Kapitel 5

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Seonghwas Sicht
In zwei Tagen war der Ball und ich hatte noch immer keine passende Robe dafür gefunden. Das hieß ich musste heute noch in eine Boutique. Suchend lief ich durch das riesige Anwesen und hielt Ausschau nach Yeosang. Ich wollte mit ihm gemeinsam einen neuen Anzug aussuchen, weil sein Modegeschmack einfach unübertroffen war. Als ich bei der Küche vorbei kam sah ich Yunho am Ofen stehen.

“Was kochst du denn leckeres?”, fragte ich ihn, woraufhin er gleich antwortete: “Ich hab’ mit ein paar Kräutern aus dem Garten eine Medizin für Mingi zubereitet. Ein bisschen muss sie noch kochen, aber wenn er das getrunken hat, sollte er keine Schmerzen mehr spüren.”

Grinsend nickte ich. “Verstehe. Mingi ist dir richtig ans Herz gewachsen, stimmt’s?” “Ja... Um ehrlich zu sein sogar mehr als das... Ich wusste gar nicht, dass ich auf Männer stehe.”, gestand mir Yuu zögerlich. Überrascht sah ich ihn an. Ich hatte selbst noch nie darüber nachgedacht, auf das gleiche Geschlecht zu stehen. Immerhin war es in unserem Königreich verboten. Schlimm fand ich den Gedanken jedoch überhaupt nicht. “Wirklich? Dann muss Mingi was ganz Besonderes sein.”

Ohne Yunho weiter unangenehme Fragen zu stellen, wechselte ich schließlich das Thema: “Weißt du wo Yeosang und Jongho sind? Ich brauch einen neuen Anzug für den Ball. Die paar, die ich mitgenommen habe, passen nicht zum Thema.” Dankend, dass ich ihn nicht verurteilte sah er mich an und schüttelte den Kopf: “Keine Ahnung, ich hab’ die Beiden heute noch gar nicht gesehen.”
Eine Weile suchte ich noch nach Yeo, konnte ihn jedoch nicht finden, bis mir eine Idee kam. Hongjoong wollte doch zurückzahlen, dass sie hierbleiben konnten. Vielleicht konnte ich ihn überreden stattdessen einen Anzug mit mir kaufen zu gehen, immerhin verstand ich mich ganz gut mit ihm. Nachdem ich diesen Entschluss gefasst hatte, machte ich mich auf den Weg zum Salon, wo ich meine vier Gäste vermutet hatte.

Ich bog um die Ecke und da stand er auch schon vor mir. Der Kleine mit den zwei Haarfarben. Ich musterte ihn von oben bis unten. Er trug noch die Kleidung vom ersten Tag und seine Haare standen wirr in alle Richtungen ab. So sah er richtig süß aus.

Ein Kichern entkam meinen Lippen und ich hielt mir eine Hand vor den Mund. “Kann ich dir irgendwie helfen?”, fragte mich der Kleine verwirrt. “Oh, ja vielleicht. Ich muss in zwei Tagen auf den Mai Ball gehen.”

Hongjoongs Sicht
Verwirrt sah ich den Älteren an. Wieso erzählte er mir das? Wollte er mich fragen, ob ich mit ihm zum Ball gehe? Bei dem Gedanken schlug mein Herz höher.
“Du wolltest es mir doch zurückzahlen, dass ihr hierbleiben könnt, bis es Mingi wieder gut geht.”, fuhr Seonghwa fort, “Ich benötige noch einen Anzug für den Anlass und finde keinen der mit mir in die Innenstadt zur Boutique fährt. Möchtest du mir Gesellschaft leisten?”

Meine Verwirrung wurde größer. “Ich soll mit dir einen Anzug aussuchen kommen?” Ich sah an mir hinunter. Ich trug noch die gleiche versiffte Hose wie schon seit Tagen. An den Knien hatte sie Löcher und der untere Saum war zerfranst. Mein Oberteil war eine viel zu große Bluse, von der man nicht mehr denken würde, dass sie einmal weiß war. Löcher hatte sie ebenfalls. Meine Haare waren schon wieder viel zu lange und standen gerade wahrscheinlich in alle Richtungen ab.
“Ja genau. Wenn wir in der Stadt sind, können wir für dich und deine Freunde auch gleich neues Gewand mitnehmen.”, sagte der Ältere ehrlich.

Skeptisch sah ich zu Seonghwa hoch und nickte langsam. Dieser Kerl war echt seltsam. Ich mochte ihn.

“Perfekt, dann mach dich mal fertig. Falls du dich umziehen möchtest, kann ich dir Kleidung von meinem kleinen Bruder leihen, der hat hier irgendwo bestimmt noch seine Kleidung verstaut.” Lächelnd machte er sich auf den Weg und deutete mir, dass ich ihm folgen solle.

Im Obergeschoss standen wir dann in einem wunderschönen Schlafzimmer. Es war geräumig, mittig an der Wand stand ein großes Bett mit sehr vielen Kissen. Beim Fenster stand ein Schreibtisch und an der Wand gleich daneben war ein Bücherregal. Im Eck stand ein großer Ohrensessel mit Fußteil. Die Wände waren mit schicken Tapeten verziert. Das ganze Anwesen war einfach wunderschön. Ich hatte schon oft davon gehört, dass der Adel anders lebte als wir, aber das mit eigenen Augen zu sehen war besonders.

𝚃𝚛𝚎𝚊𝚜𝚞𝚛𝚎 (𝚂𝚎𝚘𝚗𝚐𝚓𝚘𝚘𝚗𝚐) ☠︎⚣︎Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt