Kein Plan was das hier ist fragt einfach nicht

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TRIGGERWARNUNG: Folter, Experimente an Menschen

Schweigend starre ich auf das Kantinenessen auf meinem Plasteteller. Es sieht genauso aus wie es schmeckt. Grau, matschig und pappig. Die eigentlichen Kartoffeln sind ein einziger Klumpen aus pissgelben und grauen Farbtönen und wenn das heutige 'Essen' nicht am Klemmbrett stehen würde, wüsste niemand, was das überhaupt sein soll.

Seufzend lege ich meinen Löffel beiseite. Mein Blick fällt auf die Tür. Vor ihr steht wie jeden Tag ein Soldat. Seine Hand ruht auf der Waffe an seinem Gürtel, als stille Drohung, keine Dummheiten zu machen.

Obwohl der Saal überfüllt ist und die Tische eng aneinander stehen, ist es mucksmäuschenstill. Niemand will auffallen. Jeder ist froh, den heutigen Tag und die alltägliche, immerwährende Routine zu überstehen.

Es ist jeden Tag dasselbe. Früh um acht aufstehen, dann kurz duschen. Natürlich mit kaltem Wasser. Eine halbe Stunde haben wir für's Fertigmachen und Frühstücken Zeit. Dann geht es an die gewöhnlichen Arbeiten.

Jeder ist irgendwo eingeteilt. Es gibt die, die das ganze Geschirr abwaschen; die, die sich um die Kleidung aller Gefangenen hier kümmern; und die, die etliche andere Säuberungsmaßnahmen durchführen müssen.

Und dann gibt es noch individuelle Aufgaben, die uns jeden Tag neu zugeteilt werden. Heute musste ich mit fünf weiteren Frauen Spritzen und irgendwelche medizinischen Mittel sortieren.

Gestern zum Beispiel hatte ich keine extra Aufgabe. Dann gibt es nichts zu tun und man liegt den ganzen Tag sinnlos im Bett herum und wartet auf den kommenden Tag. Nur damit diese Routine weitergeht.

Wir sind die Auserwählten. Die Regierung hält uns in verschiedenen Lagern, um an uns Experimente durchzuführen. Natürlich wissen wir davon. Aber was sollen wir machen?

Bei der kleinsten rebellischen Bewegung oder auch nur der Andeutung eines Fluchtversuches ist man sofort tot. Und das nicht unbedingt auf eine angenehme Art und Weise.

Ich kann froh sein, noch nie zu einem dieser Experimente eingeladen worden zu sein. Doch die Erzählungen von Josh reichen mir.

Er wurde schon zweimal in die Labore gerufen. Das erste Mal musste er eine Stunde lang in einem schalldichten, dunklen Raum verbringen. Auch wenn es im Gegensatz zu den anderen Experimenten echt harmlos war, hat es Josh ziemlich mitgenommen.

Das zweite und letzte Mal musste er mitansehen, wie ein Schwein geschlachtet wurde. Josh war nur froh, dass es kein Mensch war. Mehr wollte er mir nicht erzählen.

Diese Experimente dienen der Forschung des menschlichen Gehirns. Jedenfalls wird uns das jeden Tag immer wieder aufs Neue gesagt. Aber ich habe das Gefühl, sie wollen uns foltern.

Ein Schatten fällt zwischen die flackernde Deckenlampe und mich. Ich sehe auf. Josh setzt sich mir gegenüber an den Tisch und betrachtet missmutig sein Essen.

Er hat mehr von diesem Kartoffelmatsch auf seinem Teller als ich. Natürlich. Schließlich ist er größer und schwerer als ich. Das Essen für uns wird genau abgemessen.

Angeblich dürfen die Ergebnisse der Experimente auf keinen Fall durch solche unnötigen Sachen wie Nahrung zerstört werden. Meiner Meinung nach wollen die einfach so wenig Lebensmittel und Geld für uns ausgeben wie möglich.

,,Steht der Plan noch?", frage ich unschuldig. ,,Das Treffen mit Silas?", spielt Josh mit. ,,Ja." ,,Klar, heute halb acht. Früher kann er nicht." Ich nicke. ,,Gut."

Solche Treffen sind zwischen uns nicht unüblich. Manchmal gibt es sogar größere Versammlungen von zehn oder fünfzehn Leuten in den Gängen. Die Regierung weiß zwar davon, lässt es aber meistens durchgehen, solange es keine Gefahr der Rebellion gibt.

Langeweile und ichWo Geschichten leben. Entdecke jetzt