Kapitel 14

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Hongjoongs Sicht
Als wir wieder in meiner Kammer ankamen, legte ich mich sofort in mein Bett. Nach dem Essen wurde ich immer so schnell müde. Seonghwa setzte sich zu mir und streichelte mir die Haare aus dem Gesicht. „Was ist dein Plan für den restlichen Tag?“, fragte er mich. „Ich weiß noch nicht so genau. Zu zweit finden wir bestimmt etwas, womit uns nicht langweilig wird.“ Ich zwinkerte ihm zu. Sein Lachen wurde vom Klopfen an der Türe unterbrochen.

„Herein?“, es war schon wieder San. „Captain, kannst du kurz rauskommen? Es gibt eine Kleinigkeit, die ich mit dir besprechen möchte.“ San lächelte Hwa entschuldigend an und ich machte mich auf den Weg aus der Kammer. Nicht aber, ohne Seonghwa einen Schmatzer zu geben. „Ich bin gleich wieder da, fühl dich so lange wie zuhause. Durchsuch‘ ruhig meine Unterlagen nach Dingen, die dich interessieren könnten.“

Ich schloss die Tür hinter mir, bevor San anfing zu sprechen. „Kannst du Seonghwa den ganzen Nachmittag ablenken und etwa eine Stunde vor Sonnenuntergang unter Deck in seine Kajüte bringen? Wir geben euch dann bescheid, wenn ihr euch umziehen könnt.“ „Okay, klingt gut. Ich gebe mein Bestes.“ „Ich bin mir sicher, dass du das tust.“ Wir beide brachen in lautes Lachen aus. „Alles klar, Captain, also dann, weiter machen.“

Als ich meine Kammer erneut betrat, war Seonghwa tief in eine meiner Lektüren über Astronomie vertieft. Er saß am Schreibtischstuhl und bemerkte mich gar nicht. Erst als ich ihm von hinten die Hände auf seine breiten Schultern legte, schreckte er ein wenig zusammen. „Oh Joongie, ich habe dich gar nicht bemerkt.“ „Hast du was interessantes gefunden?“ „Ja, dieses Buch hier.“, er klappte es zu, um mir den Titel zu zeigen. „Sehr gute Wahl. Das deckt die Basis ganz gut ab. Wenn du möchtest, kann ich dir noch andere Bücher hierzu raus suchen.“ Aufgeregt nickte der Ältere. „Ja, das wäre super!“

Hwa war wieder vertieft in seine Lektüre, während ich mich daran machte, meine Bücher und andere Aufzeichnungen zu durchsuchen. Nach einer Weile hielt ich inne, um meinen Liebsten genauer zu betrachten. Er hatte sich mittlerweile aufs Bett gesetzt, weil es bequemer war. Hwa hatte seine Beine angezogen und hielt das Buch in der rechten Hand. Mit der linken stützte er seinen Kopf ab. Sein Mund war leicht geöffnet und er streckte seine Zunge ein wenig heraus. Genauso, wie vor ein paar Tagen, als er konzentriert meine Haare bürste. Mein Herz schlug schneller als ich ihn so betrachtete. Mich hatte es wirklich schwer erwischt.

Bis jetzt hatte ich nur schlechte Erfahrungen mit Beziehungen gemacht. Egal ob Mann oder Frau, es ging immer schief. Entweder wurde dauernd gestritten oder es passte einfach nicht mehr, nachdem man so lange auf so engem Raum gelebt hatte. Trennungen fielen mir nie leicht, aber besonders die letzte brach mir das Herz. Zum Schluss stellte sich nämlich heraus, dass mein Partner nur versucht hatte, Informationen über einen Schatz herauszufinden, den wir damals gesucht hatten. Er hatte uns alle hinters Licht geführt und ist in einer Nacht-und-Nebel-Aktion abgehauen. Keiner wusste, warum oder wohin er gegangen war, bis wir zwei Wochen später erfahren haben, dass er den Schatz geborgen hatte, den wir so vergeblich gesucht hatten. Das wurde uns zumindest in einer Kneipe an Land erzählt. Ich hatte mir damals geschworen, nie wieder jemandem zu vertrauen, vor allem nicht so schnell.

Und nun bin ich hier. Mit einem Mann, der so perfekt war, dass er rein logisch gedacht, gar nicht existieren durfte. Ich schüttelte meinen Kopf, um die grässlichen Gedanken an die Vergangenheit zu vertreiben und trug einige Bücher zu Seonghwa. „Hier, die sind auch noch sehr hilfreich zum Thema Astronomie. Lass dir ruhig Zeit beim Lesen, ich räume mal meine Kammer auf. Hier sieht es aus als hätte eine Bombe eingeschlagen.“ „Danke Joongie, ich weiß es wirklich sehr zu schätzen, dass du mir deine Dokumente zur Verfügung stellst.“ Hwa beugte sich zu mir hinüber und küsste meine Wange. Er war einfach unglaublich süß.

Mit einem breiten Grinsen begann ich die losen Zettel am Boden aufzusammeln.
Nach einer gefühlten Ewigkeit war ich endlich fertig. Meine Kammer sah wieder aus wie neu und Seonghwa hatte auch 2 der Bücher verschlungen, die ich ihm herausgesucht habe. „Möchtest du mir einmal deine Kajüte zeigen? Ich hoffe du hast dich halbwegs einrichten können.“ „Klar, komm mit. Eingerichtet habe ich mich noch nicht ganz, aber das hat ja keinen Stress.“ Gemeinsam machten wir uns auf den Weg. Am Gang unter Deck roch es nach etwas frisch Gebackenem, was mir komisch vorkam. Was hatten die anderen vor? Vor Hwas Kajüte angekommen hielt er einen Moment inne.

„Bitte entschuldige die Unordnung, wie schon erwähnt, bin ich nicht ganz fertig mit einrichten.“ Als ich jedoch einen Blick aufs Innere erhaschen konnte wusste ich nicht, von welcher Unordnung er sprach. „Unordnung? Welche Unordnung?“ Das Einzige, was herum lag, waren seine Taschen, die er noch nicht verstaut hatte, und ein paar Bücher auf dem Tisch. Schnell machte Seonghwa sich dran, die letzten Beweise, dass hier ein Mensch lebte, zu verstauen. „Ich mag es, wenn alles aufgeräumt ist.“, gab er zu. „Oje, wieso hast du mir das nicht früher gesagt? In meiner Kammer sah es schrecklich aus. Wie unwohl du dich dort gefühlt haben musstest.“ „Solange es nicht mein Zimmer ist, ist es nur halb so wild.“ Er setze sich auf sein deutlich kleineres Bett.

Mit einer Handbewegung deutete er mir, näher zu kommen, was ich augenblicklich tat. Als ich vor ihm stand schlang er sofort seine Arme um meine Hüfte und vergrub sein Gesicht in meinem Bauch. „Joongie, ich weiß nicht so recht was mit mir los ist. Einerseits genieße ich es hier unglaublich, andererseits mache ich mir ständig Gedanken um meine Familie. Machen sie sich Sorgen? Sollte ich ihnen Bescheid geben, dass alles in Ordnung ist?“

Liebevoll streichelte ich seinen Kopf. „Ich denke du solltest dir nicht zu viele Gedanken darüber machen. Im Moment kannst du es nicht ändern und die nächste Möglichkeit, um ihnen einen Brief zu schreiben, um ihnen alles zu erklären, hast du auch erst in ein paar Wochen. Versuche einfach im Hier und Jetzt zu leben, oder bereust du die Entscheidung?“ Nun machte ich mir Sorgen, ich hätte ihn zu etwas gedrängt, wofür er noch gar nicht bereit war.

„Ich bereue nichts. Ich mache mir wirklich bloß Gedanken, ob meine Familie gut damit umgehen kann.“ Er blickte zu mir hoch. „Ich werde versuchen mir weniger Sorgen darüber zu machen. Immerhin hast du Recht, ich kann im Moment nichts machen.“

Seonghwas Sicht
Leise klopfte es an der Türe. „Herein?“ Jongho betrat den Raum und nickte Hongjoong zu. „Übernimmst du ab hier?“, fragte unser Captain den Maknae, der erneut zustimmend nickte und bevor Hongjoong meine Kajüte verließ, beugte er sich schnell zu mir hinunter und gab mir einen Kuss auf den Scheitel. „Bis später.“ Und schon war er weg.

„Jongho? Was soll das alles?“ „Rede nicht so viel, wir haben keine Zeit für sowas. Wo hast du deine Ausgehkleidung?“ Ich verstand gar nichts mehr. „Hier… Was ist los? Ist irgendetwas vorgefallen?“ Ohne auf mich zu reagieren, ging der Maknae auf meinen Kleiderschrank zu und holte einige Kleidungsstücke hervor. Es war die Garderobe, die ich für den Mai-Ball gekauft hatte. „Was soll ich damit?“ Ich war maximal verwirrt. „Anziehen natürlich. Ich komme in zehn Minuten wieder und hole dich ab. Ich muss noch etwas erledigen.“ Er schloss die Tür mit einem Knall und ließ mich allein zurück.

Was ging hier vor sich?

𝚃𝚛𝚎𝚊𝚜𝚞𝚛𝚎 (𝚂𝚎𝚘𝚗𝚐𝚓𝚘𝚘𝚗𝚐) ☠︎⚣︎Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt