Ich konnte nichts tun... außer seine Hand halten

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Mir blieb für einen Moment die Luft zum atmen weg.

Oh nein....

Bilder sammelten sich in meinem Kopf und fügten die Situation zusammen.


Schon allein bei dem Gedanken, fing ich an zu zittern.


Langsam stiegen mir Tränen in die Augen und ich spürte, wie meine Wange feucht wurde. Ein Schluchzen verließ meinen Mund, und brachte letzs endlich Smudo dazu sich von dem starren und verletzten Michi abzuwenden und sich zu mir zu drehen.


Mit schnellen Schritten kam er auf mich zu, und legte seine Hand auf meine Wange. Er sah mich besorgt an.


,,Hey Jo.... was ist los? Warum weinst du?" Langsam strich er mir die Tränen von meiner Wange.


Ich versuchte zu antworten, doch ich brachte nur ein weiteres Schluchzen heraus.


Ich machte mir selber solche Vorwürfe.


Warum?

Warum hatte uns Michi nichts davon gesagt? Konnte er es nicht,... oder.... oder wollte er es nicht? Dachte er wir könnten ihn nicht verstehen?


Wieder ein Schluzen.


Smudo sah verzweifelt zwischen mir und Michi hin und her, und schien gar nicht zu wissen, was er jetzt machen sollte.


Ich schluckte einmal kräftig, wischte mir die Tränen von der Wange und ging auf Michi zu.


Dieser hatte mich die ganze Zeit mit seinen traurigen braunen Augen beobachtet, und auch seine Augen fingen schon wieder an zu schimmern. Er streckte die Arme aus und zog mich in eine Umarmung.


Wir hielten uns beide festumschlungen, um den jeweils anderen Halt zu geben.


Ich spürte, wie Michi seinen Kopf in meine Halsbeuge legte und ich drückte meinen gegen seine Brust. Langsam schloss ich die Augen und auch Michi frückte sich enger an mich, als hätte er Angst, dass ich ihn loslasse.


In diesem kurzen Moment, gab es nur uns beide.


Plötzlich spürrte ich, wie sich noch ein drittes Paar Arme um uns schlang und ich wusste, ohne die Augen zu öffnen, dass es Smudo war. Auch er schluchzte ebenfalls, schien aber nicht zu weinen.


Mir flossen auch nur noch einzelne Tränen über die Wange und befeuchten Michis T-Shirt, aber diese Tränen vergoss ich nicht mehr um ihn, sondern wegen Michi.


Er tat mir leid.


Er hatte die ganze Zeit mit diesem Druck umgehen müssen, er hatte die ganze Zeit bestimmt ein schleichtes Gewissen gehabt, dass er nicht dort gewesen war, und das schlimmste war, wir hatten es nicht bemerkt!


Was waren wir bloß für Freunde.... was war ICH bloß für ne Freundin.


Ich hätte mehr nachbohren müssen.... ihn mehr fragen sollen, was ihn bedrückt.... aber jetzt war es zu spät... das einzige, was ich jetzt noch machen konnte, war ihm Beiseite stehen und trösten.


Und DAS würde ich tut. DAS war ich MICHI schuldig.


Langsam löste Smudo seine Umarmung, stellte sich neben Michi und legte diesem eine Hand auf die Schulter.


Auch ich löste mich etwas wiederwillig von Michi, und ließ ihm Raum.


Aber ich blieb vor ihm stehen. Sein Körper bebte zwar nicht mehr, man sah ihm an, dass es wieder kurz davor war. Das einzige was ihn davon abzuhalten schien, war das halten meiner Hand.


Ich strich sanft mit meinem Daumen über seine Handfläche und versuchte ihn so zu beruhigen. Als antwort, drückte er meine Hand wortlos.


Dies war der Augenblick, vor dem ich immer Angst gehabt hatte. Ich hatte immer gehofft, mir würde so etwas nie passieren, doch jetzt....


Michi Beck stand in erschöpft, fertig und Tränen aufgelöst vor mir und ich konnte nichts tun.


Außer seine Hand halten.






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