𝐊𝐚𝐩𝐢𝐭𝐞𝐥 2

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"𝐈𝐟 𝐲𝐨𝐮'𝐫𝐞 𝐠𝐨𝐢𝐧𝐠 𝐭𝐡𝐫𝐨𝐮𝐠𝐡 𝐡𝐞𝐥𝐥, 𝐤𝐞𝐞𝐩 𝐠𝐨𝐢𝐧𝐠."

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Die Glocken ertönten am nächsten morgen sehr früh. Früher als sonst, stellte ich fest, als ich meinen Blick aus dem Fenster warf und bemerkte, dass die Sonne noch nicht einmal richtig über die Bäume in der Ferne geragt war. Ich hatte die halbe Nacht wach gelegen, meine Gedanken umkreisten die ganze Zeit nur Theodore und all die Wahrscheinlichkeiten die ihn und sein Leben treffen könnten.. Mit müden Augen starrte ich an die marode Holzdecke über mir. Mein Rücken tat weh, was wahrscheinlich dem Untergrund auf dem ich zum schlafen verdammt war, zu danken galt. Langsam richtete ich mich auf und entfernte einzelne Strohhalme aus meinen Haaren. Ein Blick neben mir, verriet mir, dass Rose noch tief zu schlafen schien. Sanft gab ich ihr einen Kuss auf die Stirn, bevor ich mich nach draußen begab um dem leutenden Glocken zu folgen.

Rose war ebenfalls eine Waise, die ein paar Jahre nach mir in das Heim kam, in dem ich groß geworden war. Ich hatte sie direkt wie eine Schwester in mein Herz geschlossen. Die Oberschwestern wussten das, weswegen sie auch nichts dagegen zu sagen hatten, als ich sie nach der Vollendung meines 14 Lebensjahres mitnehmen wollte, als ich ausziehen musste.

Die Glocken führten mich zu den Stadtmauern. Überhalb von ihnen würde sich ein großer Platz befinden, auf denen Feste und Hochzeiten, meistens allerdings Hinrichtungen stattfanden. Den Klängen zu urteilen gab es am heutigen Tage wie allzu häufig mal wieder letzteres.

Unbemerkt bahnte ich mir meinen Weg an der äußeren Mauer nach oben, um einen Blick von den Geschehnissen zu erhaschen. Ich hielt nicht sonderlich viel von jeglicher Art der Bestrafung die damit endete, dass jemand sterben musste, ganz egal ob Pirat oder Hexe.
Je weiter ich nach oben kam, desto klarer wurden die Stimmen. „Was machen die..?", fragte ich mich selbst, kurz bevor ich die obere Reling der Mauer erklommen hatte. Ich zog mich hoch und kam anschließend zum sitzen. Die Leute in Port Royal mochten mich, weswegen ich zum Glück auch nie Ärger für sowas bekam. Ich war neugierig, das wussten die meisten Soldaten und durch Teddy waren die meisten mir freundlich gestimmt.

Auf dem Platz vor mir standen Reihe an Reihe mit Hand- und Fußschellen versehene Menschen- alt und jung zugleich. Sie stellten sich an, um nach und nach enthauptet zu werden. Ganz im Takt der Trommeln um sie herum.
Im kühlen Wind bewegten sich die Flaggen der East India trading Company. Mir lief ein kalter Schauer den Rücken hinunter.

„Um den wachsenden Missständen endlich Einheit zu gebieten und zum Schutze des Allgemeinwohls wird für diese Gebiete der Ausnahme Zustand ausgerufen. Per Dekret durch Lord Cutler Becket seines Zeichens Bevollmächtigter Repräsentant seiner Majestät des Königs. Gemäß des geltenden Kriegsrechts wird die Aussetzung folgender Gesetze erlassen. Das Recht auf Versammlungen: außer Kraft gesetzt. Habeas Corpus Akte: außer Kraft gesetzt. Das Recht auf einen Anwalt: außer Kraft gesetzt. Das Recht auf ein Geschworenen Urteil: außer Kraft gesetzt. Per Dekret werden alle Personen die der Piraterie beschuldigt werden oder die einer wegen Piraterie Beschuldigten Person helfen oder mit einer wegen Piraterie beschuldigten Person in Verbindung stehen, zum Tode durch den Strang verurteilt.", las einer der Offiziere laut vor. Im Augenwinkel konnte ich Becket an einem Tisch unter den Mauern sehen. Von der Sonne geschützt beobachtete er das „Spektakel".

Mir war kotzübel. Umso mehr, als mit den nächsten Fünf Gefangenen ein kleiner Junge nach vorne trat, kaum größer als Rose. 10 vielleicht 11 Jahre alt, wenn überhaupt. Er blickte hinunter zu seinen kleinen Händen, das konnte ich sehen- jedoch nicht was er genau betrachtete.

Mit dem nächsten Trommelschlag richtete er seinen Blick in den Himmel und sagte etwas. Ich war zu weit weg und es war zu laut, als dass ich verstehen konnte was er sagte. Der maskierte Mann, der die Leute nach und nach hängen ließ kam mit einem Holzfass hinter den Jungen und platzierte ihn im nächsten Moment mit der Schlinge um den Hals darauf.

Es dauerte einen Moment, bis die Stille unterbrochen wurde. Im Chor begannen alle der  dort angeketteten Menschen damit zu singen. Ich kannte das Lied nicht, doch ich war mir sicher dass es etwas mit den Piraten zutun hatte über die man sich erzählte. Die Melodie fühlte sich auf eine so unglaublich unbeschreibliche Art und Weise bekannt an, gruselig, denn ich war mir sicher es noch nie zuvor gehört zu haben.

Aufgebracht stürmte im nächsten Moment einer der Commandeure zu Becket. Die Stimmung war beängstigend und ich bekam zunehmend das Gefühl, dass ich wirklich alles andere als hier sein sollte. Als ich meinen Blick nun wieder zu den Gefangenen richtete, lief mir ein kalter schauer den Rücken hinunter.

Der Junge hatte seinen Blick nun genau in meine Richtung gewandt und ich hatte das Gefühl seine Augen würden mich durchbohren. Noch einmal hielt er den Gegenstand den er zuvor angeschaut hatte nach oben, um ihn dann vor sich auf die Steine am Fußboden fallen zu lassen. Er starrte mich dabei an, beinahe so als würde er mir etwas sagen wollen.
Hastig begab ich mich zurück über die Mauer, als ich sah, wie der Hänker sich seinen Weg in Richtung Schalter bahnte. Ich hatte meinen Körper gerade darüber geschwungen, als das bekannte Geräusch ertönte und das Singen verstummte.

Ich schloss meine Augen und meine Adern füllten sich mit Wut. Was soll ein Kind dafür können wenn es in solche Verhältnisse geboren wird? Ich atmete tief ein und beschloss mich darauf hin zurück zu Rose zu gehen.

Becket würde heute nach seiner Privaten Show ebenfalls in See stechen. Der Flotte die er gestern entsandt hatte hinterher. Die Stadt würde ein besserer Ort ohne ihn sein, in der Sache war ich mir sicher.

Ich kam zurück und der Tag nahm seinen Lauf. „Ohh können wir später nochmal am Strand Muscheln sammeln?", Rose war immer so aufgeregt, wenn es um den Strand ging. Sie hatte lange blonde Haare, die ich ihr immer in einen schönen Zopf band. „Natürlich, wenn du lieb bist", schmunzelte ich. Ich musste morgen wieder arbeiten. Arbeit, ja, die würde mich von Teddy ablenken, das hoffte ich jedenfalls innig. „Hast du das Buch schon weiter gelesen? Deine Hausaufgabe die ich dir gestern gegeben hab", fragte ich Rose beiläufig, was prompt mit einem lauten Seufzen beantwortet wurde. „wozuu? Ich brauch sowas doch gar nicht! Keine von meinen Freundinnen muss sowas können"

„Nein, aber du schon. Weil du eine schlaue kleine Lady sein willst. Genauso wie ich, damit kommst du weit im Leben", ich schmunzelte und Rose verdrehte kichernd die Augen, bevor die Ruhe durch ein lautes Hämmern an der Tür ungebrochen wurde.

„Wer könnte das denn sein?", fragte ich in die Leere und trocknete meine Hände an einem Fetzen ab, bevor ich mich zur Tür begab. Ein uniformierter stand vor mir und schaute mich mit neutraler Miene an. „Oh - guten Abend Sir", stotterte ich.

Das war's. Die haben mich heute morgen gesehen und jetzt hänge ich als Nächstes.

„Guten Abend. Bist du Vela? Die kleine Krankenschwester aus dem Spital?"

„ja- ja das bin ich wohl", ich schluckte schwer, das war kein einfacher Soldat, der Mann vor mir war höher gestellt und das machte mir unglaubliche Angst. „Komm bitte mit mir", gab er nun trocken von sich und meine Augen wurden glasig.

„Was-? Wieso?", Rose sprang von dem Heu, auf dem sie zuvor gesessen hatte auf und kam neben mir zum stehen. Sie lugte von der Seite aus der Tür raus um einen Blick von dem Mann vor mir zu erhaschen. „Befehl von ganz oben. Hast du Wertgegenstände?"

Ja das war's. Ich würde nicht heiraten, sondern als Jungfer ganz alleine gehängt werden und das war nicht Teddys Schuld, weil der Idiot auf hoher See abgestochen wurde, sondern ganz allein meine. Meine, weil ich meine Neugierde einfach nicht unter Kontrolle hatte.

„Ich-„ mein Blick durchwanderte den Scheunenboden hinter mir. „Nein- nur meine Kette. Ich- meine kleine Schwester- ich kann sie nicht alleine lassen", stellte ich fest und der Mann nickte. „Nimm sie mit und alles andere was sie brauchen."

Perplex nahm ich Roses Hand. Sie drückte mein Buch an sich. Wir hatten weiter nichts, außer Kleidung die wir trugen, weshalb wir nun an ihm vorbei nach draußen traten.

„Wo gehen wir hin?", fragte ich immernoch verwirrt.
„Zum Marktplatz. Lord Beckett wünscht dich zu sprechen."

„Was- Mich?"

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𝐌𝐚𝐫𝐦𝐨𝐫𝐢𝐬- POTC/ Fluch der Karibik Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt