen Oberkörper und drückte ihn an mich.
Zuerst wirkte Louis überrascht, legte dann aber sanft eine Hand an meinen Hinterkopf, die andere an meinen Rücken und seinen Kopf sanft in meine Halsbeuge.
Glücksgefühl durchströmten meine Adern und gleichzeitig jagte mein Herz das Blut auch in doppeltem Tempo durch meinen Körper.
Ich roch unauffällig an seinen Haaren und nahm eine Mischung aus Regen, Shampoo und Louis' unverwechselbarem Eigengeruch wahr.
Dieser Geruch benebelte mich so sehr, dass ich langsam die Augen schloss und mich meinen Gefühlen hingab.
Ich blendete alles um uns herum aus und fing an, vorsichtig über Louis' Rücken zu streichen.
„Du wolltest also auf mich aufpassen?", hauchte ich in seine Haare und genoss den Moment.
Ich spürte Louis' Nicken an meinem Hals und meine Wangen wurden noch einen Ticken roter, als sie sowieso schon waren.
„Ja, schon. Weißt du, irgendwie...", er drückte mich ein Stück von sich weg, sodass ich ihm in die Augen sehen konnte.
Sein Blick war so intensiv, dass ich auf der Stelle wieder Herzklopfen bekam.
Es war faszinierend, was er für eine Wirkung auf mich hatte.
Und das nur durch einen Blick.
Ich erwiderte seinen Blick genauso intensiv und wechselte immer wieder zwischen seinen Augen hin und her.
Ich spürte, wie sich die Luft im Raum mehr und mehr anheizte und sich die Stimmung zwischen uns veränderte.
Keine Ahnung, wie lange wir uns so ansahen - es hätten 5 Minuten oder auch 5 Sekunden sein können - aber ich ließ meine Augen schließlich zu seinen Lippen runter wandern und konnte mich nicht davon abhalten, mir zu wünschen, sie würden jetzt auf meinen liegen.
Instinktgesteuert kam ich ihm auch ein kleines Stückchen näher und wartete auf eine Reaktion oder ein Zeichen seinerseits.
Und das kam dann auch.
Wobei ich mir wünschte, dass es doch einfach beim Schweigen und Starren geblieben wäre.
„Irgendwie könntest du sowas wie ein kleiner Bruder für mich sein."

*****

Oh, oh...
Was glaubt ihr, wie Harry reagiert??😳

Caught // LarryWo Geschichten leben. Entdecke jetzt