Ein Sonnenstrahl fiel auf mein Gesicht und kitzelte meine Nase. Müde drehte ich mich zur Seite und zog mir die Decke bis zum Kinn. Ich wollte nicht aufstehen. Der traumlose Schlaf war ein so friedlicher Ort, den ich nicht mit der Realität eintauschen wollte. Ich war eine Elementskriegerin, eine Abstammende der Luft Familie.
Wieder begannen mir tausend Gedanken durch den Kopf zu schwirren und nicht einmal in der wohligen Dunkelheit des Halbschlafes konnte ich mich vor ihnen verstecken. Also schlug ich die Augen auf und blinzelte durch das Fenster in die Sonne. Es war ein wundervoller Tag. Das Licht viel durch die große Birke neben meinem Balkon und der Wind verwandelte ihre Blätter in tanzende Schmetterlinge. Trotzdem wollte ich mein Zimmer nicht verlassen. Ich wollte nicht mit Nana sprechen. Ich wollte mir nicht Mums Fragen anhören - wusste sie eigentlich von alle dem?- und ich wollte Jona nicht vorspielen, dass alles in Ordnung sei. Vielleicht hatte ich auch einfach Angst vor dem, was nun kommen würde."Miss?", es klopfte sanft an die Tür, "Sind Sie in ihrem Zimmer, Miss?"
"Ähm, ja", ich stieg aus meinem Bett und strich mein Nachthemd glatt, "wer ist denn da?"
"Oh, Verzeihung, Miss, mein Name ist Larissa. Ihre Großmutter hat mich geschickt.", Die Stimme wirkte schüchtern. Ich schätzte das Mädchen auf 18 oder 19, "darf ich rein kommen?"
" Ich bin noch nicht angezogen, Moment, bitte", rief ich zurück.
"Das macht nichts, Miss, es ist sehr dringend", die Stimme schien noch nervöser zu werden.
Das Mädchen tat mir Leid. Schnell ging ich zur Tür und öffnete sie.
Sie war ungefähr so groß wie ich und hatte dunkelbraune Haare. Ihre dunklen Augen schauten ängstlich hinter einem langen Pony hervor."Was gibt es denn?", fragte ich so freundlich wie möglich.
Da griff sie plötzlich in ihre Tasche und zog blitzschnell einen silbernen Gegenstand heraus. Ich reagierte keine Sekunde zu früh und sprang zur Seite. Das Messer verfehlte mich nur um Haaresbreite. Ich schrie und rannte an meinem Bett vorbei zu meinem Schreibtisch.
"Bitte, sei ruhig, dann wird es nicht wehtun", Larissas Stimme klang verzweifelt.
Sie war unerwartet schnell und stach noch einmal zu. Im letzten Moment duckte ich mich und das Messer traf den Spiegel, der in tausende kleine Splitter zersprang. Spätestens jetzt musste uns doch jemand gehört haben. Verzweifelt rannte ich um mein Bett herum auf den Balkon. Die Balkontür traf die Angreiferin hart an der Seite. Sie zuckte aber nur kurz zusammen und kam mit gehobener Waffe auf mich zu.
Dieses Mal war ich zu langsam. Ich spürte, wie das Messer meinen Oberarm aufschnitt und mein warmes Blut den Stoff meines Nachthemdes tränkte. Ein höllischer Schmerz jagte durch meinen Körper. Ich keuchte.
Auch Larissa schien über ihren Treffer erschrocken zu sein und hauchte mit zitternder Stimme: " Halte still, ich möchte dir nicht wehtun. Ich verspreche dir, es wird ganz schnell gehen, du wirst nichts spüren."
Sie setzte zum letzten Stich an, da flog meine Zimmertür auf. Erschrocken drehte sich Larissa um. Ferdinand stand in der Tür. Seine Augen hatten sich zu kleinen Schlitzen zusammengezogen und sein Blick war eiskalt. Man konnte förmlich sehen, wie sich jeder Muskel seines Körpers anspannte. Er erreichte den Balkon ungewöhnlich schnell für einen älteren Herrn und bevor sich Larissa aus ihrer Starre lösen konnte, schlug er ihr das Messer aus der Hand und griff nach ihren Handgelenken. Sie schrie und versuchte ihn zu treten und sich loszureißen, doch Ferdinand packte nur noch fester zu und zerrte sie aus dem Raum. Ich sackte zusammen, mein Arm fühlte sich so an, als bestände er aus Flammen und nur mit Mühe konnte ich mich noch auf den Beinen halten. Da kam Nana in den Raum gerannt.
"Skyla!", schrie sie erschrocken und kam zu mir, "Alles ist gut, es ist vorbei, Pollux holt einen Verbandskasten. Ich hatte ja solche Angst, als ich Ferdinand und diese kleine Rakjan gesehen habe."
In diesem Moment kam Pollux schwer atmend und mit hochrotem Kopf auf uns zu geeilt.
"Da bin ich, Miss. Bitte zeigen Sie mir einmal Ihren Arm... Oh je, ja das sieht übel aus, aber keine Sorge, das kriegen wir im Nu wieder heil."
Erstaunlich sanft und flink machte sich der Butler an die Arbeit.
"Danke sehr." Ich konnte fühlen, wie ich mich langsam wieder beruhigte.
Pollux machte eine kleine Verbeugung und lächelte. "Es wird bald verheilt sein, doch jetzt brauchen Sie erst einmal Ruhe. Vielleicht könnten Sie bei ihr bleiben, Ma'am?", er wandte sich an Nana.
"Aber natürlich, vielen Dank Pollux!"
Der Butler verließ das Zimmer und Nana nahm auf meiner Bettkante platz.
"Wer ist Larissa?", ich sah das Bild des ängstlichen Mädchens wieder vor mir, "Wieso wollte sie mich töten?"
Nana seufzte. "Ich hätte es wissen müssen. Die Rakjans haben überall Spione. Jetzt, wo du über deine Kraft bescheid weißt, bist du zu einer Gefahr für sie geworden. Sie wissen nun von dir. Du bist hier nicht mehr sicher."
"Was soll ich denn jetzt machen?", Tränen füllten meine Augen, "Wo soll ich denn hin?"
"Liebes, alles wird gut. Ich möchte dich in das Land 'Hinn' fotur' bringen. Dort wirst du ausgebildet, deine Kräfte einzusetzen und dich vor solchen Angriffen zu schützen."
"Und was ist mit Mum, Dad, Jona und Wil?" Was soll ich ihnen sagen? Dürfen sie von 'Hinn'f...', also von diesem Land wissen?"
"Nein, Schatz, das dürfen sie nicht. Überlasse alles mir. Ich kümmere mich darum."
"Ich möchte sie aber nicht verlassen", meine Stimme zitterte und nun brachen die Tränen aus.
Meine Eltern und meine Geschwister nicht mehr um mich zu haben, das wollte, das konnte ich mir nicht vorstellen. Ich liebte sie.
"Es ist kein Abschied für immer, Liebes", Nana nahm mich in den Arm, " sie werden dich nicht vermissen. Ich werde ihr Gedächtnis so manipulieren, dass sie dich vergessen, wenn du nicht da bist und nicht mehr wissen, dass du je weg warst, wenn du sie besuchst."
"Aber ...", ich war zu verzweifelt, um noch weiter zu sprechen. Ich würde also nicht mehr existieren, zumindest nicht mehr in dieser Welt. "Und wann soll ich weg?" meine Stimme war nur noch ein Hauch.
"Am besten so schnell, wie es geht, ich informiere gleich meinen guten Freund Winthrop Smythe und bespreche mit ihm alles. Und du isst am besten erstmal etwas."
" Und was soll ich Mum, Jona und Wilbert sagen wegen...", ich deutete auf meinen Oberarm.
"Oh, sie werden es gar nicht bemerken."
Mit einem Schmunzeln verlies Nana den Raum.

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Fantasy4 Mädchen müssen es schützen So grün mit Erde, Wasser und Luft Doch Feuer fühlt sich mit allen verbunden Auch wenn es alles zerstören kann Ein Mädchen so klein, so zart und doch so stark Braun, braun Haar und Auge Herz der Natur dem so vieles gesche...