Ein Drache nennt mich komisch

81 5 0
                                    

Der schwarze Drache war der seltenste von allen. Die inteligentesten, doch stillsten der Drachen. Nur noch ein einziger war bereit sich mit jemandem zu binden. Und das hatte er tatsächlich getan. Vor circa zwei Monanten band er sich mit der legendären Violet Sorrengail. Doch dieser hier war ohne Reiter. Es war einer, der nicht bereit war sich zu binden. Doch was tat er dann hier?

Der Drache starrte mich an. Ich starrte zurück. Als ich mich langsam aus meiner Starre löste, griff ich zu dem nächst besten Gegenstand. Es war ein Zeichenblock. Vorsichtig wich ich zurück, ihm noch immer in die Augen blickend. ,,W-Was willst du?" Ich hasste mich dafür, dass meine Stimme stockte, doch ich konnte nichts dagegen machen. Der Drache blinzelte. Ich erstarrte erneut. Das war entweder ein Zeichen des Respekts... oder der Desintresse. Ich konnte nur auf ersteres hoffen, denn das zweite bedeutete, dass ich bald Asche sein würde.

Ich schluckte. ,,Schwarzer Drache...", guter Start -Nicht , ,,ich weiß nicht, was du von mir möchtest, aber ich muss ehrlich sagen, Schlaf wäre mir lieber, als... naja... zu verbrennen. Bitte." Mir auf die Innenseite meiner Wange beißend, sah ich ihn weiterhin unverwandt an. Erst jetzt schoss mir die Frage durch den Kopf, wie er es geschafft hatte, sich zwischen die Bäume in unserem Garten zu quetschen. Wir lebten in der zweite Etage, was ebenfalls hieß, dass er die ganze Zeit mit den Flügeln gegen Büsche oder Bäume stoßen musste.

Er schnaubte. War es überhaupt ein er? Plötzlich ertönte eine tiefe, teilweise schallende Stimme in meinem Kopf. ,,Beruhige dich, Nachtregen. Ich bin nicht hier, um dich zu verletzten."

Nachtregen war die Bedeutung meines Namens, die semi gut zu meinen mocha braunen Haaren passten. Das Argument, das meine Schwester erfunden hatte, war, dass der Name wegen meinen elektrik blauen Augen gewählt wurde. Ich persönlich denke eher, dass meine Mutter nicht mal weiß, was mein Name bedeutet.

Ich senke langsam mein Zeichenblock, nur um es Sekunden später wieder hochzuhalten, als der Drache sich zu schnell bewegt. ,,Wer bist du? Was willst du?", fragte ich, stolz, dass mein Stottern weg war. ,,Komm raus, dann kann ich es dir in Ruhe erklären." Ich zögerte. ,,Woher weiß ich, dass ich dir vertrauen kann?" Herje, Jana hätte jetzt sicher ihre Hand auf ihre Stirn geklatscht und gesagt, dass das typisch ich war. Und da hatte sie recht. Vor mir war der seltenste Drache von allen, die es jemals gab und wahrscheinlich geben wird, und ich misstraue ihm. Aber was soll ich sagen? Es ist ein Drache, kein Freund, den ich seit Jahren kenne. Und selbst bei denen weiß man nie.

,,Du hast keine andere Wahl. Ich kenne dich. Deine Stärken... und deine Schwächen." Ich erstarrte zum zehntausendsten Mal diese Nacht. Fuck. Er wusste es. Er wusste alles. Es zugeben war nicht möglich. Und Lügen sogar noch weniger. Jeder Drache spürt es, wenn man lügt. Ich schluckte und nickte dann langsam.

Ich wartete bis er gelandet war, bevor ich mir schnell einen Dolch schnappte und hinausging. Ich legte meinen Kopf in den Nacken, um ihm in die Augen zu sehen. Er war riesig. Und beindruckend. Und das wichtigste: aktuell mein Feind.

,,Oh, guck nicht so, Nachtregen. Du kennst den Grund meines Auftauchens noch nicht einmal." Ich starrte ihn an. ,,Das muss ich nicht. Du bist nicht mein Freund." Riskant, aber wahr. Und ich nahm eigentlich nie ein Blatt vor den Mund. Er blinzelte. Erneut. Scheiße. ,,Lass es mich erklären."

Ich stand still vor ihm und umklatterte fest meinen Dolch in meiner rechten Hand.

,,Du bist anders." ,,Ach, no shit, Sherlock", entfuhr es mir, bevor ich es verhindern konnte. Er sah aus, als wäre er kurz davor mich einfach zu Asche zu zaubern. ,,Lass mich reden. Du bist anders. Aber nicht so, wie du denkst. Erinnerst du dich an deinen Versuch?"
Ich zog eine Augenbraue hoch. ,,Ernsthaft? Das war der schlimmste Moment in meinem Leben. Alle meine Freunde waren tot und ich stand dort inmitten derer Leichen." Ich gefror, sprach jedoch weiter. ,,Warum fragst du?" Er sah mich unverwegt an.

,,Nachtregen, verstehst du es denn nicht?" Verwirrt schüttelte ich den Kopf. ,,Was soll ich mit diesen dummen Fragen anfangen? Ich weiß nicht, was du meinst."

Der Drache schnaubte. ,,Denk nach!" Ich fuchtelte mit meinen Händen durch die Luft. ,,Das tue ich doch! Aber ich komme nicht drauf!" Ich senkte meine Arme erneut.

Er riss seinen riesigen Kopf genervt in die Höhe. Aus Reflex legte ich beide Hände an den Dolch und hielt ihn vor mich. Der Drache sah mich erneut an und ich hätte schwören können, dass er die Augen verdrehte.
,,Nachtregen, es war nie Zufall, dass du überlebt hast."

Fly FireWo Geschichten leben. Entdecke jetzt