quattro

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Es vergingen ein paar Wochen

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Es vergingen ein paar Wochen. Alles blieb beim Alten. Außer dass Raffaele ab und zu Lorettas Einkäufe ins Haus trug und hin und wieder meine Blumensträuße brachte. Ich sah ihn jedoch nur selten, weil er die Blumensträuße meist in meine Türklinke klemmte, um mir aus dem Weg zu gehen.

An Tagen, an denen ich früher Feierabend hatte, versuchte ich entweder meine Schreibblockade zu bekämpfen oder verbrachte meine Zeit mit Loretta. Wir pflügten Aprikosen, tranken Wein oder fuhren an den Strand. Loretta lud mich häufig zum Essen ein (Ich musste das Essen machen) und manchmal schlich sie mich in die Tee Partys der über-Sechzigjährigen. Ich flog auf, aber die Ladys nahmen mich augenblicklich in ihren Freundeskreis auf. Sie gaben es zwar nicht zu, aber es lag sicherlich an meiner Spaghetti Bolognese.

Auf einer dieser Tee Partys leistete uns Raffaele Besuch, der wie üblich Lorettas Einkäufe in die Küche schleppte. Als er mich im Garten bei den alten Ladies auffand, runzelte er die Stirn.
»Ragazzo, vieni qui!«, rief Camilla, eine ehemalige Grundschullehrerin. Er zögerte, doch gab sich geschlagen.

»Ciao, signoras«, murmelte er. Die Damen kicherten. Ich konnte es ihnen nicht verübeln. Er war wirklich ungeheuer attraktiv. Außerdem hatte er dieses grummelige Etwas an sich.

Loretta übersetzte mir auf Englisch, dass Raffaele früher Camillas Schüler gewesen ist. Camilla kannte die peinlichsten Geschichten über ihn, die sie giocoso allen Anwesenden erzählte.

Raffaele brauchte drei Schuljahre, um sich von seinem Teddybären ›Piccolino‹ zu trennen. Er hatte schreckliche Angst vor Schmetterlingen, ließ es sich allerdings kaum anmerken. Als Achtjähriger war er überzeugt, er würde später Audrey Hepburn heiraten. Mit Sieben schloß er sich der Tanztheater AG an und versteckte sich bei jedem Auftritt, weil er schreckliches Lampenfieber hatte. Der Raffaele im Jetzt grinste, guckte jedoch verlegen zu Boden und warf einen kurzen Blick in meine Richtung. Camilla konnte sich kaum davon halten, eine Geschichte nach der nächsten herauszuposaunen.

»Martha, Stellina, warum schenkst du Raffaele nicht auch Limonade ein?«, fragte Loretta nach einer Weile.

»Klar.«

Mit einem mal verschüttete ich die Hälfte der Limonade auf sein weißes Shirt, als ich mich gerade zu ihm beugte, da irgendeine Schulter schlagartig in meinen Rücken stieß. Er sprang erschrocken von seinem Stuhl.

»Oh Gott, Entschuldigung!« Ich hielt beschämt eine Hand vor meinem Mund, spürte wie meine Wangen sich einige Nuancen dunkler verfärbten und rannte rasch ins Haus, um mich mit Tüchern zu bewaffnen. Ein paar Sekunden später versuchte ich die Flüssigkeit von seiner Brust aufzusaugen, doch sein Shirt blieb klebrig und durchsichtig. Es war zwecklos.

»Ah, ist das nicht eine schöne Abkühlung, no? O ti stai scaldando di nuovo?« Loretta pikste ihren Zeigefinger in Raffaeles Seite. Alle Damen schmunzelten verschmitzt.

Raffaele schnappte mein Handgelenk. Wir blickten gleichzeitig zu Loretta als uns klar wurde, dass sie mich absichtlich geschubst hatte. Ich ließ sofort von Raffaele ab.

»Loretta...«, brummte er.

»Hm?« Sie schlürfte unschuldig an ihrer Limonade.

»Diese Frau macht mich verrückt«, murmelte ich auf deutsch. Natürlich war das Ganze inszeniert, wenn sie sogar ohne Sicht wusste, dass ich seine Bauchmuskeln betätschelte.


 Natürlich war das Ganze inszeniert, wenn sie sogar ohne Sicht wusste, dass ich seine Bauchmuskeln betätschelte

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Florenz, Sommer '85Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt