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Jungkook

Als unsere beiden Hyungs aus meinem Blickfeld verschwunden sind, sehe ich unsicher zu Taehyung hinüber, der nervös mit seinen Fingern spielt, die in seinem Schoss liegen. Er hat seinen Kopf gesenkt und den Blick auf seine Hände gerichtet und ich räuspere mich leise. "Hey", murmle ich kaum hörbar, doch Taehyung vernimmt es dennoch und sieht auf der Stelle fragend auf.

Ich versuche mich in einem kleinen Lächeln. "Willst du was machen?", frage ich ihn und zucke dazu unbestimmt mit den Schultern. Wir können ja auch etwas unternehmen, wenn Jimin und Hobi Hyung sich bereits in ein Casino verzogen haben. Doch Taehyung zuckt bloss ratlos mit den Schultern und kratzt sich dann nachdenklich am Hinterkopf. "Uhm", beginnt er dann aber unsicher und schürzt die Lippen.

"Ja?", hake ich nach und lehne mich etwas in seine Richtung. Der Braunhaarige sieht weg und seufzt leise. "Du hast doch auf dem Weg hierher sicher die Bibliothek gesehen, oder?", fragt er mich leise. Ich weite die Augen, nicke aber langsam. "Hab ich", bestätige ich ihm, während ich die Autoschlüssel in meinen Fingern etwas drehe. "Soll ich dich hinfahren?", schlage ich vor und lege dazu den Kopf schief. Taehyung sieht wieder zurück zu mir und zuckt mit den Schultern. "Kannst du denn Autofahren?"

Ich nicke. Tatsächlich habe ich meinen Führerschein vor wenigen Monaten gemacht, also sollte das kein Problem darstellen. "Wenn... wenn es dir nichts ausmacht, würde ich gerne dahin", gibt er dann leise bekannt und sieht wieder unsicher weg. Ich zucke jedoch mit den Schultern. "Dann lass uns losgehen", meine ich und stehe bereits auf.

"Echt?", höre ich den Braunhaarigen fragen, während ich mich bücke, um die Tabletts und den Abfall wegzubringen. Ich lache sanft und nicke abermals. "Klar - wenn du dahin willst, dann können wir zur Bibliothek", erwidere ich. Ich war zwar niemals wirklich ein Fan von Lesen, aber wenn es ihm gefällt, dann fahre ich ihn liebend gerne hin.

Wenn ich ihn irgendwie glücklich machen kann, würde ich wohl alles tun, also fahre ich ihn auch zu einer Bibliothek. "Danke, Jungkook", höre ich ihn leise sagen, noch während ich unseren Abfall wegbringe. Ich bleibe mitten auf dem Weg zum Mülleimer stehen und drehe mich halb zu ihm um, um ihm ein breites Lächeln zu schenken. "Nicht dafür, Tae", antworte ich zufrieden und setze dann meinen Weg fort.

Anschliessend kehre ich zu ihm und Jimins Auto zurück, wo der Braunhaarige auch bereits steht. Ich öffne den Wagen und steige ein, während Tae es sich neben mir auf dem Beifahrersitz bequem macht.

Während ich den Motor starte, vom Parkplatz fahre und mich in den Verkehr einfädle, schweigen wir beide, was dazu führt, dass ich nach einigen Minuten den Kopf kurz zu ihm drehe und den Älteren mustere. Taehyung hat die Ärmel seines Oberteils über seine Hände gezogen und sieht aus dem Fenster hinaus. Ich seufze leise und richte meinen Blick wieder auf die Strasse.

Er scheint so weit von mir entfernt zu sein, dabei ist er bloss wenige Zentimeter von mir getrennt. Körperlich ist er mir so nahe, aber psychisch trennt uns eine riesige Schlucht und während ich auf einer Seite stehe, befindet er sich auf der anderen und will nicht einmal versuchen, einen Weg zu mir rüber zu finden.

Nachdenklich kaue ich auf meiner Unterlippe herum, während ich schalte und in die nächste Strasse einbiege. Die Bibliothek ist nicht sonderlich weit vom Fast Food Laden hier entfernt, aber es ist unnötig, den Wagen stehen zu lassen und den ganzen Weg wieder zurück zu legen, nur um dann zu einem Hotel zu fahren, demnach verstehe ich, dass Taehyung darum gebeten hat, dass ich ihn fahre.

Nach wenigen Minuten halten wir schliesslich vor dem nicht allzu grossen Gebäude am Strassenrand und ich stelle den Motor ab, ehe ich wieder Taehyung ansehe, der sich bereits abschnallt. "Hyung?", mache ich leise, woraufhin er inne hält in seinem Tun und zu mir blickt.

"Ich liebe dich", murmle ich und blicke ihm dabei immerzu in die Augen. Diese weiten sich nach meinen Worten und er räuspert sich leise, bevor er sich gänzlich abschnallt und seine Hand an den Türgriff des Wagens legt. "Das solltest du nicht", erwidert er ebenso leise, genau wie das letzte Mal, als ich es ihm gesagt habe.

Ich seufze leise, als er die Tür öffnet und aussteigt, schnalle mich selbst hastig ab und tue es ihm dann gleich. "Ich tue es trotzdem", wiederhole ich meine Worte von dieser Nacht ebenfalls und stütze mich mit einer Hand am Autodach an, während ich den Älteren darüber hinweg ansehe.

Taehyung stösst ein beinahe verzweifelt klingendes Lachen aus und fährt sich durch die Haare, ehe er Jimins Auto umrundet und vor mir zum Stehen kommt. "Hast du es immer noch nicht kapiert, Jungkook?", fragt er mich und in seinen Augen spiegelt sich die blanke Verzweiflung, "Das ist ein Fehler, okay?!"

"Ich glaube, du hast nicht verstanden, wie ernst es mir ist", erwidere ich harsch und trete näher an ihn heran, was nur zur Folge hat, dass er zurücktritt. Es ist nichts von grosser Bedeutung, doch es sorgt dafür, dass ich leer schlucke und einen Stich in meinem Herzen spüre. Dieser kleine Schritt rückwärts tut mehr weh, als er sollte. "Ich werde nicht damit aufhören, nur weil du denkst, es ist nicht gut für mich, Taehyung, denn das ist eine Lüge, die du dir selbst eingeredet hast. Verstehst du das? Gibst du diesen bescheuerten Glauben nun endlich auf?"

Aber der Braunhaarige schüttelt auf meine Frage nur den Kopf, bevor er gänzlich weg sieht.

Frustriert und aufgefühlt fahre ich mir durch die Haare und sehe ihn beinahe hilflos an. Was soll ich nur tun, damit er endlich damit aufhört, mich wegzustossen, weil er glaubt, es sei nur zu meinem Besten und zu seinem Schutz, nicht von mir verlassen zu werden? Er hat geschafft, sich einzureden, dass ich jemand besseren finden würde, kann er sich dann nicht auch einreden - die Wahrheit sehen und glauben - dass es niemand besseren als ihn gibt?

Ich liebe ihn doch und ich will niemand anderen.

Doch bevor Taehyung mir die Chance gibt, ihm das deutlich zu machen, hat er sich bereits komplett von mir abgewendet, läuft zu den Türen der Bibliothek und lässt mich einfach an Ort und Stelle stehen.

Young Forever [Vkook]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt