Auf dem Weg zurück zu Livs Wohnung versuchte ich, mich zusammenzureißen. Natürlich gelang mir das nicht sonderlich gut. Ich war so eine Idiotin. Was hatte ich mir nur dabei gedacht? Die Idee ihn mit seinen eigenen Waffen zu schlagen, kam mir nun auch nicht mehr so schlau vor. Er sah verletzt aus.
Aber das spielte keine Rolle. Er hatte mir auch weh getan. Jedenfalls war ich mir sicher, dass ich dringend wieder in meine Wohnung musste. Ich konnte ihm nicht jeden Tag unter die Augen treten. Etwas Abstand würde uns sicher guttun.
Meine Güte, ich hörte mich an, als hätte ich mich von meinem Freund getrennt.
Glücklicherweise waren Liv und Niall bereits in ihrem Schlafzimmer, als ich an der Wohnung ankam. Ich konnte ihr das ganze auch noch am nächsten Tag erklären. Ich schminkte mich ab, zog mir eine Jogginghose und ein Shirt an und legte mich ins Bett. Meine Gedanken kreisten um Harry und Sophia. Oder Sophie? Keine Ahnung. Er war wohl noch nicht nach Hause gekommen. Ich quälte mich noch eine halbe Ewigkeit in meinem Bett herum, bis ich endlich einschlief.
Am nächsten Morgen klingelte mein Wecker viel zu früh. Ich packte meine Sachen in eine Tasche und ging an meiner Wohnung vorbei, um sie dort abzuliefern. Danach machte ich mich auf den Weg zur Arbeit. Ich verbrachte die meiste Zeit damit, irgendwelche Lagerbestellungen auszuräumen und Bücher ein- und auszusortieren. Nachdem ich Feierabend hatte, ging ich nach Hause und rief Liv auf dem Weg an. Es wäre nicht fair gewesen, ihr nichts zu sagen. Sie machte sich sowieso Sorgen um mich. Morgens hatte sie mir schon ein paar Nachrichten geschrieben und gefragt, wie es mit Harry lief.
Sie widersprach mir, als ich sagte, dass ich vorerst wieder zuhause schlafen würde. Jedoch wusste sie, dass eine Diskussion sinnlos war. Ich machte mir etwas Kleines zu essen und ging relativ früh ins Bett, da ich unfassbar müde war. Ich wartete auf irgendein Zeichen von Harry. Ein Anruf, eine SMS, irgendetwas. Aber es kam nichts. Andererseits wusste ich auch garnicht, ob ich überhaupt wollte, dass er sich bei mir meldet. Irgendwann schlief ich in meinem Gedankenkarussell ein.
Die restliche Woche verging ohne irgendein Lebenszeichen von ihm. Mit Liv hatte ich zwar telefoniert, aber keine von uns wollte das Thema ansprechen. Sie wusste, dass es mir schlecht ging und ich war dankbar, dass sie nichts sagte. Manchmal tat es gut darüber zu reden, aber manchmal war es auch einfach besser, still zu sein.
Freitagabends saß ich dann doch wieder in Livs Wohnung, da sie mich zum Abendessen eingeladen hatte. Harry sollte nicht zuhause sein und es würde mir guttun, mal wieder raus zu kommen. Ich hatte die ganze Woche nach der Arbeit damit verbracht, irgendwelche Filme zu schauen und zu heulen. Armselig.
„Schön, dass du hier bist, Evie", sagte Liv und nahm mich in den Arm. Es tat gut, sie wieder zu sehen. Nachdem ich eine gute Woche bei ihr gewohnt hatte, waren 5 Tage ohne sie ganz schön lange. Auch Niall umarmte mich freudestrahlend. Wir setzten uns an den Tisch und kurze Zeit später brachte Liv auch schon das Essen.
„Schmeckt wunderbar, Liv. Danke für die Einladung."
„Nichts zu danken, liebes. Wie ist es dir die Woche ergangen?", sie schenkte mir ein schwaches Lächeln. Wahrscheinlich kannte sie die Antwort auf die Frage schon.„Naja, ich komm schon klar. Weißt du doch." Ich versuchte zu lächeln, was mir eher schlecht gelang.
„Willst du wirklich nicht wieder zurückkommen?"
„Ich denke, das ist keine gute Idee. Ich möchte ihn nicht ständig sehen."
„Verstehe ich ja, aber es geht dir allein auch nicht besser. Deine Panikattacken sind wieder schlimmer geworden, seit du zurück gegangen bist."Irgendwo hatte sie recht.
„Ich werd drüber nachdenken, okay?"
Sie nickte und lächelte mich an.
Nachdem wir fertig gegessen hatten, gingen wir noch aufs Sofa und sahen uns einen Thriller an.
Niall war irgendwann ins Bett gegangen und Liv neben mir eingeschlafen. Kurz darauf gab auch ich der Müdigkeit nach.Das leise Klicken der Tür ließ mich aufschrecken. Ich öffnete langsam die Augen und versuchte, mich zu orientieren. Natürlich. Ich stand vom Sofa auf schaltete den Fernseher aus. Liv lag noch schlafend auf dem Sofa.
„Evie, was machst du denn hier?"
„Meine beste Freundin besuchen", antwortete ich kühl. Ich hatte nicht damit gerechnet, ihm zu begegnen.
Er hatte Augenringe und glasige Augen. Den Alkohol roch ich bis hier her. Mein schlechtes Gewissen und meine Wut rangen in meinem Kopf miteinander. Am liebsten hätte ich mich ihm in die Arme geschmissen. Auf der anderen Seite würde ihm eine Ohrfeige ganz gut tun. Ohne etwas zu sagen ging er in Richtung seines Schlafzimmers.
„Es tut mir leid, dass ich dich letztens so provoziert habe. Das war nicht fair von mir. Ich weiß, dass es dir schlecht ging wegen dem Vertag und allem und.. Es tut mir leid", rief ich ihm hinterher. Natürlich siegte mein schlechtes Gewissen und ich ging einen Schritt auf ihn zu. Er drehte sich einen kurzen Moment zu mir um, nickte und verschwand dann in seinem Zimmer.
Na das lief ja super. Ich weiß auch nicht was ich erwartet habe, womöglich war er auch sauer auf mich. Mein Verhalten war nicht in Ordnung. Aber er schuldete mir definitiv eine Entschuldigung. Früher oder später würde er das sicher auch so sehen. Aber heute war wohl einfach noch nicht der Tag gewesen.
Ich ging ins Gästezimmer und legte mich aufs Bett. Ich konnte garnicht aufhören an Harry zu denken. Kurz überlegte ich, ob ich nochmal zu ihm gehen sollte. Aber jetzt war er an der Reihe, einen Schritt auf mich zuzugehen.
Ich wurde mitten in der Nacht von einem meiner Alpträume wach. Die ganze Sache mit Ben war immer noch in meinem Hinterkopf, auch wenn ich es meistens schaffte, das ganze zu verdrängen. Das war wahrscheinlich nicht die beste Art, damit umzugehen, aber darum würde ich mich später kümmern. Schweißgebadet schlich ich mich ins Bad und kühlte mich mit kaltem Wasser etwas ab. Bevor ich wieder ins Bett ging, lief ich an Harrys Zimmer vorbei. Ich blieb an der Tür stehen und versuchte zu hören, ob er noch wach war. Es war leise, also legte ich mich wieder schlafen.
DU LIEST GERADE
Through The Dark | h.s
Fanfiction„Ich glaube, ich habe mich in dich verliebt." „Es tut mir leid." Die Band hat sich vor einigen Monaten getrennt. Das war's mit One Direction. Dann war da noch die Sache mit seiner Ex. Nun trinkt er mehr Alkohol als zuvor und geht kaum aus dem Haus...