Im Raum war es dunkel und kalt. Ein Fenster stand offen und lies die seidenen Vorhänge gespenstisch tanzen. Ich schlich mich so leise wie es ging auf den Schreibtisch zu und tastete nach einer Taschenlampe. Ich atmete erleichtert aus, als ihr Lichtstrahl die unheimlichen Schatten wieder zurück in normale Gegenstände verwandelte. Die Dielen knarrten als ich hinüber zu den Regalen lief. Der vertraute Geruch der Bücher wehte wieder in meine Nase und ich tauchte ein in das Labyrinth und in die Geschichten, die von ihren Plätzen in den Regalen nach mir zu rufen schienen.
Immer weiter lief ich durch die Reihen und schaute mir die Titel an. Einige waren in einer komischen Schrift verfasst, die ich nicht lesen konnte, andere waren ganz normal und es gab welche ganz ohne.
Auf einmal stand ich wie in einem kleinen Zimmer mit Wänden aus Bücherregalen. Es war mit einem himmelblauen Sofa, einem Sessel, einem kleinen Tisch und einer Stehlampe, die ich gleich anknipste, eingerichtet. Mir fiel ein Brief auf, der auf dem Tisch lag. Er war schon geöffnet. Ich lies mich aufs Sofa fallen und griff nach ihm.'Liebe Holly,
ich hoffe, du bist wohlauf. Uns geht es recht gut. Das Schuljahr ist vorbei und unsere Schüler bei ihren Familien. Auch die Angriffe sind nicht weiter verstärkt worden, doch es ist nur eine Frage der Zeit bis sie einen neuen Weg finden. Zophia sagt, es sei Zeit, dass sich die Prophezeiungen erfüllen. Wir warten auf die großen vier. Deine Enkelin ist anscheinend gut bei dir angekommen. Der Test hat alles bestätigt. Dieses Mal kann es keinen Fehler geben. Du musst es ihr nur noch erzählen. Bitte schreibe mir einen Brief, wenn du es getan hast. Dann können wir alles andere besprechen.
In ehrenvoller Hochachtung,
Winthrop Alexander Edwin Smythe
7. Generation Luft
Patur- Camp Leiter
Vorsitzender des großen Rates'"Hallo Liebes", ich fuhr zusammen und lies das Schreiben fallen. Auf dem Sessel mir gegenüber saß Nana mit einem alten Buch in der Hand, so als lese sie hier schon eine ganze Weile.
"Seit wann...", begann ich immer noch sprachlos.
"Oh, ich war schon die ganze Zeit hier. Du hast mich nur nicht gesehen", schmunzelte sie, stand auf und setzte sich neben mich aufs Sofa.
"Aber der Raum war leer als ich gekommen bin."
"Nur weil du etwas nicht siehst, heißt es nicht, dass es nicht da ist", ihr Lächeln verschwand als ihr Blick auf den Brief in meinem Schoß fiel.
Schuldbewusst kaute ich auf meiner Unterlippe herum und entschuldigte mich kleinlaut: "Es tut mir leid, dass ich deinen Brief gelesen habe. Ich wollte wirklich nicht herumschnüffeln."
" Ich bin dir doch nicht böse, Liebes, ich hatte schon seit ihr vor drei Wochen angekommen seit darauf gewartet, dass du kommst."
"Woher wusstest du...", alles wurde immer rätselhafte und ich wollte endlich eine klare Antwort, doch nicht einmal die Frage schaffte es ganz aus meinem Kopf und Mund heraus.
Nana schien sie aber trotzdem verstanden zu haben.
"Es gibt etwas sehr ernstes, was ich dir erzählen muss. Aber das weist du ja schon aus dem Brief. Ich hoffe damit kann ich dir erstmal alle Fragen beantworten. Doch zuerst muss ich dich etwas fragen: Wovon hast du heute Nacht geträumt?"
Ich wollte fragen, woher sie von meinem Albtraum wusste, doch ich schluckte diese und alle anderen Fragen herunter und erinnerte mich- wenn auch ungern- an meinen Schlaf heute Nacht.
Ich erzählte Nana alles. Von dem Verlies, dem Wächter mit dem Tatoo, der Halle mit dem schrecklichen König, seinen roten Augen und von der Ratte.
Sie hörte aufmerksam zu und unterbrach mich kein einziges Mal.Nun als ich fertig war, massierte sie sich die Schläfen und nahm mich danach fest in den Arm.
"Ach mein armes Mädchen. Es tut mir leid, dass du so etwas sehen musstest. Ich wünschte, ich hätte dich davor warnen können, aber ich durfte nicht."
Jetzt wurde es mir zuviel. Mein Kopf fühlte sich an als würde er gleich platzen und mit einem Mal sprudelten alle Fragen heraus: " Woher wusstest du, dass ich einen Albtraum hatte? Wer war der König? Und was bedeutet dieser Brief? Wer sind die großen vier und was hat das alles mit mir zu tun?"
Nana schien für einen Moment von all den Fragen überrollt, doch dann begann sie zu lachen. Und ich stimmte mit ein, obwohl ich es eigentlich gar nicht wollte.
"Ich möchte dir so gut wie es geht alles beantworten, aber bitte höre mir erst einmal zu, bevor du etwas sagst.
Ich bin nicht wie andere Menschen und du auch nicht. Wir tragen eine besondere Gabe in uns. Die Gabe der Luft.
Vor Tausenden von Jahren war die Erde ein einziges Durcheinander. Die Menschen führten Krieg gegen die Rakjans, einer Organisation des Schattenreiches Nocturnor. Diese Organisation wollte, dass die Welt unter dem Einfluss der Dunkelheit steht, denn daraus sind sie entstanden.
Sonne und Mond, die Wächter des Himmels, konnten nicht mehr mit ansehen wie die Dunkelheit jeden Ort ihres schönen Planetens einnahm. Also erschufen sie vier Familien, die die Rakjans besiegen sollten. Diese Familien repräsentierten die vier Elemente: Feuer, Wasser, Erde und Luft. Ihre Oberhäupter waren mächtige Krieger und gemeinsam konnten sie die Welt der Menschen zurückerobern. Doch es gibt ein Land, für normale Leute nicht sichtbar- sozusagen auf einer anderen Ebene, dorthin haben sie sich zurückgezogen. Doch dort werden auch die Krieger der Elemente ausgebildet und ziehen in die Schlacht, die noch bis heute andauert.
Der König, den du gesehen hast, ist der Herrscher der Rakjans. Sein Name ist Rhenee. Leider zerstritten sich die einzelnen Familien damals untereinander und bis heute sind die alten Wunden nicht ganz verheilt, doch man arbeitet wieder zusammen.
Du bist eine Nachfahrin des Oberhauptes der Luft, Thio, genau wie ich. Doch deiner Generation ist eine besondere Kraft vorrausgesagt. Du bist eine der sogenannten großen vier, auch bekannt als die zehnte Geberation. ich bin die neunte Generation, da die Gabe immer eine überspringt. Deshalb waren auch alle so verblüfft, dass nicht Wilbert, der Erstgeborene, sie besitzt, sondern du.
Ich weiß, dass ist jetzt alles viel zu viel für dich, vor allem um vier Uhr morgens, aber was ich dir erzähle ist wahr. Ich kann es dir beweisen."Ich nickte nur. Nana steckte einen Arm in Richtung des Buches, was auf dem Sessel lag, aus und... es schwebte; es flog in ihre Hand."
"Krass", hauchte ich. Ich konnte es nicht fassen: Meine Großmutter konnte zaubern oder wie man das, was sie grade tat auch immer nannte! " Du musst dich irren, ich kann so etwas nicht. Ich bin keine Kriegerin! Ich will auch gar keine sein!"
" Es kann keinen Irrtum geben. Es wurden viele Tests gemacht. Außerdem hast du von ihm geträumt. Einen solchen oder so ähnlichen Traum haben alle bevor sich die Kräfte zeigen. Und es wird leider auch nicht dein letzter sein."
Wieder nahm mich Nana in den Arm.
"Du wirst lernen es zu akzeptieren und ich verspreche dir, dass ich immer für dich da sein werde. Und jetzt ruh dich noch ein wenig aus. Alles andere besprechen wir morgen."
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Fantasy4 Mädchen müssen es schützen So grün mit Erde, Wasser und Luft Doch Feuer fühlt sich mit allen verbunden Auch wenn es alles zerstören kann Ein Mädchen so klein, so zart und doch so stark Braun, braun Haar und Auge Herz der Natur dem so vieles gesche...