Mrs Foxglove wühlte in einem der hohen Stapel, fischte nach einigen Augenblicken eine abgegriffene Mappe heraus und schlug die erste vergilbte Seite auf.
"Beginnen wir mit den allgemeinen Campregeln. Erstens: Alle Gegenstände, die für Training und Unterricht benötigt werden, werden von uns gestellt. Den Wert, den diese Materialien in der Summe haben, müsst ihr im Laufe eurer Zeit hier abarbeiten, indem euch Dienste aufgegeben werden. Lehrer und Aufsichtspersonen können einem zur Strafe zusätzlich eine Arbeit eines anderen aufgeben, die jener dann auszuführen hat.
Zweitens: Dem "dunklen Gang" darf sich nur mit einer klaren Erlaubnis meinerseits oder von Mr Smythe, dem Camp- Leiter, genähert werden.
Drittens:..."So ging es eine ganze Zeit weiter und ich bemühte mich wirklich aufmerksam zuzuhören, doch mein Blick glitt immer wieder aus dem Fenster, aus dem man die Schlacht auf dem Trainingsplatz beobachten konnte. Ich sah, wie Schwerter aufeinanderstießen und Ächste auf Schilde schlugen. Doch dann passierte etwas merkwürdiges. Ein kurzer Pfiff ertönte und in diesem Moment holten die Schüler, die an der Front standen, aus und ein Sturm aus Wasser, Flammen und Steinen schoss auf die andere Gruppe zu. Diese hatte das selbe getan und in der Mitte des Schlachtfelds, wo die Energien aufeinanderstießen, leuchtete es hell.
Es war so eindrucksvoll und so surreal, dass ich wie gebannt nach draußen starrte.
Lucas stieß mich mit seinem Ellenbogen an und zog fragend die Augenbrauen hoch. Ich deutete mit dem Kopf in Richtung Fenster und musste schmunzeln, als seine Augen groß wurden."Achtzehntens", Mrs Foxglove wurde lauter, weil sie wohl mitbekommen hatte, dass wir nicht ganz bei der Sache waren, " Das verlassen des Camps ist streng verboten, aber das liegt ja wohl in eurem Intresse, da ihr unausgebildet nicht einen Tag da draußen überleben würdet.
Und als letztes", nun machte sie eine Pause und schaute Lucas und mir abwechselnd in die Augen, "auf keinen Fall und unter gar keinen Umständen darf man sein Element gegen jemanden in diesem Camp einsetzten um ihm zu schaden. Dieses Verhalten wird mit den höchsten Strafen getadelt! Habt ihr mich verstanden?"Wir nickten und Mrs Foxglove schlug die Mappe zu: "So, habt ihr noch irgendwelche Fragen?"
Lucas kam mir zuvor: "Die Elementsträger, die hier leben, haben besondere Kräfte, also können zum Beispiel einen Feuerball entstehen lassen. Wann können wir mit unserem Element so etwas?"
"Ihr, als neue, bekommt einen speziellen Unterricht, in dem versucht wird, euer Element hervorzurufen und noch in dieser Woche findet der sogenannte Rat des Erscheinens statt, also eine Art Test, innerhalb dem ein Träger in der Regel seine Kraft das erste mal spürt. Möchtet ihr sonst noch etwas wissen?"
Ich schüttelte stellvertretend für uns beide den Kopf.
"Gut, dann verabschiedet euch mal von euren Großeltern und geht zu euren Zimmern. Heute Abend findet eine kurze Versammlung im Alten Bootshaus statt, also seit bitte pünktlich um 19:30 Uhr zum Essen dort."
Ich hatte fast vergessen, dass sich Ludwig und Nana auch noch im Raum aufhielten und als ich zu meiner Großmutter ging, spürte ich wieder den Kloß in meinem Hals, doch ich versuchte ihn runterzuschlucken. Ich hatte den Entschluss gefasst das durchzuziehen und Tränen würden mir den Anfang hier nur schwerer machen.
Trotzdem musste ich mit ihnen kämpfen, als Nana mich in den Arm nahm und mir einen Kuss auf die Stirn gab."Ich habe dich sehr lieb und ich weiß, dass großes in dir steckt. Du bist ja schließlich meine Enkelin! Ich möchte, dass du weißt, dass ich immer stolz auf dich sein werde, egal was passiert."
"Ich hab' dich auch lieb", flüsterte ich und drückte sie noch einmal ganz fest.
Auf dem Flur kam Lucas zu mir. Sein stetes Grinsen war aus seinem Gesicht verschwunden und seine Augen schauten traurig zu mir. Ich lächelte ihn tröstend an. Er kam noch näher und umarmte mich. Im ersten Moment war ich verblüfft, doch dann drückte ich ihn auch. Es fühlte sich gut an zu wissen, dass jemand das fühlte, was auch ich fühlte.
Ein Räuspern unterbrach uns."Kann ich euch jetzt endlich eure Zimmer zeigen, wenn ihr so weit seit", fragte Albert genervt.
Sofort löste ich mich aus der Umarmung und wurde rot. Mir war es peinlich, dass Albert dabei war. Ich meine, Lucas und ich sind zwar irgendwie verwandt, doch wir kannten uns ja erst seit kurzem.
Also setzten wir uns in Bewegung und auf dem ganzen Weg herrschte peinliches Schweigen.
Albert führte uns am Schlachtfeld vorbei auf einen großen Wald zu. Wir liefen am Saum der Bäume und ich fragte mich, wie groß das Gelände sei. Nach einer gefühlten Ewigkeit erreichten wir eine riesige Lichtung, die von Kieswegen durchzogen war. Rechts und links von ihnen standen nebeneinander hunderte kleine Hütten in unterschiedlichen Farben und noch mehr Schüler liefen überall umher. Wir folgten Albert durch das Labyrinth bis wir auf einem kleinen Hügel ankamen, auf dem die Hütten nicht so dicht beieinander standen. Wir machten vor einer mit der Nummer 312 halt. Sie war klein, schief und hatte abblätternde blau- graue Farbe und einen Walnussbaum, der sie überdachte.
"Skyla, das ist deine Hütte", meinte Albert, " dein Gepäck wurde bereits hergebracht."
Ohne noch etwas zu sagen drehte er sich um und zog Lucas mit sich, der mir über die Schulter zum Abschied zugrinste.
Ich atmete tief ein und drückte die Tür auf.Drei Gesichter starrten mich aus dem Raum an und ich starrte zurück. Ein Mädchen mit dunkler Haut und krausen schwarzen Haaren löste sich zuerst.
"Hi", begrüßte sie mich freundlich, "ich bin Aalijah, du kannst mich Lia nennen. Ich bin Innenwesen Menschenkenntnis und du bist also unsere letzte Mitbewohnerin. Ich hab' deine Koffer schon 'mal vor dein Bett gestellt. Wie schön, dass du da bist!"
Ich lächelte etwas schüchtern und stellte mich vor: "Danke, ähm, ich bin Sky, Ich hab' das Luftelement."
Ein Mädchen, das ungefähr einen Kopf größer war als ich schob sich vor. Sie hatte hellblondes Haar, blaue Augen und war ziemlich blass.
"Hi, ich bin Reeva", begrüßte sie mich und lächelte mir zu, "zehnte Generation Wasser."
Das war also auch eine der großen vier.
Ich lächelte zurück. Lia und Reeva schienen sehr nett zu sein.Das dritte Mädchen schaute mich allerdings etwas überheblich an und meinte knapp bevor sie sich wieder dem Spiegel zuwandte: "Ich bin Ronna. Innenwesen Trug."
"Sie ist schon ein halbes Jahr hier", erklärte Aalijah, "Sie kann Trugbilder hervorrufen, das ist voll krass!"
"Und was kannst du?", fragte ich neugierig.
"Oh, ich bin erst seit drei Tagen hier und weiß es deshalb noch nicht so genau. Reeva ist gestern Abend angekommen."
Das blasse Mädchen nickte und deutete auf ein Bett in der hinteren linken Ecke. "Da schläfst du", meinte sie und setzte sich selbst auf das Bett daneben.
Auch ich lies mich auf meiner Matratze nieder und betrachtete mein neues zu Hause. Gegenüber von Reevas und meinem Bett standen die von Ronna und Aalijah und wie unsere hatten sie graue Bezüge. Nur bei Lia lagen noch mindestens fünf eigene bunte Kissen. Außerdem hatte jede von uns einen Nachttisch und eine Kommode. Neben der Tür stand ein großes Bücherregal und vor einem der Fenster ein langer Schreibtisch mit vier Stühlen. An der rechten Wand befand sich noch eine Tür, die wahrscheinlich zum Badezimmer führte. Alles in allem war das Zimmer recht trist, aber wenn ich mir Lias Energie anschaute, war ich mir sicher, dass sich das bald ändern würde.
"Hast du Hunger?", fragte Reeva mich schüchtern und hielt mir einen Apfel hin.
Passend dazu gab mein Magen ein lautes Knurren von sich und ich antwortete: "Ja, ein wenig, danke."
Sie gab mir den Apfel und lächelte mich an und auch ich grinste zurück.
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Fantasy4 Mädchen müssen es schützen So grün mit Erde, Wasser und Luft Doch Feuer fühlt sich mit allen verbunden Auch wenn es alles zerstören kann Ein Mädchen so klein, so zart und doch so stark Braun, braun Haar und Auge Herz der Natur dem so vieles gesche...