Kapitel 30 - Ein Schultag voller Ignoranz

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Sobald ich das Haus verlassen, auf den Bus gewartet und zur Schule gefahren war, war ich nur wütender geworden.

Doch das ließ sich ganz gut mit Musik unterdrücken, wie ich nun herausgefunden hatte.

Bisher hatte ich Musik dazu genutzt, meinen Gefühlen freien Lauf zu lassen, doch seit heute nutzte ich diese, um sie zu ignorieren.

Gerade ging ich die Treppenstufen hinauf in Richtung meines Klassenzimmers - ich hatte kaum fünf Minuten mehr, bis die zweite Stunde begann -, als ich bemerkte, dass eine mir allzu bekannte Person auf mich zukam.

Demonstrativ verschränkte ich meine Arme vor der Brust und hob mein Kinn.

„Hast du mir vielleicht etwas zu sagen, Adam Williams?", sagte ich trotzig.

Ich hatte mit einem „Wüsste nicht, was" oder „Weiß nicht, wie du darauf kommst" gerechnet, aber nicht mit seiner Reaktion: Er starrte mit leeren Augen auf den Boden. Dann drückte er sich an mir vorbei und verschwand bald schon hinter einer Ecke.

Was war denn das?

Hatte er nicht einmal eine kleine Entschuldigung parat?

Er hatte mich auch gar nicht begrüßt!

Er hatte mich nur... ignoriert?

Pah, das musste ich mir nun wirklich nicht gefallen lassen.

Schließlich war nicht ich diejenige, die ihn sitzengelassen hatte, sondern er mich!

Ich war doch kein Fußabtreter!

Am liebsten hätte ich ihm „Hey, Adam, ich rede mit dir" hinterhergerufen, doch ich besann mich eines besseren.

Ich drehte mich einfach um und verschwand genauso hinter einer Ecke, wie er ein paar Sekunden vor mir.

Aber ich war noch immer wütend.

Kurz vor dem Klassenzimmer atmete ich einmal tief ein und aus, klopfte, trat ein und murmelte ein „Hallo" und ratterte eine kleine Entschuldigung ab.

Dann ging ich zu meinem Platz und lauschte der schön schrecklichen Unterrichtsstunde, die mir bevorstand.

Wir hatten gerade Physik und ich verstand wie immer nur Bahnhof.

Doch plötzlich, gerade als ich mal kurz mit meinen Gedanken abschweifte, hörte ich ein leises „Psst".

Ich fuhr herum und erblickte eine Reihe hinter mir Abigails Gesicht.

„Isabella, hi", sagte sie.

Ich war etwas irritiert.

Was wollte sie? So mitten im Physikunterricht...

„Äh, ich wollte nur fragen, weshalb... äh... Bitte versteh' mich nicht falsch, ich will nicht aufdringlich sein, oder so, aber... Du musst es mir auch nicht verraten, aber...", quasselte sie.

„Nun spuck's schon aus!", meinte ich nur.

Möglichst schnell wollte ich mich wieder meinem Ich-versteh'-nur-Bahnhof-Fach zuwenden, damit ich hoffentlich bald mehr als das kapieren würde. Und Nachhilfe wollte ich schließlich nicht haben, obwohl ich eine zweite Erklärung wohl gut gebrauchen konnte...

„Ich wollte dich fragen, weshalb du gerade zu spät gekommen bist. Es geht mich nichts an, das weiß ich, aber ich halt einfach neugierig...", plauderte Abigail.

Eigentlich mochte ich Abigail ja, aber ich wusste auch, dass sie den Ruf hatte, den Klatsch und Tratsch der Schule gut weiterzuverbreiten.

Und es schien so, als wäre ich das neue Gesprächsthema der Schule.

„Wenn du es unbedingt wissen willst...", sagte ich und verdrehte die Augen während sie nur eifrig nickte.

„MS. MASON UND MS. PARKER, könnten Sie BITTE aufpassen? Dieser Stoff ist relevant für die baldige Klausur", wies uns Mr. Peterson zurecht.

„Verzeihung", murmelte ich. Abigail verdrehte nur die Augen und wisperte „Spießer" in meine Richtung. Ich unterdrückte ein Kichern.

I just wish I could forget youWo Geschichten leben. Entdecke jetzt