Scarlett und Hugo

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Wie definiert man eigentlich Liebe? Wann weiß man, dass man jemanden liebt? Wie erkennt man den Unterschied, ob es Liebe oder Gewohnheit ist? Fragen über fragen, jedoch keine Antworten. Ich bin mir nicht einmal so sicher, ob ich das jemals erfahren werde. Die Türen öffnen sich und ich sehe lauter lächelnde Gesichter vor mir. Einige schniefen, andere schauen schockiert und dann gibt es welche die grinsen. Die einzigen die ich verstehe sind diejenigen, die schockiert schauen, denn mein Kleid ist nicht gerade das, was sie sich erwartet haben. Dann blicke ich in seine Augen und sehe Hass und ich bin mir sicher, dass er genau das gleiche in meinem Gesicht sieht. Hass. Ein starkes Wort. Doch ich bin mir ziemlich sicher, dass ich ihn abgrundtief hasse. Dann sehe ich in das Gesicht von meinem Vater, der neben mir geht, und empfinde Mitleid. Mitleid dafür, dass er keine normale Jugend genossen hat. Mitleid dafür, dass er nun mal so ist wie er ist. Ich sehe nach rechts und sehe Hugo's Eltern. Hugo's Vater nickt mir selbstsicher zu, denn für ihn ist es so als hätte ich mit Hugo den Jackpot geknackt. Ja, Hugo sieht gut aus, keine Widerrede. Er ist groß, gebaut und hat ein wunderschönes Gesicht. Wäre da nicht sein Charakter. Seine Mutter durchbohrt mich mit ihrem Blick und als ihre Augen zu meinem Kleid wandern, schnauft sie und schüttelt frustriert den Kopf. Ich schenke ihr mein schönstes Lächeln, kann es jedoch nicht unterlassen die Augen zu verdrehen. Neben ihr sitzt Hugo's Schwester, die mir einen bemitleidenden Blick würdigt und neben ihr sitzt ihre beste Freundin, die mich mit ihren hasserfüllten Augen anfunkelt. Ein Grinsen verlässt meine Lippen. Sie möchte das hier wahrscheinlich noch weniger, als Hugo und ich gemeinsam, doch verhindern konnten wir es alle nicht. Nach einigen Sekunden, die sich angefühlt haben wie Stunden, kommen wir endlich an. Mein Vater nimmt meine Hand und Hugo streckt seine Hand aus und somit übergibt mich mein Vater an ihn. Mein Vater zieht mich in eine kurze Umarmung, nicht weil er möchte, sondern weil es sein muss, denn sonst würden die Leute beginnen alles zu hinterfragen. Wahrscheinlich die erste Umarmung die ich jemals von ihm bekommen habe. Dann sehe ich in Hugo's Augen und überlege wie wir bloß hier gelandet sind? Seine hasserfüllten Augen starren zurück und ich bin mir sicher, dass er mich gerade verflucht. Doch genau das tue ich auch. Ja, ich verfluche ihn. Wieso musste seine Mutter ihn auf die Welt bringen? Wieso mussten sich unsere Väter kennenlernen? Wieso mussten unsere Großväter ihr Unternehmen an unsere Väter weitergeben? Wieso mussten sie sich streiten und dann noch um das Unternehmen, welches ihre Väter sich aufgebaut hatten? Unsere Großväter die seit ihrer Kindheit unzertrennlich sind. Wieso mussten sie sich so tief in die Scheisse reiten, dass jetzt Hugo und ich es wieder ausbaden müssen? Vor nicht einmal einem Monat saßen unsere Großväter und unsere Väter am Tisch und brüllten sich an. „Wie könnt ihr es wagen?" brüllten sie immer und immer wieder. „Nach all dem Geld welches wir in dieses Unternehmen gesteckt haben? Ihr seid erwachsene Männer, wie kommt ihr darauf unser Geld zu verspielen? Wie kommt ihr darauf um euch um das Unternehmen zu streiten?" Damit wusste ich, dass die Grenzen unserer Großväter überschritten waren. „Die 50 Prozent von dir-." mit dem Finger zeigte mein Großvater auf meinen Vater und wandte sich dann zu Richard. „Und die 50 Prozent von dir, nehmen wir wieder retour. Es ist mir lieber, wenn nach unserem Tod ein potenzieller Mitarbeiter das Unternehmen leitet statt unsere Söhne, die dazu leider nicht fähig sind!" Hugo's Großvater nickte nur enttäuscht. Mein Vater sprang auf die Beine und schrie das würden sie ihren Söhnen doch niemals antun, doch die Entscheidung war gefallen. Zumindest dachte ich es, bis Hugo's Vater sprach. „Eure geliebten Enkelkinder, Scarlett und Hugo, sie sind seit längerer Zeit ein Paar." sofort machte mein Vater große Augen, doch Richard sah ihn an und mein Vater sagte nichts. „Sie arbeiten doch schon im Unternehmen und kennen sich mit allem aus. Überschreibt die Firma an die zwei. Ich weiß, dass wir zwei euch enttäuscht haben, doch eure Enkelkinder würden das nie tun." sofort leuchteten die Augen von meinem Vater auf. Er wusste, was Richard vor hatte und das verschaffte ihm ein Lächeln ins Gesicht. „Ja, ja das tun sie." sprach mein Vater weiter. „So würde es trotzdem ein Familienunternehmen bleiben und unsere Kinder würden euch ganz sicherlich nicht so hintergehen wie wir zwei es getan haben." Unsere Großväter schauten sich einige Sekunden lang an, bevor Richards Vater das Wort ergriff. „Da wir euch nicht mehr vertrauen und wir nicht noch einmal dieses Gespräch hier führen müssen, wollen wir Beweise. Wenn Scarlett und Hugo sich doch so sehr lieben, dann wollen wir eine Heiratsurkunde sehen." mein Herz schlug schneller. Das konnten sie doch nicht ernst meinen? „Die Aktien werden an die zwei weitergegeben, sobald die Heiratsurkunde vorliegt." dann schaute mein Großvater zu Richards Vater und er nickte. „Um sicher zu gehen, dass das keine dumme Idee von euch ist, das Unternehmen zu behalten, müssen die zwei genau ein Jahr lang verheiratet bleiben. Unser Hochzeitsgeschenk wird eine Wohnung sein, in der sie leben werden. Schaffen sie es ein Jahr lang verheiratet zu bleiben, gehört das Unternehmen den zweien. Schaffen sie es nicht, dann möchte ich weder den Familiennamen Grey noch Wood in Verbindung mit unserem Unternehmen setzen!" Unsere Väter nickt nur und somit war das Gespräch beendet.

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