Kapitel 54 - Beim Direktor

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„Mr. Miller, ich kann das erklären...", begann ich.

„Dann bin ich ja mal gespannt. Wissen Sie, es kommt nicht oft vor, dass eine Schülerin schluchzend in mein Büro stürmt, einem Zusammenbruch nahe, und behauptet, dass jemand aus meiner Schule sie zu Boden geworfen, an ihren Haaren gezerrt und ihr gedroht hat. Sie verstehen was ich meine, richtig?", meinte Mr. Miller und lehnte sich angespannt in seinem Stuhl vor. Dabei faltete er die Hände und blickte mir abschätzend in die Augen.

Mein Atem stockte. So formuliert klang es wirklich brutal.

Lautes Schluchzen war zu hören.

Neben mir saß Aubrey, sich an ein Taschentuch klammernd. Sie machte sich nicht einmal die Mühe, ihre Tränen abzutupfen, weshalb die Mascara und der Lidschatten schon komplett verlaufen waren.

Diese Idiotin log doch! Das konnte jeder, der nicht vollkommen blind war, erkennen!

Aber ich wusste nicht, was ich sagen sollte.

Nach einigen Sekunden des Schweigens forderte mich Mr. Miller auf: „Sie wollten uns das doch erklären, Miss Mason? Nur zu."

Ich schwieg wieder.

„Miss Mason, ich habe nicht den ganzen Tag Zeit. Geben Sie zu, all das getan zu haben?"

„Es... stimmt, das ist korrekt, aber... Sie haben doch mit Sicherheit Verständnis für mich, wenn ich Ihnen meine Seite der Geschichte erkläre?"

Mr. Miller nickte. „Wie eben schon erwähnt: Nur zu."

„Ich... Ach, wissen Sie was? Ich streite nichts ab. Rein gar nichts. Aber grundlos hab ich all das nicht gemacht. Sie hat es verdient. Und es ist nicht so, als hätte ich Aubrey nicht gewarnt...", meinte ich und verschränkte die Arme vor der Brust, bevor ich mich in meinem Stuhl zurücklehnte.

„Das ist Ihre Erklärung? Weil Miss O'Connor es verdient hat?", fragte Mr. Miller ungläubig.

„I- ich s- sag es d- doch, sie ist g- geisteskrank!", schluchzte Aubrey Mitleid erregend.

„Ha!", rief ich. „Wer ist hier geisteskrank?"

„Ladies, bitte", schaltete sich Mr. Miller ein. „Ein wenig Respekt sollten Sie einander aufbringen können."

„Sie h- hat an meinen Haaren g- gezogen, mich auf den Boden g- geworfen und m- mir gedroht! Wer ist h- hier nicht respektvoll?", wimmerte Aubrey.

Am liebsten hätte ich sie in ihr verlogenes Gesicht geschlagen, aber ich besann mich - wie so oft - eines besseren.

Also schnaubte ich genervt. „Sie wollen die Geschichte hören? Nun gut. Sie...", ich deutete auf die falsche Schlange neben mir, „hat mit meinem Freund geflirtet."

Siegessicher lehnte ich mich in meinem Stuhl zurück und verschränkte die Arme.

„D- das stimmt n- nicht!", behauptete Aubrey schniefend.

Ich rollte nur mit den Augen.

„Kann das auch jemand bezeugen? Ihr Freund vielleicht?", fragte Mr. Miller mich.

Ich dachte kurz nach.

Wieso eigentlich nicht? Mit Jake hätte ich die bessere Ausgangsposition.

„Gut", sagte ich deshalb.

Mr. Miller faltete seine Hände wieder auseinander, hielt den Knopf der Sprechanlage unserer Schule gedrückt und sagte: „Mr. Smith, bitte sofort in mein Büro!" Dann ließ er den Knopf los und blickte Aubrey und mich abwartend an.

Es entstand eine sehr unangenehme Stille, bis es etwa drei Minuten später an der Tür klopfte. „Herein!", rief Mr. Miller.

Die Tür ging auf und Jake trat ein.

I just wish I could forget youWo Geschichten leben. Entdecke jetzt