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Nervös öffnete Vickie die Haustür. Ihre Ausbildung ging mittlerweile zwei Wochen und natürlich hatte sie es ihren Eltern nicht erzählt, wo sie hinging. Sie waren strikt dagegen, dass sie Feuerwehrfrau wurde, da dies ja gar kein richtiger Beruf sei und sie lieber Unternehmerin werden sollte. Ihre Mutter hatte ihr vorhin geschrieben, dass sie reden sollte. Als sie ins Wohnzimmer kam, sah sie bereits ihre Mutter am Tisch sitzen mit einem Brief. ,,Victoria, was ist das?", fragte sie wütend. ,,Mom, hast du etwa meine Post gelesen?" ,,Darum geht es nicht. Wieso hast du mir nicht gesagt, dass du bei der Feuerwehracademy bist?", sagte ihre Mutter ruhig, was nie gut war. ,,Wieso sollte ich? Ich bin Erwachsen und nichtmehr vom euch abhängend", sagte Vickie. Das reichte ihrer Mutter. Sie schnappte sich eine Vase vom Tisch und warf sie nach ihr. Vickie duckte sich schnell, als auch schon eine weitere Vase flog und sie am Bein traf. ,,Mom! Hör auf!", rief Vickie verzweifelt. Nach 5 weiteren Tellern und Gläsern zog sie Vickie am Kopf hoch. ,,Pack deine Sachen und geh", spie sie sie an.

,,Vickie, hast du verstanden, was ich gesagt habe?'', fragte Marjan sie, als sie zusammen in der Küche saßen. ,,Nein tut mir leid, ich hab keine Ahnung was du gesagt hast'', sagte Vickie ehrlich. ,,Okay was ist los?'', fragte Marjan und setzte sich neben sie. ,,Nichts, ich bin nur manchmal ein wenig neben der Spur'', log Vickie und strich sich über die Narbe am Kopf, die ihre Mutter verursacht hatte, als sie als Vickie 17 war ihr eine Vase an den Kopf geworfen hatte. Marjan schien nicht gerade überzeugt zu sein, nickte jedoch. Da kam ein Einsatz rein. Mehrere Menschen waren in einem Laster eingesperrt, als sie gerade Benzinkanister rausholen wollten fiel zu ihrem Pech die Tür zu und klemmte nun. Vickie klopfte an die Tür des Lasters. ,,Können sie mich hören?", fragte sie. ,,Ja.. bitte helfen sie uns, wir sitzen hier fest und bekommen kaum noch Luft!" ,,Gibt es bei ihnen keine Entlüftungslöcher?" Keine Antwort. ,,Sir?", fragte Vickie. ,,Leute! Wir müssen sie da sofort rausholen!", rief sie den anderen zu. Gerade als sie den Laster öffneten und einigen Leuten raushalf erklang ein Schuss.

Vickie hätte ihn fast nicht bemerkt, wenn er nicht genau an ihrem Ohr vorbei und den Mann, dem sie gerade raushalf in der Brust traf. Vickie erstarrte, als sie sein Blut auf ihrem Gesicht spürte. Zwei weitere Schüsse erklangen. Vickie ging sofort runter auf den Boden und bedeckte ihre Hände über ihrem Kopf. Als die Schüsse aufhörten blickte Vickie auf. Tk der angerannt kam, als er sah wie Vickie sich auf den Boden drückte. ,,Gehts dir gut?'', fragte er besorgt. ,,Ich denke schon, was ist mit dem Mann?", fragte er. Vickie blickte sich nach ihm um. Er lag am Boden. Blutend. Sofort rannte sie zu ihm, Tk ihr hinterher. Sie drückte auf die Wunde, als sie auch schon jemand an der Schulter packte und weg riss. Es war Paul. Tk wurde gegen seinen Willen von Judd weggerissen, während Tommy und Nancy den Patienten übernahmen. 

Vickie atmete schwer. Ihre Uniform, sowie ihr Gesicht waren von Blut übermannt. Da sah Vickie auch schon Nadja auf sie zu rennen, die sie sofort umarmte. ,,Gott sei dank geht's dir gut!'', sagte sie erleichtert. ,,Ja'', antwortete Vickie knapp, als sie ein Piepsen hörte. ,,Kein Puls, beginne Reanimation'', hörte sie Nancy sagen. Sie beobachtete das Geschehen, bis Tommy Nancy an der Schulter packte und den Kopf schüttelte. Vickie war völlig in Schockstarre, bis ihre Beine nachgaben und sie auf den Boden sank. Hätte Nadja sie nicht festgehalten, wäre sie vermutlich auch noch nach vorne gekip ,,Vickie! Hey, hey, hey! Sieh mich an, okay?'', hörte sie Nadja sagen. ,,Okay'', flüsterte Vickie und blickte ihr genau in die Augen. Nadja konnte nicht anders, als sie zu küssen, auch wenn nur kurz. ,,Komm schon Baby, steh auf.'', sagte sie und zog Vickie hoch. ,,Tk, ich muss..'' ,,Tk hat zum Glück nichts gesehen. Du aber schon.'' ,,Okay ehm.. ja'', sagte Vickie immernoch flüsternd. ,,Ist sonst noch jemand verletzt?'', fragte Vickie. Nadja blickte an ihr vorbei auf einen Mann der einen Streifschuss am Arm hatte. ,,Nicht bedrohlich'', sagte sie. ,,Okay.. das ist gut'', sagte Vickie.

Auf dem Weg zurück zur Wache sagte Vickie kein einziges Wort. Ihre Kameraden blickten sie nur mitleidig an, sagten aber auch nichts. ,,Evans!'', rief Captain Strand ihr zu. ,,Ja Cap?'', fragte sie schwach. ,,Nehmen sie sich den Rest der Woche frei und gehen sie zu einem Psychologen.'', sagte Captain Strand. ,,Nein Cap echt nicht.. mir gehts gut-'' ,,Ich brauch sie bei der Sache und sowie ich das sehe sind sie völlig neben der Spur"

Vickie seufzte und ging sich umziehen. Es hatte keinen sinn mit ihrem Captain zu diskutieren. Sie ließ sich auf ihr Sofa fallen und schaltete den Fernseher an. Ihre Hände zitterten immernoch und sie wünschte sie könnte diesen Tag einfach vergessen, aber so einfach war das nicht. Tränen liefen ihr über's Gesicht, während sie versuchte ihre Gedanken unter Kontrolle zu bekommen. 

Sie schnappte sich ihr Handy und schrieb Nadja. 

,Hey, ich bräuchte Ablenkung, der Cap hat mich nach Hause befördert, kommst du nach deiner Schicht vorbei?'

,Sicher, brauchst du irgendwas? Schokolade? Chips? Beides?' 

,Nein danke, aber super nett das du fragst' 

,Alles klar, ich komme dann gegen 8'

Vickie legte das Telefon weg und schloss die Augen, musste sie aber gleich wieder aufmachen, da sie wieder den Mann vor sich sah. Captain Strand hatte vielleicht Recht: Ein Therapeut könnte ihr wirklich helfen.


Back to life (911/Lonestar FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt