KZ Auschwitz

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Wir waren heute wie man sehen kann im Konzentrationslager in Auschwitz. Um irgendwie mit dem ganzen Scheiß klarzukommen, schreibe ich hier meine Gedanken und Gefühle so ein bisschen auf. Also wen's interessiert, der kann sich das ruhig durchlesen und bei Fragen sich einfach an mich wenden.

ABER

!GANZ FETTE TRIGGERWARNUNG!

Tod, Folter, Judenverfolgung, schlimme Lebensumstände, Konzentrations und Vernichtungslager, 2. Weltkrieg, unmenschliche Umstände, detaillierte Beschreibung, Mord

Ich denke, ihr wisst ungefähr, worum es geht.

Und wenn es hier Leute gibt, die sich noch gar nicht mit dem Thema auskennen und noch nichts davon gehört haben (und die, die sowas nicht abkönnen, aber das solltet ihr selbst wissen), die bitte ich JETZT zu gehen. Es ist immernoch eure Verantwortung, aber bitte. Geht dann und lest euch meinetwegen anderen Scheiß von mir durch.





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Genau hier ist früher jemand lang gelaufen. Genau hier. Und hier und hier. Vielleicht trete ich genau dahin, wo er oder sie lief. Genau in seine oder ihre Fußstapfen. Hier. Hier. Hier. Und hier. Schritt. Schritt. Schritt für Schritt.

Vielleicht war damals das Wetter genauso wie heute. Sonnig aber windig. Nicht zu warm, nicht zu kalt. Hat sie die Sonne damals auch so geblendet? Wussten sie, was passieren würde? Wussten sie, dass sie einen Ort des Todes betreten, genau wie ich? Nein. Sie wussten es nicht. Aber ich weiß es. Ich kann den Tod schon beinahe riechen. Schon beinahe schmecken.

Ich sehe sie überall. Dort in der Ecke wurde vielleicht mal jemand erschossen. Hier drängten sie sich zusammen, eng einander getrieben. Vielleicht wurde genau hier jemand ausgepeitscht. Genau hier, wo ich jetzt stehe. Genau hier.

Sie waren genau hier.

Überall um uns herum ist Stacheldrahtzaun. Wir sind gefangen. Nein, wir nicht. Sie waren es. Sie waren gefangen. Gefangen in der Hölle. Und sie konnten raus sehen. Sie konnten die andere Seite, die Freiheit, sehen. Durch den Zaun. Die anderen Seite ist weniger als zehn Zentimeter von ihnen entfernt gewesen. Du siehst sie, die andere Seite. Sie ist so nah. Und trotzdem so weit entfernt.

Ich denke das alles. Und trotzdem fühle ich nichts. Nur absolute Leere. Es ist ganz komisch.

Die anderen lachen hier im Bus. Ich versuche, irgendwie mit meinen Gedanken klarzukommen.

Stell dir vor, du bist Soldat. 1942. Du gehörst zu der Spezialeinheit. Du gehst runter in den Keller. Stufe für Stufe für Stufe. Siehst die Berge an Leichen, die vor dir liegen. Du seufzt. Machst dich trotzdem an die Arbeit. Deine Arbeit. Mit einem Ruck ziehst du den ersten Körper hoch und wuchtest ihn in den Ofen. Dann der nächste und der nächste. Sie stapeln sich, füllen den Ofen aus. Er ist voll. Du gehst zum nächsten. Wieder stapelst du Körper um Körper, Leiche um Leiche in den Ofen. Sie sind schwer, doch du machst weiter. Es stinkt, doch du machst weiter. Und das jeden Tag. Es ist deine arbeit. Jeden Tag.

Der nächste Tag. Die Leichen sind verbrannt. Alle sind sie weg. Alle. Doch heute kommt ein neuer Zug. Er bringt weitere Opfer, weitere Menschen, die wie Tausende zuvor aussortiert werden, um zu sterben. Und die Öfen sind noch nicht bereit für neue Körper. Also gehst du wieder runter. Dieselbe Treppe, dieselben Stufen. Schritt für Schritt für Schritt. Du öffnest die Öfen. Sie sind nicht mehr voll. Statt der Leichen liegt da nur noch ein Häufchen Asche. Doch zwischen der Asche schimmert etwas weißes hervor. Du greifst hinein in den dunklen, schwarzen Haufen Asche. In der Hand hältst du nun einen Knochen. Ein Teil des Schädels oder Oberschenkels. So genau willst du das aber auch nicht wissen. Du unterdrückst den Würgereiz. Spannst deine Muskeln an. Knack. Der Knochen besteht nun nur noch aus einzelnen Teilen. Du machst weiter. Knack, Knack, Knack. Jetzt schaufelst du die Überreste in den dafür vorgesehenen Behälter. Ein Kollege bringt ihn zu den Aschegruben. Du widmest dich dem nächsten Ofen.

Langeweile und ichWo Geschichten leben. Entdecke jetzt