Kapitel 35 - Meine Mutter

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An diesem Abend war ich so glücklich, dass ich es fast nicht übers Herz brachte, Jake allein nach Hause fahren zu lassen. Ich war eben verliebt.

Nachdem ich mein Fahrrad aufgeschlossen hatte - Jake hatte mir angeboten mich zu fahren, aber ich hatte ihm erklärt, dass ich mit meinem Fahrrad hergekommen bin - war ich zu meiner Mutter gefahren.

Gerade stellte ich mein Fahrrad in den Schuppen im Garten.

Dann ging ich zur Terrasse und klopfte dort an die Glastür.

„Mama?", rief ich. Es war mir klar, dass sie mich nicht hören konnte, aber ich rief trotzdem.

Durch die Fensterscheibe erkannte ich, dass meine Mutter gerade am Herd stand und etwas kochte, das wie Gulasch aussah. Aber ich war mir nicht sicher.

Wieder klopfte ich.

Diesmal hörte meine Mutter das Geräusch und kam hektisch auf mich zugelaufen.

Sie öffnete die Glastür und ließ mich herein.

„Hallo, Schatz, wie war dein Treffen mit Jacob?", fragte Mama.

Sie kannte ihn von meinen Erzählungen und da er mich immer in der Früh abholte und nachmittags absetzte, hatte sie schon öfter einen Blick auf ihn geworfen.

Sie fand ihn ziemlich attraktiv, wusste aber auch, dass er nicht auf über vierzigjährige stand. Sie vermutete es zumindest.

„Es war schön. Er hat Schokoladeneis gegessen und ich Mango. Sonst ist nichts besonderes passiert...", murmelte ich.

Meiner Mutter wollte ich nicht sagen, dass er nun mein Freund war. Bei solchen Sachen flippte sie immer ein wenig aus. Sie machte sich zum Beispiel Sorgen wegen der Schule. Ob ich noch gute Noten schreibe, wenn ich einen Freund hätte und so weiter. Oder ob er der Richtige für mich sei. Ob er mich nur ausnütze.

Deshalb wollte ich unsere Beziehung vorerst geheim halten.

„Okay. Essen ist gleich fertig. Es gibt Gulasch", sagte Mama und holte zwei Schüsseln hervor. „Eigentlich sollte der für morgen Nachmittag sein, aber ich habe etwas zu viel gemacht, also müssen wir heute auch noch Gulasch essen."

Sie schöpfte drei Kellen in eine Schüssel. Die erste reichte sie mir. Ich stellte die Schüssel auf Mamas Platz. Während meine Mutter langsam die zweite Schüssel füllte, holte ich zwei Löffel hervor. Mit der zweiten Schüssel kam meine Mutter zum Tisch und setzte sich. Ich reichte ihr einen Löffel.

Das war ein fataler Fehler. Denn als ich ihr mit meiner rechten Hand den Löffel reichte, rief sie: „Was? Bitte sag' mir, dass der Ring ein gewöhnlicher Ring ist!"

„Aber nein, Mama, ich...", begann ich, doch meine Mutter weis mich zurecht.

„Wie kannst du in deinem Alter nur verlobt sein?! Vor allem mit wem?! Ist es dieser Jake? So ein Idiot! Du kennst den noch gar nicht und willst ihn heiraten?! Ihr wart noch nicht einmal zusammen! Das würde ich ja tolerieren, aber doch keine Verlobung mit siebzehn Jahren! Dein Vater wird außer sich sein, wenn er davon erfährt!", rief meine Mutter aufgebracht. Nicht mehr lange, und sie bekam einen hysterischen Anfall - wenn es nicht schon einer war.

„Aber Mama, hör' mir doch mal zu!", entgegnete ich entrüstet.

„Du und eine Verlobung?! So etwas kannst du machen, wenn du ausziehst und nicht mehr unter meinem Dach lebst, aber solange das der Fall ist, heiratest du nicht!", rief sie wütend.

„Mensch Mama, lass mich doch erklären!", versuchte ich es erneut.

DU HEIRATEST NICHT!!", schrie sie mich an.

Ich war nun ebenfalls wütend. Ich hatte versucht, es ihr zu erklären, aber wenn sie mir nicht zuhören wollte, war das nicht mein Problem. Ich würde ja nicht heiraten, ich hatte nur einen Freund! Aber wenn sie das nicht interessierte, war es nicht mein Problem.

Wutentbrannt schnappte ich mir meine Schüssel Gulasch und den Löffel und stapfte in mein Zimmer.

„DU BLEIBST HIER!", rief meine Mutter, doch ich knallte nur meine Zimmertür zu und schloss mit dem Schlüssel ab, von dem meine Mutter eigentlich dachte, dass er gut unter einem Blumentopf versteckt sei.

Ich hatte ihn als kleines Mädchen einmal gefunden und für solche Fälle aufbewahrt.

Um mich zu beruhigen, schnappte ich mir das iPad, das zufällig in meinem Zimmer lag und startete meine Lieblingsserie. Bei solchen Streits half mir meine Serie immer...

I just wish I could forget youWo Geschichten leben. Entdecke jetzt