Benjamin Lindsey
Die Sonne brannte erbarmungslos auf uns nieder. Zusammen mit Farina setzte ich Pflanze für Pflanze in die Erde und goß sie.
Meine Muskeln zitterten von der ungewohnten Anstrengung und der Schweiß ließ mein weißes T-Shirt an meinem Körper kleben.Als endlich das letzte Gewächs eingepflanzt war, ließ ich mich erschöpft neben Farina ins Gras fallen. Mit zu Schlitzen verengten Augen blinzelte sie der Sonne entgegen. Langsam, um sie nicht zu verschrecken berührte ich mit meinen Fingerspitzen ihre Hand. Mein Atem ging schon bei dieser kleinen Berührung hektischer und Blitze schossen durch meinen ganzen Körper. Langsam verschränkte ich unsere Hände. Vorsichtig sah ich zu ihr, um zu erkennen, ob ihr diese Berührung unangenehm war.
Doch als ich mich zu ihr drehte, hatte sie ihre Augen geschlossen mit einem zufriedenen Lächeln auf den Lippen.
"Wie süß", erklang die abfällige Stimme von Luciano. Ruckartig setzten Farina und ich uns auf und blickten in die Richtung, aus der seine Stimme kam.
Er stand mit seiner schwarzen Lederjacke an einen Eisenbogen gelehnt, an dem Efeu empor kletterte. Er schwitzte kein bisschen und der genervte Nicolas hinter ihm erklärte schnell, warum: "Hilf mir endlich mal Luciano, anstatt zu spannen."
"Darf ich etwa nicht schauen, was die Konkurrenz macht?"
Genervt schnaubte Nicolas auf und wandte sich wieder den Pflanzen zu. Lucian hingehen ließ seine Augen über Farina gleiten, die sich unbehaglich wandt.
"Verzieh dich, Luciano", knurrte ich wütend. Luciano zog allerdings nur eine Augenbraue hoch und grinste: "Damit du mit dem heißen Girl alleine bist?"
Ich wollte gerade schon zu einer patzigen Antwort ansetzen, als Farina mir zuvor kam: "Neidisch? So ein einsames Leben muss echt traurig sein."
Überrascht sah ich zu ihr, doch sie trug eine Maske aus Selbstbewusstsein zur Schau.
"Ihr dürft jetzt gehen, verbringt den Abend so wie ihr wollt", rief die weiße Königin über den Platz.
Glücklich endlich der Hitze entkommen zu können rannte ich mit Farina zum Schloss und bekam nur noch mit, dass Luciano sich mit Stefanie auf sein Zimmer verabredete. Das war ja klar!
Farina führte mich zu ihrem Zimmer.
Farinas Zimmer
Wie fast alle Räume des Schlosses war es in einem warmen Cremeweiß gestrichen. Das große Doppelbett war der Mittelpunkt des Zimmers. Weinrote und beige Bilder hingen an der Wand und in ein weiß gestrichenen Kleiderschrank tronte gegenüber des Bettes.
Sie klopfte neben sich auf die Kante des Bettes und suchte aus dem Nachttisch einige DVDs: "Wollen wir heute einen Filmmarathon starten?"
Ich warf einen kurzen Blick auf die Uhr. Es war erst sechszehn Uhr, doch jede Minute, die ich mit ihr verbringen konnte erfreute mich, also stimmte ich zu.
Zuerst entschieden wir uns für einen Actionfilm. Er war gut und ich mochte Farinas Filmgeschmack, aber ich konnte einfach nicht den Blick von ihr lassen.
Immer wenn eine spannende Szene kam ballte sie ihre Finger zu Faust und wenn sie die Handlungen der Protagonisten nicht verstand kräuselte sie die Nase. Diese winzigen Bewegungen faszinierten mich so unglaublich stark.
Sie schmiegte sich in meine Arme und ich legte meinen Kopf auf ihren, während ich den Geruch nach Erdbeer und Vanille genoß. Was war das nur für ein Parfüm?
Plötzlich durchbrachen Schreie die Ruhe. Die Tür zu Farinas Raum wurde aufgerissen und Dominic stand im Türrahmen: "Luciano ist weg."
Irritiert fragte ich: "Wie: weg?"
"Er war mit Stefanie in seinem Zimmer, danach wollte er kurz eine Rauchen gehen, doch als Stefanie nach ihm sehen wollte, war er nicht mehr da", antwortete Dominic hektisch.
"Beruhige dich, Luciano maxht sicher nur einen Streich oder ist in die Stadt gegangen um Alkohol zu kaufen oder ein weiteres Mädchen flachzulegen", sagte ich mit ruhiger Stimme, mehr zu mir selbst als zu Dominic.
"Glaubst du wirklich, Luciano würde ohne Auto, seine Schlüssel und seinen Ring in die Stadt gehen? Den habe ich gefunden", Dominic warf mir einen silbernen Ring zu, den ich geschickt auffing.
Auf der Innenseite des schlichten Schmuckstückes war Lucianos Name und sein Geburtsdatum eingeprägt. Es war definitiv echt und Luciano würde den niemals einfach so liegen lassen.
Er hatte mir erzählt, der Ring sei seine einzigen Erinnerungen an seine verstorbene Mutter.
Farina hatte inzwischen auch schon den Ernst der Lage bemerkt und den alten breiten Fernseher ausgeschaltet.
Dann folgten wir Dominic, der uns zu einer der Tische im Eingangsbereich führte.
Dort warteten bereits alle anderen auf uns. Die restlichen Männer, Stefanie, Eliana, die weiße Königin, einige Sicherheitsmänner und zwei junge Frauen vom Personal.
Die weiße Königin schien erleichtert, als sie uns beide erkannte: "Gut, alle sind anwesend, außer Luciano. Es ist bereits vorgekommen, dass feindliche Länder unsere Herrscher in der weißen Woche attakierten, daher müsst ihr nun vorsichtiger sein.
Irgendjemand hat es auf unser Gelände geschafft und Luciano entführt. Ich will ehrlich sein: Ich glaube nicht, dass er mit seinem Leben davon kommt. Doch die Wahl muss weitergehen. Der zukünftigen König muss gewählt werden, sonst versinkt unser Land im Chaos. Ich werde alle Dienstkräfte auf die Suche nach ihm schicken, doch ich glaube nicht, dass wir Erfolg haben."
Betretenes Schweigen erfüllte den Raum. Niemand traute sich die Stille zu durchbrechen.
Schließlich räusperte sich Dominic: "Es ist schon spät, wir sollten alle auf unsere Zimmer gehen, am besten zu zweit um den Entführern keine weitere Chance zu geben und uns nur noch in Gruppen aufhalten. Hoffentlich finden die Bediensteten Luciano. Wir können nichts mehr für ihn tun."
Eliana schüttelte hektisch den Kopf, während ihr Tränen das Gesicht herunterliefen: "Wir müssen irgendetwas tun."
Enrico streichelte beruhigend durch ihr Haar und sie klammerte sich an ihn, als wäre er ihr Rettungsanker. Er beugte sich herunter und hob sie in seine Arme.Währenddessen schmiegte sich Stefanie an Nicolas, der ziemlich schlecht gelaunt wirkte und sogleich ein paar Schritte Abstand nahm. Casper, der sonst ziemlich still war, starrte auf einen Punkt auf dem Boden und schien wie erstarrt. Während Farina tapfer versuchte eine neutrale Miene zu erhalten.
Ich zog sie an mich und gemeinsam verließen wir als erste die Eingangshalle und gingen auf ihr Zimmer: "Macht es dir etwas aus, wenn ich bei dir schlafe?"
"Nein", flüsterte sie und der Schreck über die letzte Nachricht war ihr anzuhören.
Wir alle wussten, dass keiner von uns viel Schlaf bekommen würde, aber wir versuchten unser bestes. Wir versuchten weiterzumachen, obwohl einer von uns fehlte.
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Eliana ist so unglaublich lieb und unschuldig, sie könnte neben einem Fünfjährigen stehen und wäre immer noch süßer. (Und weniger nervig)
Bilder: (https://pin.it/5BaPBwX)
Liona
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Die Gunst der Königin
RomanceAdriana Elea. Ruhig und Logisch. Zukünftige Königin des Landes. Die Tradition besagt, dass Adriana sich zwischen dem Herrschern der acht Landteile entscheiden muss. Diese versuchen auf ihrem Anwesen herauszufinden wer der drei Mädchen die Prinzessi...