Duskwood: wie geht es weiter?

7. Neue Nachrichten

Die Fahrt verlief sehr ruhig. Ich konnte spüren, dass es in Thomas immer noch brodelte. In nicht mal zwanzig Minuten waren wir wieder bei Hannahs Wohnung angekommen. Mit einem Summen öffnete sich die Haustür, doch Thomas hielt mich zurück und deutete Cleo schon mal reinzugehen. Verwirrt sah ich ihn an.

"Warte kurz." Er wartete darauf, dass die Tür zufiel, bis er fortfuhr. "Bitte sei ehrlich zu mir. Findest du nicht auch, dass Hannah sich komisch verhält?" Ich sah ihn mit hochgezogener Augenbraue an.

"Naja, nach allem, was passiert ist, nach allem, was wir über sie, Amy und Jennifer herausgefunden haben... Ich meine, sie hat noch kein Wort darüber verloren. Nicht über Amy und auch nicht über Jennifer."

Als wir Hannah erzählt haben, was Richy wirklich getan hat, hatte ich natürlich auch Jennifer angesprochen. Sie stand sowieso schon unter Schock, deshalb hatte ich mit keiner großen Reaktion gerechnet. Mittlerweile schien es ihr besser zu gehen, aber sie hatte kein Wort über das vor zehn Jahren Geschehene verloren. Ich musste Thomas zustimmen; es war etwas merkwürdig, als wäre es nicht wichtig, obwohl diese Situation von damals sie belastete und sie sich sogar der Polizei stellen wollte.

Thomas legte den Kopf schief, als er sagte: "Ich glaube, es liegt an Jake." Nun war ich verwirrt. Warum an Jake? Doch diese Frage beantwortete er mir auch sogleich.

"Sie ist so versessen auf ihn. Als erwähnt wurde, dass Jake mit dort unten war, war sie wie ausgewechselt und fing an, von der Gestalt, die sie gesehen hatte, zu erzählen und wollte unbedingt mit dir sprechen. Schließlich bist du ja auch so versessen auf ihn." Ich biss mir auf die Lippen. Der kleine Seitenhieb traf ins Schwarze. Thomas sah plötzlich so traurig aus, und er tat mir sofort leid.

"Ich habe Angst, dass ich unsere Beziehung nicht mehr retten kann. Ich habe Angst, dass sie mich nicht mehr will, sondern Jake." Geschockt riss ich die Augen auf. Ich meine, ja, Hannah war sehr erpicht darauf, Jake zu finden, und in der Hütte ist sie ihm direkt um den Hals gefallen. Die Erinnerung daran versetzte mir einen kleinen Stich. Sie war ihm doch nur dankbar, versuchte ich mir einzureden. Ich seufzte, wie so oft in letzter Zeit. Ich kannte das Gefühl, das ich empfand, wenn ich jetzt an Hannah und Jake dachte: Eifersucht. Obwohl ich die Wahrheit kannte. Jake war Hannahs Halbbruder. Er würde nicht...

Ich schüttelte meinen Kopf, aber ich wollte ehrlich mit Thomas sein. "Die beiden hatten früher schon Kontakt. Jake hatte diesen abgebrochen, weil er das Gefühl hatte, dass Hannah sich in ihn verliebt hat", sagte ich. Hannah wusste bisher nicht, dass sie und Jake verwandt sind. Was ist, wenn sie doch noch etwas für Jake empfindet?
Thomas wandte seinen Blick von mir ab und steckte seine Hände in die Hosentaschen. "Aber das heißt nicht, dass sie immer noch Gefühle für ihn hat", fügte ich noch schnell hinzu und wollte es mir einreden. Er schnaubte.

"Ich glaube schon... Lass uns hochgehen", meinte er monoton und betätigte die Klingel. Wieder ertönte das Summen, und er drückte die Tür auf. Oben stand Cleo mit einem fragenden Blick in der Tür, den Thomas gekonnt ignorierte. Ich zuckte bloß mit den Schultern.

Im Wohnzimmer erschlug mich fast die angespannte Stimmung. Dan war nun auch hier und saß in seinem Rollstuhl neben dem Sofa. Thomas ließ sich neben ihm auf das Sofa fallen und schlug ihn leicht gegen die Schulter als Begrüßung. Lilly, Jessy und Hannah saßen ebenfalls dort.

"Wo ist Jake?" wollte ich wissen.
"Jetzt bekommt man hier nicht mal mehr ein einfaches 'Hallo'", gab Dan gespielt entrüstet von sich.
"Der Hackerman blockiert schon seit einer gefühlten Ewigkeit das Badezimmer", nörgelte er.
"Es ist gerade mal eine Viertelstunde", verbesserte ihn Hannah.
"Oh, jetzt stoppt sie schon die Zeit. Dass du ihn überhaupt alleine duschen gehen lässt. Gut, dass Tommyboy nicht hier war." Es sollte nur ein Scherz sein, doch Dan traf einen Nerv. Thomas neben ihm versteifte sich. Hannah sah irgendwie ertappt aus. Die Situation war mehr als nur unangenehm für alle im Raum.